Die Bourne-Identität
Vaters fort ...« Der alte Mann hielt inne, und das Mondlicht beleuchtete sein verhärmtes Gesicht. »In dieser Angelegenheit war es das Vermächtnis des Vaters, das Werk des Sohnes fortzuführen. Er war kein Soldat und ich kein Politiker, aber Waffen und Explosivstoffe sind mir nicht fremd. Sein Gedankengut war von mir geprägt. Seine Philosophie entsprach der meinen, und dafür hat man ihn getötet. Meine Entscheidung stand fest. Ich würde das, was wir für richtig hielten, in die politische Arena tragen und mich seinen Feinden stellen. Der Soldat war auf sie vorbereitet.«
»Mehr als ein Soldat, vermute ich.«
»Was meinen Sie damit?«
»Jene Männer in dem Restaurant. Sie sahen so aus, als hätten sie einmal die halbe französische Streitmacht angeführt.«
»Das haben sie, Monsieur. Es sind die legendären zornigen jungen Kommandeure von Saint-Cyr. Die Republik war korrupt, das Militär unfähig, die Maginotlinie ein Witz. Hätte man damals auf sie gehört, wäre Frankreich nicht gefallen. Sie wurden die Führer der Resistance. Sie kämpften in ganz Europa und Afrika gegen die Boches und Vichy.«
»Und was tun sie jetzt?«
»Die meisten leben von ihren Pensionen, und viele läßt die Vergangenheit nicht in Ruhe. Sie beten zur Heiligen Jungfrau, daß diese Vergangenheit endgültig begraben sein möge. Aber die Fakten sprechen dagegen. Das Militär ist zu einer Farce geworden, Kommunisten und Sozialisten in der Nationalversammlung sorgen dafür, daß die Macht der Streitkräfte ausgehöhlt wird. Nur Moskau bleibt sich treu, es ändert sich über all die Jahrzehnte nicht. Eine freie Gesellschaft verführt zur Infiltration, und sobald sie einmal infiltriert ist, schreiten die Veränderungen fort, bis jene Gesellschaft völlig pervertiert ist. Verschwörung ist überall; man muß sich gegen sie stellen.«
»Das alles klingt sehr extrem.«
»Wieso? Weil es ums Überleben geht? Weil es die Ehre anbelangt? Sind das Begriffe, die Ihnen anachronistisch erscheinen?«
»Ich glaube nicht. Aber ich kann mir vorstellen, daß man im Namen dieser Begriffe viel Schaden anrichten kann.«
»Da gehen unsere Ansichten auseinander, aber ich will nicht darüber streiten. Sie haben mich nach meinen Kameraden gefragt, und ich habe Ihnen Antwort gegeben. Aber jetzt bitte zu dieser unglaublichen Fehlinformation, die Sie haben. Ich bin fassungslos. Sie wissen nicht, wie es ist, wenn man einen Sohn verliert, wenn einem ein Kind getötet wird.«
Der Schmerz packt mich wieder, wenn ich wüßte weshalb.
Schmerz und Leere, ein Vakuum am Himmel. Vom Himmel. Tod am Himmel und vom Himmel. Herrgott, tut das weh. Es. Was ist es?
»Ich kann Ihnen das nachfühlen«, sagte Jason und verkrampfte die Hände ineinander, um das plötzliche Zittern besser verbergen zu können.«
»Niemand, der im Vollbesitz seines Verstandes ist, würde mich mit Carlos in Verbindung bringen, geschweige denn dieses Schwein persönlich. Es wäre ein Risiko, das er nie eingehen würde. Undenkbar.«
»Genau. Deshalb sage ich ja, daß Sie mißbraucht werden; es ist undenkbar. Sie sind der perfekte Zwischenträger für definitive Anweisungen.«
»Unmöglich! Wie sollte das gehen?«
»Jemand, der Zugang zu Ihrem Telefon hat, steht in direkter Verbindung mit Carlos. Man benutzt Codes, gewisse Worte, um jene Person ans Telefon zu locken. Wahrscheinlich, wenn Sie nicht da sind, möglicherweise aber sogar dann. Bedienen Sie ihr Telefon selbst?«
Villiers runzelte die Stirn. »Um die Wahrheit zu sagen, nein. Nicht diese Nummer. Es gibt zu viele Leute, denen ich aus dem Wege gehe, deshalb habe ich eine Privatnummer.«
»Und wer bedient das Telefon dann?«
»Gewöhnlich die Haushälterin oder ihr Mann, der mir teilweise als Butler, teilweise als Chauffeur dient. Er war während meiner letzten Jahre beim Militär mein Fahrer. Und wenn keiner von ihnen beiden zur Stelle ist, natürlich meine Frau. Oder mein Assistent, der oft in meinem Büro zu Hause arbeitet; er war mein Adjutant.«
»Wer sonst?«
»Sonst gibt es niemanden.«
»Hausangestellte? Mädchen?«
»Wir haben keine feste Hausangestellte; wenn wir eine brauchen, stellen wir sie kurzfristig auf begrenzte Zeit ein. Der Reichtum der Villiers liegt mehr im Namen als auf den Banken.«
»Reinemachefrau?«
»Zwei. Sie kommen zweimal die Woche, und nicht immer dieselben zwei.«
»Sie sollten sich Ihren Chauffeur und den Adjutanten näher ansehen.«
»Lächerlich! Ihre Loyalität steht außer Frage.«
»Das hat
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