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Die Botschaft des Feuers

Die Botschaft des Feuers

Titel: Die Botschaft des Feuers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katherine Neville Charlotte Breuer Norbert Moellemann
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ausreichend Luft zum Atmen, plötzlich aufsprang und den Wandteppich zur Seite schob. Verwirrt schaute Kauri seinen Vater an, aber der war ebenfalls aufgesprungen und hatte seinen Gefährten am Arm gepackt. Er wirkte nicht minder beunruhigt als Charlot.
    »Was ist los?«, fragte Kauri und versuchte, die beiden Männer wieder hinter den Vorhang zu ziehen, bevor jemand sie entdeckte.
    Charlot schaute Schahin kopfschüttelnd an. Seine blauen Augen wirkten wie verschleiert.
    »Du hast von meinem Schicksal gesprochen, nicht wahr?«, sagte er mit einem bitteren Lächeln zu Schahin. »Vielleicht hatte die Tatsache, dass ich nichts sehen konnte, gar nichts mit Kauri zu tun. Mein Gott. Wie kann das sein? Ich kann immer noch nichts sehen.«
    »Vater, was ist los?«, wiederholte Kauri flüsternd.
    »Was du uns gerade erzählt hast, ist unmöglich«, sagte Schahin zu seinem Sohn. »Es ist ein Paradox. Die Figur, die wir heute aus der Moschee holen wollen - die Schachfigur, die du vor elf Monaten mit aus Albanien gebracht hast -, kann
nicht die schwarze Dame von al-Dschabir ibn Hayyan sein, denn wir haben die schwarze Dame. Sie hat einmal Katharina der Großen gehört. Charlots Vater, Prinz Talleyrand, hat sie vor mehr als fünfzehn Jahren von Katharinas Enkel Alexander zurückgeholt. Wie kann sie also ebenfalls in Ali Paschas Besitz gewesen sein?«
    »Aber«, entgegnete Kauri, »der Baba Schemimi hat gesagt, dass die Figur schon seit über dreißig Jahren im Besitz von Ali Pascha und den albanischen Bektaschi war! Haidée wurde vom Baba auserwählt, weil Lord Byron, ihr leiblicher Vater, etwas mit der Geschichte der Figur zu tun hat. Wir sollten sie zu ihm bringen, damit er sie beschützt.«
    »Wir müssen das Mädchen so schnell wie möglich finden«, sagte Charlot. »Womöglich spielt sie für alles, was noch kommt, eine entscheidende Rolle. Aber zunächst einmal: Meinst du, du kannst diese Parabel entschlüsseln?«
    »Ich glaube, das habe ich schon getan«, sagte Kauri. »Wir müssen am Ort des Gebets anfangen.«

    Kurz vor Mitternacht, als sie endlich davon überzeugt waren, dass der muwaqqit schlief, schlüpften Schahin, Charlot und Kauri aus ihrem Versteck in der Bestattungshalle.
    Die große, menschenleere Moschee mit ihren fünf Kuppeln wirkte wie ein Meer unter einem bestirnten Himmel.
    Kauri hatte gesagt, dass die einzige Stelle in der Moschee, die sich hinter einem »Schleier« verbarg, die Gebetsnische war - und die Nische war der erste Schritt in der Parabel der »Sure des Lichts«.
    In dieser Nische befand sich die Lampe, die unaufhörlich brannte. Sie war umgeben von Glas, »so blank, wie wenn es ein funkelnder Stern wäre«, und brannte mit »Öl von einem
gesegneten Baum «. Der Baum in dem Vers war ein Olivenbaum, dessen Öl auf magische Weise schimmerte, ohne dass »Feuer darangekommen ist«.
    Lautlos schlichen die drei Männer über die marmornen Fliesen zu der Gebetsnische auf der anderen Seite der Moschee. Nachdem sie durch den Vorhang in die Nische getreten waren, betrachteten sie die Lampe, die in ihrem glitzernden Glaszylinder brannte.
    Nach einer Weile brach Charlot das Schweigen. »Du hast gesagt, der nächste Schritt in dem Koranvers sei ein Baum, aber ich sehe hier nichts dergleichen.«
    »Wir müssen den Schleier zur Seite schieben«, sagte Schahin und zeigte auf den Vorhang, durch den sie eben getreten waren. »Der Baum muss sich auf der anderen Seite befinden, im Inneren der Moschee.«
    Als sie die Nische verließen, erblickten sie, was sie vorher übersehen hatten: Vor ihnen hing an einer schweren goldenen Kette unter der zentralen Kuppel der großen Moschee der riesige Kronleuchter mit seinen zahllosen Öllampen, von denen viele in kleinen, mit Sternen und Sonnen verzierten Glaszylindern steckten. Von der Stelle aus betrachtet, wo sie standen, erinnerte der Kronleuchter an die uralte Zeichnung des Weltbaums.
    »Der Baum und das Öl zusammen - das ist das Zeichen«, sagte Schahin. »Das ist vielleicht nicht die Erleuchtung, die der Baba Schemimi sich für meinen Sohn wünscht, aber vielleicht wird es uns helfen herauszufinden, ob es noch eine weitere schwarze Dame gibt.«
    Zum Glück war der Flaschenzugmechanismus gut geölt, und der Kronleuchter ließ sich fast lautlos bewegen. Dennoch bedurfte es der Anstrengung von allen dreien, um die Lampe herunterzulassen - nur um dann festzustellen, dass sie sich
nur so weit herunterziehen ließ, wie es nötig war, damit die Moscheediener die Öllampen mit

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