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Die Botschaft des Feuers

Die Botschaft des Feuers

Titel: Die Botschaft des Feuers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katherine Neville Charlotte Breuer Norbert Moellemann
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Westen zu verlagern. So einfach ist das.«
    Basil schob sich ein Stück Fleisch in den Mund, als ich mir Sages Teller vornahm.

    »Du bist also der Meinung«, bemerkte Lily darauf trocken, »dass es nicht sein Interesse am Schach, sondern seine Vorliebe für Das Kapital war, was Petrossian das Leben gekostet hat?«
    »Die Polizei hat erklärt, dass diese Gerüchte jeglicher Grundlage entbehren«, entgegnete Basil scharf, ohne weiter auf Lilys Anspielung einzugehen. »Laut offiziellem Bericht ist Petrossian einem Herzinfarkt erlegen. Aber die britische Presse ergeht sich ja gern in Verschwörungstheorien«, fügte er hinzu und trank einen Schluck Wein. »Die werden wahrscheinlich auch nie aufhören, über den Tod von Prinzessin Diana zu spekulieren.«
    Als Basil den »offiziellen Bericht« erwähnte, warf Wartan mir einen verstohlenen Blick zu. Ich brauchte nicht zu raten, was er dachte. Ich tat ihm noch einen Löffel Erbsen auf seinen Teller und ging weiter zu Lily, als Galen March wieder das Wort ergriff.
    »Der Sitz Ihrer Firma ist also in Washington?«, fragte er interessiert. »Ist das nicht ein ziemlich weiter Anfahrtsweg zu Ihrem Arbeitsplatz? Oder von dort aus nach London und nach Russland?«
    Basil lächelte mit kaum verhohlener Herablassung. »Manche Unternehmen funktionieren von allein. Auf dem Weg von einem Theaterbesuch oder einem Einkaufsbummel in London kommen wir immer wieder durch Washington, und meine Frau hat häufig in der Hauptstadt zu tun, aber ich ziehe es vor, hier auf Redlands zu bleiben, wo ich mich wie ein waschechter Rancher geben kann.«
    Die bezaubernde Rosemary Livingston verdrehte die Augen über die Worte ihres Gatten, dann lächelte sie Galen March über den Tisch hinweg an. »Sie wissen ja, wie man mit einer Ranch ein kleines Vermögen machen kann«, sagte sie. Als Galen sie verständnislos anschaute, fügte sie hinzu: »Man fängt mit einem großen an.«

    Alle lachten höflich, machten sich über ihr Essen her und unterhielten sich mit ihren Tischnachbarn, während ich meinen Platz neben Key einnahm und mir den Teller füllte. Aber ich wusste, dass das, was Rosemary gerade gesagt hatte, nicht als Scherz gemeint war. Basil Livingstons Reichtum - ebenso wie sein Geschäftssinn - war hier in der Gegend legendär.
    Es war nur naheliegend, dass ich im Bilde war, denn Basil war auf demselben Gebiet tätig wie Key und wie meine Eltern es gewesen waren: Energie. Der große Unterschied bestand darin, dass er ausbeutete, was die anderen hegten und pflegten.
    Die Ranch der Livingstons in Redlands zum Beispiel - 16 000 Hektar des Colorado Plateaus - war nicht bloß Weideland und ein malerischer Ort, wo man Wirtschaftsgrößen und Staatsoberhäupter empfangen konnte. Redlands zählte ebenfalls zu den größten weltweit bekannten Lagerstätten von industriell verwertbarem Uran.
    Und in Washington, in der Nähe meiner Wohnung am Potomac, besaß Basil ein Gebäude in der K-Street, wo er seine eigenen Lobbyisten untergebracht hatte. Diese Leute hatten die Sorte Gesetze durchgedrückt, die meine Mutter auf die Palme brachten - Steuervergünstigungen für Investitionen in Ölförderung in der Arktis und Steuererleichterungen für spritfressende Geländewagen.
    Ein Grund mehr, sich nicht nur über die Auswahl der Gäste, sondern auch über den Zeitpunkt zu wundern, an dem meine Mutter uns alle hierher eingeladen hatte - eine Einladung, die sie, wie mir auffiel, etwa an dem Tag abgeschickt haben musste, als Basils »Kollege« Taras Petrossian in London ermordet wurde, der Mann, der auch das Schachturnier organisiert hatte, bei dem mein Vater vor zehn Jahren ums Leben gekommen war.

    Ich schaute die um den Tisch herum versammelten Gäste einen nach dem anderen an: Sage Livingston, die mit Wartan Asow flirtete, Galen March, der Key aufmerksam zuhörte, Rosemary Livingston, die gerade ihrem Mann etwas zuflüsterte, und Lily Rad, die Zsa-Zsa auf dem Schoß hielt und sie mit kleinen Häppchen Bœuf Bourguignon fütterte.
    Vielleicht hatte Lily ja tatsächlich recht, und wir hatten es mit einem größeren, gefährlichen Spiel zu tun, aber ich konnte immer noch nicht die Bauern von den anderen Figuren unterscheiden. Das Szenario hier am Tisch kam mir eher vor wie mehrere Partien Blindschach gegen unbekannte Gegner, die alle verdeckte Züge machten. Es war höchste Zeit, eine Bresche ins Unterholz zu schlagen, um eine andere Perspektive zu eröffnen. Und plötzlich glaubte ich zu wissen, wo ich anfangen

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