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Die Botschaft des Feuers

Die Botschaft des Feuers

Titel: Die Botschaft des Feuers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katherine Neville Charlotte Breuer Norbert Moellemann
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Charlot großgezogen«, erklärte Kauri. »Er hat uns erzählt, dass Charlot das zweite Gesicht besaß, was auch von demjenigen geweissagt worden war, der dabei helfen würde, die Teile des Spiels zusammenzutragen und das Rätsel zu lösen.«
    »Aber Charlot behauptet, dass seine Mutter noch etwas besitzt, das über unglaubliche Macht verfügt«, sagte Haidée. »Etwas, das unsere ganze Mission … zum Scheitern bringen könnte.«
    »Wenn eine Nonne aus Montglane Charlots Mutter ist«, sagte Byron, »dann braucht man kein ›zweites Gesicht‹, um zu erraten, was ihr mir sagen wollt. Dieser Charlot, von dem ihr sprecht, glaubt, dass er und seine Mutter etwas besitzen, von dem er kürzlich erfahren hat, dass wir es in Wirklichkeit haben. Und zwar etwas, das ihr beide unter Lebensgefahr über Gebirge und übers Meer gebracht habt. Habe ich recht?«
    »Aber wie kann das sein?«, fragte Haidée. »Wenn seine Mutter mitgeholfen hat, das Schachspiel in der Abtei Montglane auszugraben, wenn sie seitdem die Einzelteile aus der ganzen Welt wieder eingesammelt hat, wenn sie die schwarze Dame vom russischen Zaren, dem Enkel von Katharina der Großen, bekommen hat, wie kann es dann eine zweite Dame geben? Und wenn es wirklich zwei gibt, wie kann es sich dann
bei der, die die Bektaschi-Sufis besaßen, um die echte handeln?«
    »Ehe ich versuche, diese Frage zu beantworten«, sagte Byron, »schlage ich vor, dass wir uns ganz genau anhören, weshalb man uns hierherbestellt hat. Letizia Ramolino Bonaparte, Kardinal Fesch und selbst Madame Cosway sind alle Schützlinge der Kirche, in deren christlichen Händen die Figuren sich seit Charlemagne befanden.«
    »Aber Vater«, sagte Haidée mit einem Hilfe suchenden Blick zu Kauri, »das ist bestimmt die Erklärung, der Grund, warum wir alle hier sind! Charlot sagt, seine Mutter, die Nonne Mireille, wurde vor dreißig Jahren zu Schahin, Kauris Vater, in die Wüste geschickt, und zwar von einer Frau, die das fehlende Bindeglied sein muss: Angela-Maria di Pietra Santa. Sie war eine enge Freundin der Äbtissin von Montglane und die Mutter unserer beiden Gastgeber hier in Rom, Letizia Ramolino Bonaparte und Kardinal Joseph Fesch, der allerdings einen anderen Vater hat. Angela-Maria war Napoleons Großmutter! Siehst du das denn nicht, Vater? Sie gehören zur gegnerischen Mannschaft!«
    »Mein Kind«, widersprach Byron, zog seine Tochter an sich und umschlang sie mit beiden Armen. »Das mit den Mannschaften hat keine Bedeutung. Nur das Schachspiel selbst ist wichtig - die Macht, die es besitzt, nicht dieses törichte Spiel. Deswegen suchen die Sufis seit so langer Zeit nach den Einzelteilen, um sie in die Hände jener zurückzubringen, die sie beschützen und sich ihrer niemals aus egoistischen Machtgelüsten bedienen würden, sondern nur zum Wohl aller.«
    »Charlot ist anderer Meinung«, beharrte Haidée. »Wir sind die Weißen, und sie sind die Schwarzen! Und ich glaube, dass Charlot und Schahin auf unserer Seite sind.«

Die Pyramide, Rom
22. JANUAR 1823
    Nur eine schwache Öllampe brannte in der Krypta, wo sie sich auf Letizia Bonapartes Wunsch hin am Morgen nach Shelleys Beerdigung versammelt hatten. Der Großteil des Raums lag in Dunkelheit, was Charlot seit seiner Abreise aus Fes zum ersten Mal Gelegenheit gab, in Ruhe nachzudenken.
    Letizia hatte ihnen erklärt, sie habe sie hergebeten, weil die Malerin Madame Cosway ihnen allen etwas Wichtiges mitteilen wolle. Und welcher Ort eignete sich besser als diese Pyramide, die den Kern des Geheimnisses enthielt, das Maria nach so vielen Jahren zu enthüllen bereit sei?
    Madame Mère zündete die mitgebrachten Kerzen an und stellte sie neben dem Grab von Caius Cestius auf. Das flackernde Licht der Flammen warf Schatten auf das hohe Deckengewölbe der Krypta.
    Charlot betrachtete die Gesichter der Personen, die um ihn herumstanden. Die acht, die Letizia Bonaparte und ihr Bruder in Rom auf Schahins Bitte hin zusammengerufen hatten, waren alle anwesend. Und wie Charlot inzwischen erfahren hatte, spielte jeder von ihnen eine entscheidende Rolle: Letizia und ihr Stiefbruder Kardinal Fesch, Schahin und sein Sohn Kauri, Lord Byron und die Malerin Madame Cosway, Charlot und Haidée.
    Charlot brauchte kein Kerzenlicht, um die Gefahr zu wittern, die von allen Seiten lauerte. Es war noch nicht lange her, dass sein zweites Gesicht auf dem Marktplatz von Fes zurückgekehrt war - völlig unerwartet und zugleich aufregend und beängstigend, so als stünde er

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