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Die Botschaft des Feuers

Die Botschaft des Feuers

Titel: Die Botschaft des Feuers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katherine Neville Charlotte Breuer Norbert Moellemann
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von Grund und Boden. Dieses Haus haben sie für Alexandras Urgroßmutter gebaut, von der es heißt, sie wäre die erste weiße Medizinfrau gewesen.«
    »Die Urgroßmutter meiner Mutter«, korrigierte ich. »Sie muss in jeder Hinsicht eine bemerkenswerte Frau gewesen sein. Sie wurde in einem Planwagen geboren und ist hiergeblieben, um die Heilmethoden der Einheimischen zu studieren und sich mit Heilkräutern zu befassen.«
    Lily verdrehte die Augen, als wollte sie sagen, dass es sich bei den Heilkräutern, falls das Ambiente irgendwelche Schlüsse zuließ, nur um halluzinogene Pilze gehandelt haben konnte.

    »Ich fasse es einfach nicht«, bemerkte meine Tante. »Wie hat Kat es bloß all die Jahre hier oben ausgehalten? Das Haus hat ja durchaus einen gewissen Charme, aber wie sieht es denn mit anderen Annehmlichkeiten aus?« Die zappelnde Zsa-Zsa immer noch auf dem Arm, schlenderte sie durch den riesigen Raum und hinterließ mit ihrem blutrot lackierten Fingernagel eine Spur in der Staubschicht auf den Möbeln. »Also, ich meine, wo ist zum Beispiel der nächste Friseursalon? Wer holt die schmutzige Wäsche und liefert sie sauber wieder ab?«
    »Ganz abgesehen von der Frage: Wo befindet sich die sogenannte Küche?«, fügte ich hinzu und zeigte auf die Feuerstelle. »Meine Mutter ist nicht gerade darauf eingestellt, Gäste zu bekochen.« Was diese ganze Geburtstags boum noch unverständlicher machte.
    »Ich bin Ihrer Mutter noch nie begegnet«, sagte Wartan, »obwohl ich Ihren Vater sehr bewundert habe. Ich hätte mich Ihnen niemals aufgedrängt, aber ich fühlte mich so geehrt, als Ihre Mutter mir angeboten hat, hier zu übernachten …«
    »Hier übernachten ?«, krächzte ich.
    »Kat hat darauf bestanden, uns alle hier im Haus unterzubringen«, bestätigte Lily seine Worte. »Sie meinte, es sei genug Platz für alle, und es gebe sowieso keine anständigen Hotels in der Nähe.«
    Beides stimmte - zu meinem Pech. Aber, wie Lily gleich hinzufügte, gab es ein anderes Problem.
    »Anscheinend ist Kat noch nicht von ihrem Ausflug zurück, was eigentlich überhaupt nicht zu ihr passt«, sagte sie. »Immerhin haben wir alles stehen und liegen lassen, um herzukommen. Hat sie irgendeine Nachricht hinterlassen, die erklärt, warum sie uns erst eingeladen und sich dann aus dem Staub gemacht hat?«

    »Jedenfalls nichts Offenkundiges«, antwortete ich ausweichend. Was hätte ich sonst sagen können?
    Glücklicherweise hatte ich die Geistesgegenwart besessen, das tödliche Spiel in die Kissenhülle zu stopfen, ehe Wartan Asow an der Tür erschien. Aber die verschlüsselte Nachricht, die auf dem Flügel gelegen hatte, und die hohle schwarze Dame samt verstecktem Inhalt brannten mir immer noch ein Loch in die Hosentasche. Und ins Gehirn.
    Wie konnte ein Stück Pappe plötzlich hier auftauchen, das, soweit ich wusste, nur mein Vater und ich vor zehn Jahren und Tausende Meilen von hier entfernt zu Gesicht bekommen hatten? In dem Schockzustand und dem Chaos nach dem Tod meines Vaters in Sagorsk hatte ich kaum noch an die merkwürdige Frau gedacht, die mir kurz vor dem Spiel diese Nachricht in die Tasche gesteckt hatte. Später hatte ich dann angenommen, die Karte wäre genauso spurlos verschwunden wie die Frau. Bis jetzt.
    Ich musste mir Wartan Asow vom Hals schaffen - und zwar schnell -, damit ich ein paar Dinge mit meiner Tante besprechen konnte. Aber noch ehe ich dazu kam, mir zu überlegen, wie ich ihn loswerden konnte, sah ich, dass Lily vor dem Feldschreibtisch der Marke British Campaign stehen geblieben war und Zsa-Zsa auf dem Boden abgesetzt hatte. Mit dem Zeigefinger fuhr sie an dem Kabel entlang, das vom Telefon zu einem Loch in der Seitenwand des Schreibtischs führte. Vergeblich versuchte sie, die Schublade zu öffnen.
    »Diese verdammten Schubladen klemmen schon immer«, sagte ich. Aber mein Herz klopfte wie wild. Wie hatte mir etwas so Offensichtliches entgehen können? In der Schublade befand sich der antiquierte Anrufbeantworter meiner Mutter. Ich trat zu Lily, als sie gerade die Schublade mithilfe eines Brieföffners aufbrach. Es passte mir gar nicht, die privaten
Bänder meiner Mutter vor diesem Publikum abzuhören, aber jetzt hatte ich nun mal den Salat, wie Key sich ausdrücken würde.
    Nach einem kurzen Blick in meine Richtung drückte Lily auf die Abspieltaste. Wartan und Nokomis kamen zu uns herüber.
    Zuerst ertönten die beiden Nachrichten, die ich in Washington auf Band gesprochen hatte, dann ein paar von

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