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Die Botschaft des Feuers

Die Botschaft des Feuers

Titel: Die Botschaft des Feuers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katherine Neville Charlotte Breuer Norbert Moellemann
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hoch oben auf einem Hügel, und jetzt kommen wir von der niedrigsten Stelle - dem Fluss.«
    »Na ja, die Stadt ist nicht so angelegt, wie man das normalerweise von Städten kennt«, antwortete ich, während wir durch die steilen, kurvigen, kreuz und quer verlaufenden Straßen von Georgetown hügelaufwärts gingen. »Die meisten Leute glauben, Washington wäre in einer Art Sumpf angelegt - so steht es auch in vielen Büchern. Aber hier gab es überhaupt keine Sümpfe - nur ein paar schilfbewachsene Feuchtgebiete, die für das Washington-Monument ausgebaggert wurden. Tatsächlich gleicht die Stadt mehr dieser heiligen ›Stadt auf dem Hügel‹, von der Galen und die Piscataways
sprachen - dem Altar, dem Heiligtum, dem Tempel des Menschen. Der Hügel, den wir jetzt hochgehen, gehörte zu einer der ersten Landübertragungen durch die Briten in dieser Gegend - benannt nach einer berühmten Schlacht am Felsen von Dumbarton in Schottland. Der Ort, zu dem wir unterwegs sind - auf den die Pfeile auf der Karte meiner Mutter zeigen, ungefähr zwölf Blocks von hier -, nennt sich Dumbarton Oaks.«
    »Den kenne ich natürlich«, sagte Wartan, was mich doch einigermaßen überraschte. »Er ist doch berühmt«, fügte er hinzu. »Weltberühmt sogar. Dort wurde vor dem Ende des Zweiten Weltkriegs das erste Treffen zwischen Vertretern der Vereinigten Staaten, Englands, Russlands und Chinas abgehalten, die Konferenz, aus der die Vereinten Nationen hervorgingen. Das unmittelbar darauf folgende Treffen fand in Jalta auf der Krim statt, ganz in der Nähe des Geburtsorts deines Vaters.«
    Er bemerkte meinen verständnislosen Blick und schüttelte den Kopf über die Ignoranz der Amerikaner in Bezug auf große historische Ereignisse, die direkt vor ihrer eigenen Haustür stattgefunden haben. »Aber wie kommen wir da rein?«, fragte er. »Wird das Gelände nicht streng bewacht?«
    »Es ist an den meisten Tagen ab vierzehn Uhr für Publikum geöffnet«, erwiderte ich.
    Als wir oben in der Thirty-first Street ankamen, wo sie auf die R Street stößt, standen die großen Eisentore von Dumbarton Oaks auf der anderen Straßenseite bereits offen. Zwischen den gewaltigen Eichen wand sich eine breite Auffahrt bis zum Herrenhaus hinauf. Hinter dem Tor rechts erwarben wir am Kartenhäuschen einen Plan des sechs Hektar umfassenden Parks und einen Prospekt mit Informationen über die Geschichte des Orts, den ich Wartan in die Hand drückte.

    »Warum sollte deine Mutter etwas an einem derart bekannten Platz verstecken, wo sie möglicherweise beobachtet werden könnte?«, flüsterte er mir zu.
    »Ich bin mir nicht sicher, dass es tatsächlich hier ist«, sagte ich. »Auf ihrer Karte sieht man nur einen Pfeil, der auf das Tor und in den Park hinein zeigt. Das legt für mich den Schluss nahe, dass, was auch immer meine Mutter hier versteckt hat, sich eher im Park als im Haus oder in anderen Gebäuden befindet.«
    »Vielleicht aber auch nicht«, entgegnete Wartan, der etwas in dem Prospekt entdeckt hatte. »Sieh dir doch mal das Foto an.«
    Auf der Innenseite des Prospekts war ein farbenfroher Wandteppich abgebildet, auf dem eine Frau dargestellt war, die umgeben war von Putten und Engeln mit Heiligenschein. Die Frau in der Bildmitte schien Geschenke an die Engel zu verteilen. Darunter befand sich eine Inschrift auf Griechisch.
    »Hestia Polyolbos«, sagte Wartan und übersetzte es gleich: »Hestia voll der Gnaden.«
    »Hestia?«, fragte ich mit großen Augen.
    »Eine der ältesten griechischen Göttinnen«, erklärte Wartan, »die Göttin des Herdfeuers. Sie ist fast so alt wie Agni in Indien. Hier steht, dass dieser Wandteppich ein sehr seltenes Stück ist - frühes Byzanz, hergestellt in Ägypten im sechsten Jahrhundert und ein Meisterwerk der in dieser Sammlung enthaltenen Kunstschätze -, vor allem da es fast keine Darstellungen von Hestia gibt. Ebenso wie Jahwe erscheint sie nur als Feuer. Sie ist der Fokus - das heißt der Mittelpunkt des Hauses oder, noch wichtiger, einer Stadt .«
    Er warf mir einen bedeutsamen Blick zu.
    »Okay«, sagte ich. »Dann lass uns reingehen und es uns ansehen.«

    Das Herrenhaus, die Orangerie und das byzantinische Zimmer waren menschenleer. Obwohl es längst Nachmittag war, kamen wir uns wie Frühaufsteher vor.
    Schon der erste Blick auf den Wandteppich versetzte uns in Erstaunen. Er maß etwa einen Meter achtzig in der Höhe und einen Meter zwanzig in der Breite und strahlte in beinahe surrealen Farben: nicht nur in

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