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Die Botschaft des Feuers

Die Botschaft des Feuers

Titel: Die Botschaft des Feuers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katherine Neville Charlotte Breuer Norbert Moellemann
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Rendezvous an einem noch abgelegeneren Ort als Lake Hood organisiert, einem kleinen privaten Wasserflughafen an einem See nördlich von Anchorage, einem Ort, wo die Leute wahrscheinlich nicht einmal wussten, was ein Aston Martin Limited Edition überhaupt ist, und noch weniger ein Ort, wo dieser auch nur die geringste Aufmerksamkeit erregen würde. Ich fragte mich bloß, wie der Wagen von Wyoming durch mehrere Tausend Kilometer Steppe dorthin gekommen war?
    »Lass mich raten«, sagte ich zu Lily, »du und meine Mutter seid über den Alcan Highway rund um die Uhr durchgefahren und habt dabei fröhlich ›Night and Day‹ gesungen. Oder wie habt ihr es sonst bis hierher geschafft?«
    »Auf die übliche Weise«, erwiderte Lily und rieb Zeigefinger und Daumen in dieser zeitlosen Geste, die besagte: Kohle . »Nachdem ich mir unsere Route angesehen hatte, war mir sofort klar, dass für mich nur eine Autofähre infrage käme.«
    Alle verstummten, als mein Vater mit Wartans Hilfe aus dem Flugzeug stieg und meine Mutter zum ersten Mal seit zehn Jahren erblickte. Selbst Zsa-Zsa war still.
    Natürlich wissen wir alle im Prinzip, wie wir auf diese Welt gekommen sind: Eine Samenzelle tanzt mit einem Ei. Einige glauben, dass Gott den Funken entzündet, der den Prozess in Gang setzt, für andere handelt es sich eher um einen chemischen Vorgang. Aber was wir jetzt vor uns sahen, war etwas vollkommen anderes, und wir alle wussten es. Jetzt war ich froh, dass Wartan uns beide vor den beschlagenen Spiegel gestellt hatte, damit ich mich so sehen konnte, wie er mich sah. Und in diesem Augenblick, als wir miterlebten, wie meine
Eltern sich zum ersten Mal seit zehn Jahren anschauten, verstand ich, weshalb ich auf der Welt war.
    Egal, wie man es betrachtete, es war eine Art Wunder.
    Mein Vater vergrub seine Hände im Haar meiner Mutter, und als sie sich küssten, schienen ihre Körper miteinander zu verschmelzen, zu einem zu werden. Wir alle sahen ihnen sehr lange zu.
    Key, die neben mir stand, flüsterte: »Die scheinen ja die Ursprüngliche Bestimmung in- und auswendig zu kennen.« Sie überlegte einen Moment und fügte dann hinzu: »Vielleicht haben sie sie ja selbst verfasst.«
    Mir kamen schon wieder die Tränen. Wenn das langsam zur Gewohnheit wurde, würde ich demnächst immer mit einem Handtuch herumlaufen müssen.
    Ohne meine Mutter loszulassen, streckte mein Vater langsam einen Arm aus. »Ich glaube, er meint dich «, raunte Lily mir zu.
    Ich ging zu den beiden hinüber, und sie umarmten mich, sodass wir dastanden wie ein verschlungenes Bündel. Aber ehe mir die ganze Gefühlsduselei peinlich werden konnte, sagte mein Vater etwas, was er schon während des ganzen Fluges versucht hatte, mir zu erklären: »Es war meine Schuld, Alexandra. Das weiß ich mittlerweile. Das war die einzige Situation, in der ich mich gegen Kat durchgesetzt habe. Aber du sollst wissen, dass ich es nicht deinetwegen getan habe - sondern meinetwegen.«
    Obwohl er mit mir sprach, ruhten seine Augen noch immer auf meiner Mutter.
    »Nachdem ich damals nach Amerika gekommen war und begriff, dass ich mich zwischen zwei Dingen, die ich liebte, entscheiden musste - gegen Schach und für das Leben mit Kat -, ist mir das sehr schwergefallen. Zu schwer. Aber als mir
klar wurde, dass meine Tochter Schach spielen konnte, und dass sie spielen wollte« - er sah mich mit seinen silbergrauen Augen an; es waren meine Augen, stellte ich fest -, »wusste ich, dass du, Xie, meine Stellvertreterin sein konntest. In gewisser Weise habe ich dich benutzt, wie Eltern es tun, die ihre Kinder zum Ehrgeiz anspornen - wie nennt man die noch?«
    »Bühnenmütter«, sagte meine Mutter mit einem hellen Lachen und brach die slawische Schwere ein wenig auf. Sie legte meinem Vater eine Hand auf den Kopf und schob die Haare von der dunkelroten Narbe weg, die sich nie wieder aus unserem Leben würde entfernen lassen. Mit einem traurigen Lächeln fügte sie hinzu: »Aber du hast für dein Verbrechen genug bezahlt, denke ich.«
    Zu mir sagte sie: »Es gibt tatsächlich dieses andere Spiel, über das wir sprechen müssen, und ich fürchte, es muss an Ort und Stelle geschehen. Ich hatte nicht viel Zeit herauszufinden, wie viel du eigentlich weißt. Aber du konntest doch all die Botschaften entschlüsseln, die ich dir hinterlassen habe, oder? Vor allem die erste?«
    »Das Schachbrett ist der Schlüssel«, sagte ich.
    Kaum hatte ich den Satz beendet, tat sie etwas ganz Merkwürdiges. Sie ließ

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