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Die Botschaft des Feuers

Die Botschaft des Feuers

Titel: Die Botschaft des Feuers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katherine Neville Charlotte Breuer Norbert Moellemann
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er und deutete auf die andere Seite der Wiese.
    Key warf einen Blick auf ihre Uhr und nickte.
    »Wer wird hier sein?«, wollte ich wissen und schaute in die Richtung, in die er gezeigt hatte.
    »Unser Fahrer«, antwortete Key. »Es gibt einen Parkplatz ein Stückchen abseits der Straße. Jemand bringt uns zum Flughafen.«
    Ich entdeckte einen Mann, der aus dem Dickicht am anderen Ende der Wiese auftauchte, genau gegenüber der Stelle, wo wir sie betreten hatten.
    Selbst aus dieser Entfernung erkannte ich ihn, als er durch das hohe Gras auf uns zustapfte, an seiner hochgewachsenen, schlanken Figur und dem schlaksigen Gang - und nicht zuletzt an den unverkennbaren dunklen Locken, die im Wind wehten.
    Es war Wartan Asow.

Die Asche
     
     
     
     
Mein Feuer zu Asche zerfallen,
Vom Barden im Busen kein Laut,
Statt Inbrunst nur mäßiges Wallen -
Und mein Herz wie mein Hirn ganz ergraut.
    LORD BYRON,
To the Countess of Blessington
     
     
     
     
Besser in Aktion zu sterben als beim Nichtstun.
    LORD BYRON, MäRZ 1824

Messolongi, Griechenland
OSTERSONNTAG, 18. APRIL 1824
    Es regnete schon seit Tagen, und der Regen schien nie mehr enden zu wollen.
    Seit zwei Wochen blies aus Afrika der Schirokko und wütete mit der fürchterlichen Kraft einer von der Leine gelassenen Bestie, zerrte und rüttelte an den kleinen Steinhäusern und übersäte die Felsküste mit allem möglichen Unrat.
    Im Capsali-Haus, wo die Briten und andere Ausländer einquartiert waren, herrschte Stille, genau wie Dr. Bruno und Dr.
Millingen es angeordnet hatten. Sogar das Kanonenschießen für die traditionelle griechische Osterfeier war von der Miliz auf ein Gelände vor der Stadtmauer verlagert worden, und man hatte die Bewohner der Stadt aufgefordert, sich trotz des schlechten Wetters dorthin zu begeben.
    In dem verwaisten Haus war jetzt nur noch der rasende Lärm des Unwetters zu hören.
    Im Obergeschoss lag Byron unter den Decken auf seinem türkischen Sofa. Selbst sein großer Neufundländer, Lyon, lag still, den Kopf zwischen den Pfoten. Und sein Kammerdiener Fletcher stand schweigend am anderen Ende des Zimmers und goss Wasser in die ständig bereitstehende Karaffe mit Brandy, um den Alkohol zu verdünnen.
    Byron betrachtete die Wände und Decke seines Salons, den er persönlich bei seiner Ankunft - war das erst drei Monate her? - mit einer Sammlung von Andenken aus seinem privaten Besitz geschmückt hatte. Die Schwerter, Pistolen, Krummsäbel, Gewehre, Bajonette, Trompeten und Helme an den Wänden hatten gewaltigen Eindruck auf Byrons lärmende und raue Leibwächterschar gemacht, eine aus Sulioten bestehende Brigade. Sie hatten im Erdgeschoss Quartier bezogen - bis Byron diesen Haufen wüster Schläger schließlich ausbezahlt und zurück an die Front geschickt hatte.
    Es war einer von Byrons seltenen Momenten geistiger Klarheit, und er hätte gern die Kraft besessen, aufzustehen und die klappernden Fensterläden zu öffnen, um das Wüten des Sturms direkt mitzuerleben.
    Besser in der wilden Umarmung einer natürlichen Gewalt zu sterben, so schien ihm, als langsam und qualvoll dahinzusiechen und sich mit Pflastern und Blutegeln traktieren zu lassen. Er hatte sein Möglichstes versucht, sich diesen ständigen Aderlässen zu widersetzen, da er den Blutverlust nicht ertrug.
Durch die Lanzette waren mehr Menschen ums Leben gekommen als durch die Lanze, hatte er wiederholt seinem Arzt Dr. Bruno erklärt, den er für einen unfähigen Trottel hielt.
    Aber bis es Lucca Vaya, dem Leibarzt des griechischen Administrators Mavrocordato, am Vortag endlich gelungen war, den Stürmen zu trotzen und den Strand von Messolongi zu erreichen, hatte Byron bereits mehr als eine Woche lang die Qualen des Fiebers und des Schüttelfrosts ertragen müssen - seit jenem Ritt am 9. April, als die Elemente ihn erwischt hatten und er krank geworden war.
    Und am Ende hatte »Bruno der Metzger« seinen Willen durchgesetzt und wiederholt Byrons Adern aufgeschlitzt, um Liter um Liter Blut abzuzapfen. Heiliger Himmel! Der Mann war schlimmer als ein Vampir!
    Obwohl ihn die Lebensgeister allmählich verließen, verfügte Byron immer noch über genügend Klarheit, um zu begreifen, dass er in den vergangenen Tagen mehr als die Hälfte der Zeit im Delirium verbracht hatte. Und ebenfalls kam ihm die nüchterne Erkenntnis, dass es sich bei seiner Krankheit um mehr als nur eine Erkältung oder um Frostbeulen handelte.
    Wahrscheinlich litt er an derselben »Krankheit«, die auch Percy

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