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Die Botschaft des Feuers

Die Botschaft des Feuers

Titel: Die Botschaft des Feuers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katherine Neville Charlotte Breuer Norbert Moellemann
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musste.
    Unter den acht Personen, die hier am Tisch saßen, befand sich nur eine Person, die meine Mutter nicht eingeladen hatte. Ich selbst hatte sie eingeladen, was meine Mutter allerdings mit Sicherheit vorausgesehen hatte. Diese Person war seit meinem zwölften Lebensjahr meine beste und einzige Freundin. Abgesehen von dem unvermeidlichen Wortspiel, war mir plötzlich klar, dass sie - nomen est omen - die Einzige war, die den Schlüssel zur Lösung des Dilemmas liefern könnte.

    Ich war zwölf Jahre alt. Mein Vater war tot.
    Während der Weihnachtsferien hatte meine Mutter mich von der Schule in New York abgemeldet und mich in eine Schule in den Rocky Mountains in Colorado geschickt - weit weg von allem, was mir vertraut war.
    Sie hatte mir verboten, Schach zu spielen oder auch nur darüber zu reden.

    An meinem ersten Tag in der neuen Schule sprach mich auf dem Korridor ein kesses blondes Mädchen mit Pferdeschwanz an.
    »Du bist neu hier«, sagte sie. Dann, in einem Ton, als würde alles von meiner Antwort abhängen, fügte sie hinzu: »Warst du an deiner alten Schule sehr beliebt ?«
    In meinem ganzen Leben hatte mir noch nie jemand eine solche Frage gestellt, weder in der Schule noch auf meinen Reisen zu internationalen Schachturnieren. Ich wusste nicht, was ich darauf antworten sollte.
    »Ich weiß nicht«, sagte ich. »Was meinst du denn mit beliebt ?«
    Einen Augenblick lang wirkte sie über meine Gegenfrage ebenso verblüfft, wie ich es über ihre gewesen war.
    »Mit beliebt meine ich«, antwortete sie schließlich, »dass andere Kinder sich um deine Gunst bemühen. Sie kopieren deinen Kleidungsstil und sie tun, was du ihnen sagst, weil sie zu deiner Clique gehören wollen.«
    »Du meinst, zu meinem Team?«, fragte ich verwirrt.
    Im selben Moment biss ich mir auf die Zunge, denn ich durfte ja nichts, was irgendwie mit Schach zusammenhing, erwähnen.
    Aber ich nahm seit meinem sechsten Lebensjahr an Turnieren teil. Ich hatte keine Clique, und das einzige Team, das ich kannte, waren meine Trainer, lauter Erwachsene wie mein Vater oder die »Sekundanten«, die meine Partien immer wieder mit mir durchspielten. Im Nachhinein denke ich, wenn ich meine Mitschüler in Manhattan jemals um ihre Meinung gebeten hätte, dann hätten sie mich wahrscheinlich als typische Streberin bezeichnet.
    »Dein Team? Dann bist du also Sportlerin. Du siehst aus, als wärst du es gewohnt zu gewinnen, also musst du beliebt
gewesen sein. Ich bin Sage Livingston. Ich bin das beliebteste Mädchen hier an der Schule. Du kannst meine neue Freundin sein.«
    Diese Begegnung auf dem Korridor mit Sage sollte sich als der Höhepunkt unserer Beziehung erweisen, die ziemlich schnell den Bach runterging. Und das lag an meiner unerwarteten Freundschaft mit Nokomis Key.
    Während Sage mit Cheerleader-Pompons oder Tennisschlägern um mich herumtänzelte, brachte Key mir bei, wie man einen Appaloosa ohne Sattel reitet und wann die mit Sommerschnee bedeckten Felder zum Rodeln taugten - Zeitvertreibe, die meiner Mutter wesentlich sympathischer waren als die elitären Partys im Cherry Creek Country Club in Denver, zu denen Sage mich mitschleppte.
    Sages Vater Basil mochte so reich sein wie Krösus, und ihre Mutter Rosemary mochte die Liste der High Society von Denver bis Washington anführen, aber eine Hoffnung würde sich für Sage nie erfüllen: der Traum von der offiziellen Mitgliedschaft im DAR - Daughters of the American Revolution -, dem Klub der Frauen, die in direkter Linie von den Helden der amerikanischen Revolution abstammten. Ihr Sitz in Washington, zu dem die Constitution Hall gehört, umfasst einen ganzen Block, nur einen Steinwurf vom Weißen Haus entfernt. Seit seiner Gründung vor mehr als hundert Jahren hat der Klub mehr Einfluss in Washington als die Organisation der Nachkommen der Einwanderer, die mit der Mayflower ins Land gekommen sind, oder irgendeine andere elitäre Gesellschaft, die sich um das Kulturerbe verdient macht.
    Und genau aus diesem Grund sträubten sich Sage Livingstons Nackenhaare, wenn es um Nokomis Key ging. Während Key in Hotels als Zimmermädchen oder in Naturschutzgebieten als Parkranger jobbte, um sich ihr Studium zu finanzieren,
wurden Rosemary und Sage, wenn sie nach Washington fuhren, was häufig vorkam, jedes Mal auf den Gesellschaftsseiten als Vorstandsmitglieder bei Benefizveranstaltungen verschiedener öffentlicher Einrichtungen erwähnt.
    Aber Key war selbst eine öffentliche Einrichtung - auch wenn

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