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Die Botschaft des Feuers

Die Botschaft des Feuers

Titel: Die Botschaft des Feuers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katherine Neville Charlotte Breuer Norbert Moellemann
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hatten, drückte er Haidées Hand, die er immer noch hielt, und legte Kauri seine andere anerkennend auf die Schulter. »Es war sehr tapfer von deiner Mutter«, sagte er zu Haidée, »dich fortzuschicken, als sie und der Pascha dem sicheren Tod entgegensahen.«
    »Meine Mutter hat mir zum Abschied gesagt, dass sie dich sehr geliebt hat«, antwortete Haidée, »und der Pascha hat dasselbe gesagt. Ungeachtet dessen, wie hoch der Preis für sie war, so waren sie doch voller Vertrauen, dass du die Schachfigur
nicht in die falschen Hände geraten lassen würdest, Vater. Auch der große Baba, der Kauri als Beschützer für mich und die Schachfigur mitgeschickt hat, war davon überzeugt.
    Aber obwohl alles sorgfältig geplant war«, fuhr sie fort, »ist nicht alles so gekommen, wie sie es erwartet hatten. Kauri und ich sind mit einem Schiff aufgebrochen, um dich in Venedig aufzusuchen. Wir dachten, wir hätten eine kurze Reise vor uns, aber das erwies sich als Irrtum. Vor Priene wurde unser Schiff von Korsaren gekapert und nach Marokko umgeleitet, wo Kauri in die Hände von Sklavenhändlern fiel. Er verschwand aus meinem Leben - ich fürchtete, für immer. Die Männer des Sultans entrissen mir die schwarze Dame, und ich wurde in den königlichen Harem in Fes gesteckt. Ich war allein und verängstigt, umgeben von Fremden, denen ich nicht trauen konnte. Ich glaube, ein schlimmeres Schicksal ist mir nur erspart geblieben, weil niemand wusste, wer ich bin. Aber sie hatten den Verdacht, dass ich selbst oder der schwarze Holzkohleklumpen, den sie bei mir gefunden hatten, einen verborgenen Wert besaß.«
    »Da haben sie ganz richtig vermutet«, sagte Byron grimmig und legte seiner Tochter einen Arm um die Schultern. »Du hast im Angesicht all dieser Gefahren großen Mut bewiesen, mein Kind. Andere haben für das Geheimnis, das du beschützt hast, ihr Leben geopfert«, sagte er, in Gedanken bei Shelley.
    »Haidée war wirklich sehr tapfer«, bestätigte Kauri. »Obwohl ich fliehen und mich in den Bergen in Sicherheit bringen konnte, begriff ich schon bald, dass sie für mich ebenso verloren war wie ich für sie. Wir konnten keine Spur von ihr entdecken. Selbst als sie nach dem Tod des Sultans vor einigen Wochen zusammen mit den anderen Frauen in die Sklaverei verkauft werden sollte, hat Haidée geschwiegen und kein Wort
über sich und ihre Mission verraten. Als wir sie endlich fanden, stand sie bereits auf dem Versteigerungspodest.«
    Ein eiskalter Schauer lief Haidée über den Rücken, und Byron spürte, wie ihre schmalen Schultern bebten. »Es grenzt an ein Wunder, dass ihr überlebt habt, erst recht, dass es euch obendrein gelungen ist, die Schachfigur zu retten«, sagte er ernst und drückte seine Tochter an sich, als sie weitergingen.
    »Aber Kauri hätte mich nie gefunden«, sagte Haidée, »wir wären nie hierhergekommen, um die Mission zu erfüllen, mit der der Pascha und der Baba uns betraut haben, wenn Schahin, Kauris Vater, nicht gewesen wäre. Und sein Freund, ein rothaariger Mann namens Charlot …«
    Haidée schaute Kauri, der auf der anderen Seite neben Byron ging, fragend an. Der Junge nickte und sagte: »Haidée möchte mit dir über Charlot sprechen, bevor wir zur Pyramide gehen, wo wir von ihm und den anderen erwartet werden. Deswegen wollten wir uns allein mit dir treffen - um vorher über die Beziehung dieses Mannes zur schwarzen Dame zu sprechen.«
    »Aber wer ist dieser Charlot?«, fragte Byron. »Und was hat er mit der Schachfigur zu tun?«
    »Wir sprechen nicht von der Schachfigur«, sagte Haidée. »Die echte schwarze Dame, die lebendige, ist Charlots Mutter. Mireille.«

    Byron wurde speiübel, aber das lag nicht nur an seinen Magenproblemen. Er war stehen geblieben, denn gerade als die Sonne aufging, hatten sie die Tore des protestantischen Friedhofs erreicht, nahe dem Ort, wo sie sich in wenigen Minuten mit den anderen treffen würden. Er setzte sich auf die niedrige Steinmauer und schaute Kauri und Haidée mit ernstem Blick an.

    »Bitte, erklärt mir das«, bat er sie.
    »Nach dem, was Charlot uns auf dem Schiff erzählt hat«, sagte Haidée, »war Mireille, seine Mutter, eine von den Nonnen, die im Kloster Montglane lebten, als das Schachspiel nach tausend Jahren wieder ausgegraben wurde. Sie wurde zu Schahin geschickt, Kauris Vater, der in der Wüste lebte. Dort wurde ihr Sohn unter den Augen der Weißen Göttin geboren, so wie es in der alten Legende geweissagt worden war.«
    »Mein Vater hat

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