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Die Bourne-Identität

Titel: Die Bourne-Identität Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Ludlum
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sprechender Geschäftsmann, der in Singapur lebte und eine Gruppe amerikanischer Importeure vertrat, bis die ihn beschuldigten, sich um Hunderttausende von Dollars bereichert zu haben. Nun versuchten sie, ihn in die Staaten ausliefern zu lassen, um ihn vor Gericht stellen zu können. In Singapur galt er als Einzelgänger, der im blühenden Schleichhandel aktiv war und vor brutalen Methoden nicht zurückschreckte.«
    »Und vorher?« unterbrach Jason sie und spürte wieder, wie ihm Schweißtropfen auf die Stirne traten. »Vor Singapur. Woher kam er?« Vorsichtig! Die Bilder! Er konnte die Straßen von Singapur sehen: die Prince Edward Road, Kim Chuan, Boon Tat Street, Maxwell, Cuscaden.
    »Das muß in den Akten stehen, die niemand finden konnte. Es gibt nur Gerüchte, und die sind bedeutungslos. So hieß es zum Beispiel, er sei ein ausgestoßener Jesuit, der verrückt geworden sei. Eine andere Spekulation besagt, er sei ein junger, aggressiver Anlagenberater gewesen, den man überführt hat, Kundengelder veruntreut zu haben. Vor Singapur gibt es keine konkrete Spur, nichts, das man überprüfen kann.«
    Sie haben unrecht, da war eine ganze Menge. Aber nichts, das damit zu tun hat ... Da ist eine Leere, und sie muß ausgefüllt werden, und Sie können mir nicht helfen. Vielleicht kann das niemand; vielleicht sollte das niemand!
    »Bis jetzt haben Sie mir noch nichts gesagt, was sensationell gewesen wäre; nichts, was mit den Informationen in Zusammenhang steht, die mich interessieren.«
    »Dann weiß ich nicht, was Sie wollen! Sie verlangen Einzelheiten, und wenn ich Details liefere, sagen Sie, die seien unwichtig.«
    »Was wissen Sie über Cains ... Arbeit? Sie sollten mir schon einen Grund dafür liefern, Sie schonend zu behandeln. Also wann fiel er Ihnen zum erstenmal auf? Wann wurde Carlos auf ihn aufmerksam?«
    »Vor zwei Jahren«, begann Jacqueline Lavier, die Jasons Ungeduld beunruhigte und verängstigte, »erfuhr man von einem Weißen in Asien, der Mord auf Bestellung lieferte -wie Carlos. Und sein Name wurde schnell zu einem Markenbegriff für präzises Töten. Ein Botschafter wurde in Moulmein ermordet; zwei Tage später wurde ein japanischer Politiker in Tokio getötet. Eine Woche darauf kam ein Zeitungsredakteur in Hongkong ums Leben, als sein Wagen in die Luft gesprengt wurde. Und knapp achtundvierzig Stunden später erschoß man einen Bankier in einer Straße in Kalkutta. Jeden dieser Morde hat Cain begangen.« Die Frau hielt inne und versuchte, Bournes Reaktion richtig einzuschätzen. Doch der reagierte nicht. »Verstehen Sie denn nicht? Er war überall! Bald hatte er sich einen Ruf erworben, der selbst die abgebrühtesten Killer beeindruckte. Keiner zweifelte daran, daß da ein ausgekochter Profi am Werk war, am allerwenigsten Carlos. Hellhörig geworden, wies er seine Leute an, soviel Einzelheiten wie möglich über diesen Mann zu erfahren. Carlos ahnte die Gefahr, die von diesem Mann eines Tages auch für ihn ausgehen konnte. Binnen eines Jahres sollte sich seine Vermutung bestätigen. Aus verläßlichen Quellen erfuhr er, Cain käme nach Europa und wolle Paris zu seiner Operationsbasis machen. Die Herausforderung war offensichtlich. Cain war im Begriff, Carlos zu vernichten. Er hatte den Ehrgeiz, der neue Carlos zu werden. Ihn sollte man aufsuchen, wenn man die Dienste in Anspruch nehmen wollte, die er bieten konnte. So wie Sie ihn aufgesucht haben, Monsieur.«
    »Moulmein, Tokio, Kalkutta ... « Jason hörte, wie die Namen von seinen Lippen kamen, wie er sie flüsterte. »Manila, Hongkong ...«Er hielt inne, versuchte, die Nebel zu durchdringen, spähte nach den Umrissen seltsamer Gebilde, die vor seinem geistigen Auge vorüberzogen.
    »In diesen Orten und vielen anderen war er aktiv«, fuhr die Frau fort. »Carlos mag viele Feinde haben, aber unter all jenen, die aus seinem Vertrauen und seiner Großzügigkeit Nutzen gezogen haben, herrscht Loyalität. Seine Informanten und Helfershelfer sind nicht so leicht käuflich, wie Cain sich das gern gewünscht hätte. Es heißt, Carlos würde schnell harte Urteile fällen, aber es heißt auch, besser ein Satan, den man kennt, als ein Nachfolger, den man nicht kennt. Cain begreift immer noch nicht, daß das Netz, das Carlos sich aufgebaut hat, ungeheuer weitgespannt ist. Als Cain nach Europa kam, wußte er nicht, daß seine Aktivitäten in Berlin, Lissabon und Amsterdam ... sogar in Oman erkannt worden sind.«
    »Oman«, sagte Bourne unwillkürlich.

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