Die Botschaft des Feuers
Name ist Charlot de Remy.«
»Deine Mutter muss die ganze Zeit Bescheid gewusst haben«, sagte Key. »Das ist die einzige Erklärung dafür, warum sie Galen March vom ersten Moment an vertraut hat, warum sie einverstanden war, wieder nach Four Corners zu ziehen, mit ihm als Beistand für den Fall, dass sie Hilfe brauchte. Ich vermute, es wurde in dem Moment notwendig, als sie erfuhr, dass dein Vater in der Lage sein würde, sich wieder an Dinge zu erinnern. Es hätte euch alle in Gefahr gebracht, wenn, du weißt schon, wen ich meine, herausgefunden hätte, wo dein Vater steckte, und ihn in die Hände bekommen hätte, bevor wir ihn in Sicherheit bringen konnten. In dem Moment beschloss deine Mutter, Galen March als Puffer in Colorado auf den Plan zu rufen und auch Wartan und mich mit ins Boot zu holen.
Es ergibt auch einen Sinn, dass Kat dich, deinen Onkel und Lily Rad so lange wie möglich über ihr Wissen und ihre Pläne im Unklaren gelassen hat. Die beiden und Kat waren schon in der letzten Runde Spieler, und es hatte eine neue Runde begonnen. Außerdem seid ihr alle drei so risikofreudige Schachspieler, genau wie dein Vater, dass sie wahrscheinlich befürchtet hat, einer von euch könnte die ganze Sache einfach selbst in die Hand nehmen. Deshalb hat sie alles selbst organisiert. Deine Mutter hat es faustdick hinter den Ohren.«
Da hast du verdammt recht , dachte ich.
Alle waren der Meinung, dass es einfacher wäre, wenn Wartan und ich die Unterlagen in Galens Päckchen zuerst lesen und die anderen danach, wenn nötig, ins Bild setzen würden.
Also zogen wir uns in eine Ecke zurück, nahmen die Papiere aus dem Päckchen und begannen beim Schein des Kohlenfeuers die Geschichte von Charlot de Remy zu lesen.
DIE GESCHICHTE DES WEISSEN KÖNIGS
Ich war noch nicht ganz sieben Jahre alt, als ich aus Ägypten nach London zurückkehrte, gemeinsam mit meinem Lehrer Schahin, der mich von klein auf wie ein Vater großgezogen hatte - eigentlich sogar wie Vater und Mutter in einer Person. Es war vorhergesagt worden, dass ich das Rätsel lösen würde, und meine Mutter glaubte daran. Bereits vor meiner Geburt hatte das Spiel von ihrem Leben Besitz ergriffen und das Leben ihrer engsten Gefährtin, ihrer geliebten Cousine Valentine, ausgelöscht.
Schahin und ich trafen aus Ägypten in London ein, erfuhren, dass meine Mutter während meiner Abwesenheit mehrere Monate mit meinem Vater in Paris verbracht und von ihm sieben Figuren des Schachspiels erhalten hatte, die von der weißen Mannschaft erbeutet worden waren - mit dem Versprechen, es würden noch mehr werden, wenn mein Vater sie sich beschaffen könnte.
Wir erfuhren weiterhin, dass meine Mutter als Ergebnis dieser seltenen Begegnung zwischen meinen Eltern kurz vor unserer Ankunft aus Ägypten ein Mädchen zur Welt gebracht hatte, meine Schwester Charlotte. Vier Jahre lang, in denen die kleine Charlotte zu einem gesunden Kind heranwuchs, brüteten meine Mutter, Schahin und ich in Newtons ehemaligem Haus in Cambridge in einem Zimmer mit Blick auf den Küchengarten über den Aufzeichnungen des berühmten Gelehrten. Dort machte ich eine Entdeckung: Das Geheimnis,
um das seit Jahrhunderten gekämpft wurde, war mehr als die Formel für die Umwandlung unedler Metalle, es war das Geheimnis der Unsterblichkeit - al-iksir , wie die Araber es nannten -, das Elixier des Lebens. Aber noch wusste ich nicht alles.
Ich war zehn Jahre alt und Charlotte schon vier, als wir unserem Vater, Charles-Maurice Talleyrand, zum ersten Mal begegneten. Das war in den Bädern von Bourbon-l’Archambault. Meine Mutter, entschlossen, das Spiel zu beenden, das ihr ganzes Leben beherrschte, hatte uns mitgebracht, damit wir ihr halfen, unserem Vater das Versprechen abzunehmen, noch mehr von den Figuren sicherzustellen.
Nach jenem Abend in den Bädern von Bourbon, als ich zehn Jahre alt war, sah ich meinen Vater zwanzig Jahre lang nicht mehr. Er hatte meiner Mutter das Zugeständnis abgerungen, ihn die kleine Charlotte als seine Adoptivtochter aufziehen zu lassen, aber sie brachte es noch nicht übers Herz, sich von mir trennen. Ich sei der verheißene Prophet, sagte sie. Ich sei unter den Augen der Göttin in der Wüste geboren. Ich sei derjenige, der das Rätsel des Montglane-Spiels lösen würde.
Und in dem letzten Punkt sollte sie recht behalten.
Fast zwanzig Jahre lang mühten wir uns ab, zuerst in London, später in Grenoble, aber jahrelang erzielten wir über die anfängliche Erkenntnis dessen
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