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Die Botschaft des Feuers

Die Botschaft des Feuers

Titel: Die Botschaft des Feuers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katherine Neville Charlotte Breuer Norbert Moellemann
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selbst wenn deine Vorhersagen gänzlich falsch sein sollten - falls der Castro mitsamt seinen Millionen Juwelen und Tausenden Fässern mit Goldstaub zerstört wird, sind wir alle Bektaschi, wie du weißt, einschließlich des Paschas! Der Sultan und seine Leute mögen die Offiziere durch Getreue des Sultans ersetzt haben, aber selbst die haben es bisher nicht gewagt, uns zu vernichten, und sie werden es auch nicht versuchen, solange der Pascha den ›Schlüssel‹ besitzt, auf den sie alle versessen sind. Und vergiss nicht - wir haben noch eine Rückzugsstrategie.«
    »Ich fürchte, nein«, sagte Mehmet Effendi und reichte dem
General sein Fernglas. »Ich kann es nicht erklären, aber irgendetwas scheint passiert zu sein. Es hat keine Explosion gegeben. Die Dämmerung naht. Und am anderen Seeufer brennen kleine Signalfeuer.«

    »Arslan« Ali Pascha, der Löwe von Ioannina, ging auf dem kalten gefliesten Boden seines klösterlichen Gemachs auf und ab. Er machte sich keinerlei Illusionen über das Schicksal, das ihm bevorstand. Am anderen Seeufer standen die Türken, und deren Methoden kannte er nur zu gut.
    Er wusste, was passieren würde - sein Kopf auf einer Lanze wie die Köpfe seiner beiden armen Söhne, die dumm genug gewesen waren, dem Sultan zu vertrauen. Man würde seinen Kopf für die lange Seereise in Salz einlegen, ihn nach Konstantinopel bringen zur Abschreckung für andere Paschas, die sich zu viel anmaßten. Man würde seinen Kopf auf die Spitzen hoch über den Toren des Topkapi-Palastes spießen, an der Hohen Pforte, um andere Ungläubige von einer Rebellion abzuhalten.
    Aber er war keineswegs ein Ungläubiger, auch wenn seine Frau Christin war. Er fürchtete um seine teure Vassiliki und um die kleine Haidée. Nicht auszudenken, was mit ihnen geschehen würde, sobald er tot war. Seine Lieblingsfrau und seine geliebte Tochter - sie boten den Türken eine Möglichkeit, ihn zu foltern, womöglich sogar bis ins Jenseits hinein.
    Er erinnerte sich noch gut an den Tag seiner ersten Begegnung mit Vassiliki - um diesen Tag rankten sich inzwischen zahlreiche Legenden. Sie war damals zwölf gewesen, genauso alt wie Haidée jetzt. An dem Tag war der Pascha auf seinem tänzelnden, reich geschmückten albanischen Hengst Derwisch in ihre Stadt geritten, begleitet von seinen stämmigen,
langhaarigen, grauäugigen Palikari-Soldaten in ihren bunt bestickten Westen und zotteligen Schaffellmützen, bewaffnet mit Dolchen und mit Intarsien versehenen Pistolen, die in ihren Gürteln steckten. Sie waren auf Befehl der Hohen Pforte in das Dorf gekommen, um eine Strafaktion durchzuführen.
    Der vierundsechzigjährige Pascha war eine eindrucksvolle Erscheinung gewesen mit seinem rubinbesetzten scimitar und der berühmten mit Perlmutt- und Silberintarsien verzierten Muskete auf dem Rücken, einem Geschenk des Kaisers Napoleon. Das war der Tag gewesen - konnte es wirklich sein, dass all das schon siebzehn Jahre zurücklag? -, an dem die junge Vassiliki den Pascha angefleht hatte, ihr Leben und das ihrer Familie zu schonen. Er hatte sie adoptiert und mit nach Ioannina genommen.
    Sie war aufgewachsen in seinen prächtigen Palästen mit plätschernden marmornen Springbrunnen und schattigen Parks, in denen Orangen, Granatäpfel, Zitronen und Feigen wuchsen; in luxuriösen Gemächern mit kostbaren Gobelins, Sèvres-Porzellan und Kerzenleuchtern aus venezianischem Glas. Er hatte Vassiliki großgezogen wie eine Tochter und mehr geliebt als seine eigenen Kinder. Als Vassiliki achtzehn und bereits mit Haidée schwanger gewesen war, hatte Ali Pascha sie geheiratet. Und diese Entscheidung hatte er nie bereut - bis zum heutigen Tag.
    Aber nun würde er ihr endlich die Wahrheit sagen müssen.
    Ach, Vasia, liebste Vasia. Wie hatte er so einen Fehler begehen können? Es musste das Alter sein. Wie alt war er jetzt? Er wusste es nicht einmal genau. Etwas über achtzig? Seine Tage als Löwe waren vorüber. Er würde nicht mehr lange leben, dessen war er sich ganz sicher. Es war zu spät, um sich oder auch nur seine geliebte Frau zu retten.

    Aber es gab noch etwas, das nicht in die Hände der Türken fallen durfte - etwas, das wichtiger war als Leben oder Tod. Das war der Grund, warum der Baba die weite, beschwerliche Reise auf sich genommen hatte.
    Und es war der Grund, warum Ali Pascha den Jungen zum Hamam geschickt hatte, um Haidée zu ihm zu bringen - Kauri, ein »Fünfter«, Opfer der devshirme , nach der seit fünfhundert Jahren jeder fünfte

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