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Die Bourne-Identität

Titel: Die Bourne-Identität Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Ludlum
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»Scheich Mustafa Kalig«, flüsterte er wie im Selbstgespräch.
    »Daß Cain der Mörder gewesen war, ist nie bewiesen worden«, warf die Frau ein. »Der Auftrag selbst ist eine pure Erfindung. Den rein internen Mord hat er einfach auf sein Konto gebucht; dabei hätte kein Fremder zu dem schwer bewachten Scheich vordringen können. Das Ganze ist eine Lüge!«
    »Eine Lüge«, wiederholte Jason.
    »Er hat viele solcher Lügen verbreitet«, fügte Jaqueline Lavier verächtlich hinzu. »Geschickt läßt er hier und dort eine Andeutung fallen, die andere begierig aufgreifen und als wahre Geschichte weitererzählen. Er provoziert Carlos, indem er sich auf dessen Kosten groß herausstellt. Aber er ist Carlos nicht gewachsen; er nimmt Aufträge an, die er nicht erfüllen kann. Davon hat es schon einige gegeben. Es heißt, dies sei der Grund, weshalb er Monate im Hintergrund geblieben sei und Leuten wie uns ausgewichen ist.«
    »Leuten ausgewichen ist ...« Jason griff nach seinem Handgelenk; das Zittern hatte wieder angefangen, das Grollen fernen Donners vibrierte in seinem Kopf. »Sind Sie ... dessen sicher?«
    »Vollkommen! Er war nicht tot; er hat sich versteckt gehalten. Cain hat mehr als einen Auftrag nicht bewältigen können. Das war unvermeidlich, weil er zu viele innerhalb kurzer Zeit annahm. Und nach jedem gescheiterten Mord führte er einen spektakulären aus, um seinen Ruf zu wahren. Er pflegte sich dafür stets eine prominente Persönlichkeit auszuwählen. Der Botschafter in Moulmein war ein Beispiel dafür. Niemand hatte seinen Tod verlangt. Das gleiche gilt für zwei andere Fälle: Ebenso willkürlich hat er einen russischen Kommissar in Shanghai und erst kürzlich einen Bankier in Madrid umgebracht.«
    Die Worte kamen von den hellroten Lippen, die sich in der gepuderten Maske bewegten. Er hörte sie nicht das erste Mal. Er hatte sie schon gelebt. Sie lösten keine Schatten mehr aus, sondern Erinnerungen an jene vergessene Vergangenheit. Sie begann keinen Satz, den er nicht hätte zu Ende führen können, noch konnte sie irgendeinen Namen oder eine Stadt oder ein Ereignis nennen, mit dem er nicht instinktiv vertraut war.
    Sie redete von ihm!
    Alpha, Bravo, Cain, Delta ...
    Cain ersetzt Charlie, und Delta ist Cain.
    Jason Bourne war der Mörder namens Cain!
    Es gab noch eine letzte Frage: »Was geschah in Marseille?«
    »Marseille?« Die Frau fuhr zurück. »Wie konnten Sie? Was für Lügen hat man Ihnen erzählt? Was für Lügen sonst noch!«
    »Sagen Sie mir nur, was damals passierte.«
    »Sie meinen natürlich Leland. Carlos hatte den Mordauftrag angenommen.«
    »Und wenn ich Ihnen jetzt sage, daß es Leute gibt, die Cain dahinter vermuten?«
    »Das ist es, was er alle glauben machen wollte! Das war die höchste Beleidigung für Carlos - ihm den Mord zu stehlen. Das Geld war Cain unwichtig; er wollte nur der Welt - unserer Welt - beweisen, daß er den Auftrag selbst erledigen konnte, für den man Carlos bezahlt hatte. Aber er hat es nicht getan, müssen Sie wissen. Er hatte nichts mit Leland zu tun.«
    »Er war dort.«
    »Er ist in eine Falle gegangen, zumindest ist er nie aufgetaucht. Einige meinten, er sei getötet worden, aber da es keine Leiche gab, hat Carlos das nie geglaubt.«
    »Wie ist Cain nur getötet worden?«
    Madame Lavier lehnte sich zurück und schüttelte den Kopf. »Zwei Männer im Hafen versuchten, sich dafür bezahlen zu lassen. Einer von ihnen ist seitdem spurlos verschwunden; man kann annehmen, daß Cain ihn getötet hat, wenn es Cain war.«
    »Was war das für eine Falle?«
    »Eine angebliche Falle, Monsieur. Sie behaupteten, sie hätten erfahren, Cain wolle sich mit jemandem ein oder zwei Nächte vor der Tat in der Rue Sarrasin treffen. Sie sagten, sie hätten entsprechende Gerüchte ausgestreut und den Mann, den sie für Cain hielten, zu den Piers zu einem Fischerboot hinuntergelockt. Weder der Trawler noch der Skipper wurden je wieder gesehen. Also kann es sein, daß sie recht hatten -aber ich sage, daß es keine Beweise gab, nicht einmal eine hinreichende Beschreibung von Cain, die auf den Mann gepaßt hätte, den man von der Rue Sarrasin weggeführt hat. Jedenfalls endet dort alles.«
    Sie haben unrecht. Dort fing es für mich an.
    »Ich verstehe«, sagte Bourne und gab sich wieder Mühe, natürlich zu sprechen. »Unsere Information ist hier natürlich unterschiedlich. Wir haben nach dem, was wir zu wissen glaubten, eine Wahl getroffen.«
    »Die falsche Wahl, Monsieur. Was ich

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