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Die Botschaft des Feuers

Die Botschaft des Feuers

Titel: Die Botschaft des Feuers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katherine Neville Charlotte Breuer Norbert Moellemann
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das zugegebenermaßen in ihrem Umfeld kaum bekannt war. Keys Mutter entstammte einer langen Linie von Algonkin und Irokesen, und ihr Vater war Nachkomme einer der berühmtesten Gründerfamilien Washingtons: der Familie von Mr Francis Scott Key, dem Autor der Nationalhymne »The Star-Spangled Banner«.
    Wenn also Key hin und wieder nach Washington kam, rollte der DAR ihr im Gegensatz zu den Damen Livingston den sprichwörtlichen roten Teppich aus, und zwar über die Brücke, die direkt in den kleinen Park führt, der den Namen ihres berühmten Ahnherrn trägt, eine Brücke und ein Park, die zufällig genau auf dem Weg zu meiner Haustür lagen.
    Washington.
    Ich weiß nicht, warum mir das ausgerechnet in dem Augenblick in den Sinn kam. Es war nicht nur die »Key Connection«, sondern alles, was damit zusammenhing: Basils geschäftliche Intrigen »im inneren Zirkel von Washington«, Rosemarys gesellschaftliche Ambitionen, Sages Fixierung auf ihre Ahnen und mein langjähriger Aufenthalt dort unter der strengen Obhut meines Onkels Slawa - der, so Lily, ebenfalls eine Schlüsselfigur in dem Spiel war. Es kam mir alles ziemlich suspekt vor.
    Aber wenn meine Mutter meine Aufmerksamkeit auf Washington lenken wollte, warum hatte sie uns dann alle nach Colorado eingeladen? Standen die beiden Orte in irgendeiner Verbindung zueinander? Mir fiel nur ein Ort ein, wo ich das herausfinden konnte.

    In Anbetracht des bescheidenen Talents meiner Mutter für jede Art von Rätsel hatte ich natürlich angenommen, dass jeder ihrer verschlüsselten Hinweise zu etwas Konkretem führen würde wie diesem Zettel aus Russland oder der Schachpartie im Flügel.
    Aber vielleicht war meine erste Annahme ja falsch gewesen.
    Ich entschuldigte mich knapp bei den Anwesenden und stand auf, um mich um das Feuer zu kümmern. Während ich mit dem Schürhaken in der Glut herumstocherte, schob ich eine Hand in die Hosentasche und befühlte die schwarze Dame, in der immer noch der Zettel steckte.
    Aus einigen unserer Fundstücke - die Schachfigur, der Zettel, die alte Zeichnung des Schachbretts - und aus dem, was ich über diese Gegenstände erfahren hatte, hatte ich bereits geschlossen, dass es zwei schwarze Damen gab und dass ein größeres Spiel gespielt wurde: ein gefährliches Spiel.
    In Gedanken ging ich noch einmal durch, welche Hinweise ich seit dem Vormittag zusammengetragen hatte:
    Die falsche Telefonnummer mit den zwei fehlenden Ziffern.
    Das Rätsel, das mich zu der Partie im Flügel geführt hatte.
    Die fehlende schwarze Dame, die sich anstelle der Achterkugel im Dreieck auf dem Billardtisch befand.
    Der in der schwarzen Dame versteckte Zettel von dem Tag damals in Russland.
    Die alte Zeichnung von dem Schachbrett, die wir im Schreibtisch meiner Mutter gefunden hatten.
    Alles wirkte klar und eindeutig, genau wie meine Mutter selbst. Aber ich war mir vollkommen sicher, dass diese Hinweise
den Schlüssel zu noch etwas anderem beinhalten mussten.
    Und dann begriff ich es plötzlich.
    O Gott, wie hatte ich nur so dumm sein können? Hatte ich mir nicht schon als Kleinkind an derartigen Rätseln die Zähne ausgebissen? Am liebsten hätte ich schreiend mit den Füßen aufgestampft und mir die Haare gerauft, was jedoch unter den gegebenen Umständen eher unangebracht gewesen wäre.
    War das nicht das allererste Rätsel, das ich hatte lösen müssen, um mir überhaupt Zugang zum Haus zu verschaffen? Die fehlenden Ziffern der »Telefonnummer« - 64?
    Nicht nur entsprach 64 der Anzahl der Quadrate auf einem Schachbrett, die 6 und die 4 waren auch die beiden letzten Ziffern des Codes für den Safe, in dem meine Mutter den Haustürschlüssel versteckt hatte.
    Das Schachbrett enthält den Schlüssel!
    Als würde sich das Rote Meer vor mir teilen, konnte ich plötzlich zwischen den Reihen der Schachfiguren bis ins Herz des Spiels sehen. Und wenn die erste Botschaft mehr als eine Bedeutungsebene enthielt, dann verhielt es sich bei den anderen garantiert ebenso.
    Ich begab mich auf die andere Seite des Kamins, wo der Kupfertopf mich wenigstens teilweise vor den Blicken der Gäste schützte, und zog die einzige Botschaft aus der Tasche, die in der Handschrift meiner Mutter verfasst war. Ich las:
    WASHINGTON
LUXUSWAGEN
VIRGIN ISLANDS
ELVIS LEBT
WIE OBEN, SO UNTEN
    Washington stand eindeutig ganz oben auf der Liste. Ebenso wie das Schachbrett zum Hausschlüssel geführt hatte, würde diese Botschaft vielleicht auch die anderen Schlüssel liefern, die ich brauchte.

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