Die Botschaft des Feuers
das ich selbst vor Haidée als Überraschung verborgen hielt. Wenn es mir gelang, dieses große Werk zu vollenden, das zu schaffen ich geboren und bestimmt war, würde unsere Liebe, so unmöglich es auch scheinen mochte, sogar das Grab überleben.
Alles schien perfekt zu sein.
Dank der Bemühungen meiner Mutter besaßen wir jetzt die Zeichnung des Schachbretts und das edelsteinbesetzte Tuch, zwei entscheidende Teile, die die Äbtissin von Montglane für uns gerettet hatte, außerdem die sieben Figuren, die einst von meiner Stiefmutter, Mme Catherine Grand, erbeutet worden waren. Ebenfalls waren wir im Besitz der schwarzen Dame, die Zar Alexander Talleyrand geschenkt hatte - eine Kopie, angefertigt von Zar Alexanders Großmutter Katharina, wie wir aus dem letzten Brief der Äbtissin an Letizia Bonaparte und Schahin wussten. Meine Mutter, Schahin und Kauri waren immer noch unterwegs auf der Suche nach den anderen Figuren.
Aber ich besaß auch die echte schwarze Dame - der allerdings ein Smaragd fehlte -, die viele Jahrzehnte lang von den Bektaschis und Ali Pascha gehütet worden war. Diese hatten Haidée und ich mithilfe von Kauri von der einsamen felsigen Insel vor der Küste von Maino gerettet, wo Byron sie versteckt hatte.
Jeden Nachmittag brachte ich in unserem Labor in Grenoble mit Jean Baptiste Joseph Fourier zu, dem großen Wissenschaftler, den ich schon seit meiner Kindheit in Ägypten kannte. Sein Schützling, Jean François Champollion, hatte erst kürzlich auf Kosten des Herzogs der Toskana eine ausgedehnte Reise unternommen, um die ägyptischen Kunstgegenstände zu studieren, die bereits auf zahlreiche Sammlungen in ganz Europa verteilt worden waren, und im Jahr davor war er selbst von einer zweiten Reise nach Ägypten zurückgekehrt, von der er entscheidende Informationen mitgebracht hatte.
Daher sah ich trotz der begrenzten Anzahl von Figuren, die sich zum damaligen Zeitpunkt in unserem Besitz befanden, vorher, dass ich kurz vor der großen Entdeckung stand, die
sich mir so lange verschlossen hatte - das Geheimnis des ewigen Lebens.
Dann, gegen Ende Juli, schickte Lafayette, der in Paris während der Julirevolution die Nationalgarde befehligte, einen jungen Mann zu uns nach Grenoble. Dieser Emissär war der Sohn des großen verstorbenen Militärbefehlshabers General Thomas Dumas, der unter Napoleon Oberbefehlshaber der Armee in den baskischen Pyrenäen gewesen war.
Der Sohn, der achtundzwanzigjährige Alexandre Dumas, mittlerweile ein beliebter Stückeschreiber in Paris, wirkte wie ein romantischer Antiheld mit seinen kreolischen Gesichtszügen, dem dichten Lockenschopf und der Jacke im militärischen Schnitt, gegen die sich ein langes, fließendes Halstuch verwegen absetzte. Offiziell war er von Lafayette unter dem Vorwand in den Süden geschickt worden, Waffenladungen, Pulver und Munition nach Paris zu bringen. In Wirklichkeit jedoch sollte er Informationen beschaffen.
Der Wissenschaftler Monsieur Fourier war schon seit Langem weltberühmt als Autor der Schrift über die Wärme, deren Erkenntnisse bereits während der vergangenen Jahre in die Verbesserung von Kanonen und Schusswaffen eingeflossen waren. Aber sein alter Freund und Verbündeter hatte offenbar Wind von einem anderen Projekt bekommen. Der General, der Frankreich bereits am Vorabend einer wiederhergestellten Republik oder einer konstitutionellen Monarchie wähnte, hegte jedoch auch Hoffnung auf eine ganz andere Art von Durchbruch - der nichts mit Kriegsführung und Waffen zu tun hatte -, eine Entdeckung, von der die Menschen seit Ewigkeiten träumten.
Aber mit dem, was ihn in Grenoble erwartete, hatte Lafayettes junger Abgesandter Alexandre nicht gerechnet. Wie sollte er auch? Niemand konnte wissen, was die Zukunft uns
allen schon sehr bald bringen würde - das heißt, niemand außer mir.
Aber es gab etwas, das sich meinem zweiten Gesicht immer noch entzog, und das war Haidées Schicksal.
»Haidée!«, rief der junge Dumas aus, als er meine unglaublich schöne und hochschwangere Frau zum ersten Mal sah. » Ma foi! Was für ein entzückender Name! Also gibt es nicht nur in Byrons Gedichten Frauen, die diesen Namen tragen?«
Kurz gesagt, er war völlig hingerissen von ihr, wie alle anderen auch - und nicht nur diejenigen, die die Gedichte ihres Vaters bewunderten! Alexandre vergötterte meine geliebte Haidée und hing ihr tage- und wochenlang bewundernd an den Lippen. Die beiden waren unzertrennlich und wurden sehr gute
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