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Die Bourne-Identität

Titel: Die Bourne-Identität Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Ludlum
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erschreckend. Die Männer standen in Reihen da - drei Reihen von jeweils vier Männern - und sahen André Villiers an, der zu ihnen sprach. Insgesamt dreizehn Männer, von denen zwölf nicht nur standen, sondern Habtacht-Stellung eingenommen hatten. Es waren alte Männer, aber keine gewöhnlichen alten Männer; es waren alte Soldaten. Keiner trug eine Uniform, aber jeder hatte kleine Bänder am Revers, Regimentsfarben und Auszeichnungen für Tapferkeit. Und wenn es etwas gab, das alle gemeinsam hatten, so war auch das nicht zu verkennen. Dies waren Männer, die ein Kommando gewöhnt waren. Das stand in ihren Gesichtern, ihren Augen, zu lesen, in der Art, wie sie lauschten - voll Respekt, aber das war kein blinder Respekt, das war Achtung, die auf Überlegung und Urteilsvermögen beruhte. Ihre Körper waren alt, dennoch spürte man die Kraft, die in jenem Raum versammelt war. Ungeheuere Kraft. Das war es, was beängstigend wirkte. Wenn diese Männer Carlos angehörten, dann waren die Hilfstruppen dieses Terroristen nicht nur weitreichend, sondern außergewöhnlich gefährlich. Denn dies waren keine gewöhnlichen Männer; dies waren erfahrene Berufssoldaten, mutige Kämpfer.
    Die verrückten Colonels von Algier - was war von ihnen geblieben? Männer, die die Erinnerung an ein Frankreich trieb, das es nicht mehr gab, eine Welt, die es nicht mehr gab, die die jetzige schwach und wirkungslos fanden. Solche Männer konnten einen Pakt mit Carlos schließen, und wäre es nur um der Macht willen, die ihnen das verlieh.
    Der General hob jetzt die Stimme; Jason bemühte sich, die Worte durch das Glas zu hören. Er konnte jetzt deutlicher verstehen.
    »... unsere Gegenwart wird ihre Wirkung zeitigen, man wird unser Ziel verstehen. Wir stehen gemeinsam und unverrückbar; man wird uns hören! Im Gedenken all jener, die gefallen sind - unsere Brüder in Uniform - die ihr Leben für den Ruhm Frankreichs gegeben haben. Wir werden unser geliebtes Land vor schädlichen Einflüssen zu bewahren wissen; es wird herrschen. Jene, die sich gegen uns stellen, werden unseren Zorn kennenlernen. Auch darin sind wir uns einig. Wir beten zum allmächtigen Gott, daß jene, die vor uns hingegangen sind, den Frieden gefunden haben mögen, denn wir befinden uns immer noch im Konflikt ... Meine Herren: auf unsere Dame - unser Frankreich!«
    Ein Murmeln einstimmiger Billigung war zu vernehmen, und die alten Soldaten blieben starr und steif stehen, und dann erhob sich eine andere Stimme, die ersten fünf Worte nur von einer Stimme gesungen, beim letzten Wort schloß sich der Rest der Gruppe an.
    Allons enfants de la patrie,
    Lejour de gloire est arrivé ...
    Bourne wandte sich ab. Was er in dem Raum gesehen und gehört hatte, ekelte ihn an. Schafft Verwüstung im Namen des Ruhmes; der Tod der gefallenen Kameraden verlangt gewaltsam nach weiterem Sterben, selbst wenn es einen Pakt mit Carlos, dem Meuchelmörder, bedeutet.
    Was störte ihn so? Was war es, das den Ekel auslöste? Er haßte Menschen wie André Villiers, verachtete die Männer in jenem Raum. Sie waren alles alte Männer, die Krieg führten ... und den jungen das Leben stahlen.
    Warum schlossen sich die Nebel wieder um ihn? Warum war der Schmerz plötzlich wieder so bohrend? Jetzt war nicht die Zeit für Fragen, nicht die Kraft, sie zu ertragen. Er mußte sich auf André François Villiers konzentrieren, Krieger und Kriegsherr, dessen Ziele ins Gestern gehörten, aber dessen Pakt mit einem Meuchelmörder heute den Tod verlangte.
    Er würde den General in eine Falle locken, ihn zur Strecke bringen, um alles zu erfahren. Männer wie Villiers verdienten es nicht zu leben. Ich bin wieder in meinem Labyrinth, und seine Mauern sind mit Dornen gespickt. O Gott, wie weh das tut.
    Jason kletterte in der Dunkelheit über das Geländer und klammerte sich an die Regenrinne, jeder Muskel in seinen Gliedern schmerzte. Schmerz - auch das mußte er auslöschen. Er mußte ein verlassenes Stück Straße im Mondlicht erreichen und dort einen Gesandten des Teufels in die Falle locken.

25.
    Bourne wartete in dem Renault, zweihundert Meter östlich vom Restauranteingang. Er ließ den Motor laufen und war bereit, in dem Augenblick loszufahren, in dem er Villiers herauskommen sah. Einige andere hatten das Haus bereits verlassen, jeder in seinem eigenen Wagen. Verschwörer hielten ihre Verbindungen geheim, und diese alten Männer waren Verschwörer im wahrsten Sinne des Wortes. Sie hatten allen Ruhm, den sie sich

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