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Die Botschaft des Feuers

Die Botschaft des Feuers

Titel: Die Botschaft des Feuers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katherine Neville Charlotte Breuer Norbert Moellemann
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in den Grotten und klassischen Ruinen seines Parks statt.
    Aber ganz besonders interessierte sich Jefferson für einen anderen geheimnisvollen Ort, den Richard erwähnt hatte, einen Ort weiter außerhalb von Paris, an der Straße nach Versailles, den ein enger Freund des Herzogs kreiert hatte, Nicolas Racine de Monville. Der Herzog hatte meinem Mann erzählt, dass dieser acht Hektar große Park voller geheimnisvoller Symbole ein Geheimnis barg, das so alt war wie die Pyramiden. In dem Park stand sogar eine Pyramide, eine Nachbildung derjenigen, in der wir uns jetzt befinden. Mozarts Zauberflöte war dort aufgeführt worden.
    Und es gab etwas an dem Ort, das noch faszinierender war - so sehr, dass Mr Jefferson, ohne zu zögern, seine amtlichen Pflichten vernachlässigte und wenige Tage später mit mir allein einen Ausflug aufs Land unternahm, um diesen verborgenen Garten zu besichtigen.
    Seit der biblischen Geschichte vom verlorenen Paradies scheinen wir Menschen alles erst dann wirklich zu würdigen, wenn es bereits verloren ist. Mit dem Ausbruch der Französischen Revolution, die kurz bevorstand, sollte Monsieur Racine de Monville schon bald sowohl sein Vermögen als auch seinen Park verlieren. Dem Herzog von Orléans sollte es noch schlimmer ergehen: Unter dem Namen Philippe Égalité schlug er sich auf die Seite der Revolutionäre, stimmte für die Hinrichtung seines Vetters, des Königs, und wurde dennoch selbst von den Revolutionären auf der Guillotine enthauptet.

    An jenem Tag im Park von Monsieur Monville fanden Jefferson und ich etwas, mit dem keiner von uns gerechnet hatte: den Schlüssel zu einem uralten Geheimnis. Es war der Park selbst, der den Schlüssel lieferte.
    Der Park hieß le Désert de Retz. Der Name ist altfranzösisch und bedeutet so viel wie ›die Wildnis des Königs‹ - das verlorene Reich.«
DIE GESCHICHTE DER KÜNSTLERIN UND DES ARCHITEKTEN
    Aber Gärten existieren auch im kollektiven Unterbewusstsein.
Der Garten war das erste Reich des Menschen, dem er im
Verlauf der Jahrhunderte verschiedene Namen gegeben hat,
die alle Irdisches Paradies bedeuteten, Garten Eden. Die
Hängenden Gärten von Babylon waren eins der sieben Welt-
wunder. … Unsere Versuche, es wiederherzustellen, bleiben
immer Werke der Fantasie.
    OLIVIER CHOPPIN DE JANVRY, Le Désert de Retz
     
     
     
     
     
     
     
Ich kann mir nichts anderes vorstellen, als dass er versucht hat, den Turm zu Babel nachzubauen.
    THOMAS BLAIKIE, KÖNIGLICHER GÄRTNER, ÜBER Désert de Retz

    Am Freitag, dem 8. September, verließen wir Paris in Mr Jeffersons eleganter, von Grauschimmeln gezogener Kutsche, überquerten die Seine und fuhren über das herrliche Land. Aber noch viel herrlicher war unser Reiseziel, der Désert de Retz.
    Wir ließen die Kutsche stehen und betraten den Park durch eine Grotte, von der aus man in eine verzauberte Landschaft gelangte, die mit ihren spätsommerlichen Farben an ein Gemälde von Watteau erinnerte. Die sanften Hügel zwischen den gewundenen Pfaden waren gesprenkelt mit Rotbuchen, Granatapfelbäumen, Mimosen, uralten Maulbeerfeigenbäumen, Ahorn, Linden und Weißbuchen: alles Bäume, die für den Eingeweihten eine ganz bestimmte Bedeutung besaßen.
    Wo man auch hinschaute, erhoben sich interessante Konstruktionen, die wie durch Zauberei in einem versteckten Wäldchen oder aus einem Teich aufzutauchen schienen.
    Als Jefferson die steinerne Pyramide erblickte, reagierte er mit derselben Begeisterung, die ihn angesichts der Halle au Blé erfasst hatte.
    »Das ist eine Nachbildung des Mausoleums von Caius Cestius«, rief er aus, »dem berühmten Grabmal in Rom, das Ihr Landsmann Piranesi in so vielen beliebten Stichen verewigt hat.«
    Dann fügte er hinzu: »Das römische Original besitzt äußerst ungewöhnliche Eigenschaften. Der Grundriss hat eine Seitenlänge von neunzig mal neunzig Fuß - ein Maß von großer Bedeutung, denn die Summe der Seiten ergibt dreihundertsechzig, die Gradzahl eines Kreises. ›Die Quadratur des Kreises‹! Das war das schwierigste und wichtigste Problem für die Denker in alten Zeiten, in dem sich mehrere Bedeutungen verbargen. Sie waren nicht nur auf der Suche nach einer trockenen mathematischen Formel, die es ihnen ermöglichen
würde, aus einem Kreis ein Quadrat zu machen, nein, es ging um viel, viel mehr. Für die Alten bedeutete die Quadratur des Kreises eine tiefe Transformation : Sie wollten den Kreis, der das himmlische Reich repräsentiert, in ein Quadrat umwandeln,

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