Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Botschaft des Feuers

Die Botschaft des Feuers

Titel: Die Botschaft des Feuers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katherine Neville Charlotte Breuer Norbert Moellemann
Vom Netzwerk:
Ich zerbrach mir den Kopf, aber mit Luxuswagen und Virgin Islands konnte ich nichts in Verbindung bringen. Ich wusste, dass die ersten drei Hinweise - DC-LX-VI - addiert 666 ergaben, die Zahl des gehörnten Tiers. Noch einmal betrachtete ich das Gesamtbild und begann mit dem nächsten Schritt. Bingo.

ELVIS LEBT
    Aus dem Nachnamen meiner Mutter, Velis, ließen sich nur zwei weitere Anagramme bilden: evils - Übel - und veils - Schleier. Im Buch der Offenbarung, der Apokalypse, in dem das Ungeheuer vorkommt, beschreibt der Apostel Johannes, was am Jüngsten Tag passiert. Und aus meiner von Wortspielen bestimmten Kindheit wusste ich, dass das Wort Apokalypse etwas mit den beiden Anagrammen aus dem Nachnamen meiner Mutter zu tun hatte: Apokalypse, apokalyptein bedeutete so viel wie aufdecken, und Offenbarung beziehungsweise offenbaren kam von revelare: enthüllen, »den Schleier fortziehen«.
    Die letzte Zeile - Wie oben, so unten - war eine harte Nuss. Und wenn ich richtig lag, hatte sie wenig mit der Schachpartie zu tun, die im Flügel versteckt war. Das war nur ein Trick gewesen, der mich so schockieren sollte, dass bei mir alle Alarmglocken läuteten - und es hatte funktioniert.
    Tatsache war, dass ich, wenn ich im Hinblick auf das mangelnde Talent meiner Mutter nicht so voreilig Schlüsse gezogen hätte, schneller draufgekommen wäre. Das würde auch erklären, warum meine Mutter uns alle nach Colorado eingeladen
hatte, an einen Ort namens Four Corners, hoch oben in den Rocky Mountains, in der Mitte der vier Berge, die gemäß der Legenden der Navajo die vier Ecken des Geburtsortes der Welt markieren. Ein kosmisches Schachbrett, wenn es je eins gegeben hatte.
    Wenn man alle Teile zusammensetzte, lautete die komplette Botschaft folgendermaßen:
    Das Schachbrett enthält den Schlüssel
Reiß den Schleier (veil) von den Übeln (evils)
Wie oben, so unten
    Und wenn das Schachbrett den Schlüssel für das Entfernen des Schleiers von den Übeln lieferte, wie es die Botschaft meiner Mutter nahelegte, dann musste die Hochebene, auf der wir uns befanden - wie die alte Blutzeichnung, die wir gefunden hatten -, in irgendeinem Zusammenhang stehen mit dem irdischen Schachbrett hier »unten«, wie ich es vermutet hatte.
    Denn soweit ich wusste, gab es nur eine Stadt auf der Welt, die nach dem Vorbild eines Schachbretts angelegt worden war: die Stadt, die ich meine Heimat nannte.
    Diese Stadt würde der Schauplatz des nächsten Spielzugs sein.

Der Schleier
     
     
     
     
Sollen wir über Dinge schreiben, über die nicht gesprochen werden darf?
    Sollen wir Dinge enthüllen, die nicht enthüllt werden dürfen? Sollen wir Dinge aussprechen, die nicht ausgesprochen werden dürfen?
    KAISER JULIAN, Hymne an die Mutter der Götter

Der königliche Harem Dar El Makhzen-Palast Fes, Marokko
    WINTERSONNENWENDE 1822
     
     
    Haidée zog sich den Schleier vors Gesicht, während sie über den großen Innenhof des königlichen Harems eilte. Sie wurde begleitet von zwei kräftigen Eunuchen, die sie noch nie zuvor gesehen hatte. Alle anderen Frauen im Harem waren im Morgengrauen von Palastwachen geweckt und angewiesen worden, ihre Sachen zu packen und den Palast zu verlassen.
    Der Befehlshaber der Wachen hatte sich Haidée herausgegriffen und ihr befohlen, sich auf der Stelle in den äußeren Hof zu begeben, der den Harem mit dem Palast verband.
    Ein heilloses Durcheinander war ausgebrochen, als die Frauen den Grund für den Räumungsbefehl erfahren hatten: Sultan Mulai Sulaiman, ein Nachfahre des Propheten und ein
unerbittlicher Verfechter des Glaubens, war einem Schlaganfall erlegen. Der Nachfolger des Sultans, sein Neffe Mulai Abd ar-Rahman, würde ganz gewiss seinen eigenen Harem und eigene Höflinge mitführen und in den Gemächern des Palastes unterbringen. Und natürlich war allgemein bekannt, dass bei früheren derartigen Herrschaftswechseln viele Frauen und Männer auf dem Sklavenmarkt verkauft oder sogar in großer Zahl umgebracht worden waren, um Racheakte durch das alte Gefolge auszuschließen.
    Und so hatten die Konkubinen, Odalisken und Eunuchen, während sie sich im warmen Harem - dem von den vertrauten Düften nach Rosenwasser, Lavendel, Honig und Minze erfüllten einzigen Zuhause, das sie je gekannt hatten - hastig angezogen hatten, ängstliche Mutmaßungen darüber angestellt, was diese plötzliche Wende der Ereignisse für sie bedeuten mochte. Was auch immer sie erwartete - sie machten sich wenig Hoffnungen.
    Haidée, als

Weitere Kostenlose Bücher