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Die Bourne-Identität

Titel: Die Bourne-Identität Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Ludlum
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das Zimmer und schloß die beschädigte Tür hinter sich.
    Sie sind nicht hilflos. Sie werden schon einen Weg finden.
    Bis jetzt hatte er es geschafft, und das machte ihm fast ein wenig angst. Was hatte Washburn gesagt? Daß seine Fertigkeiten und Talente zurückkehren würden ... aber ich glaube nicht, daß Sie jemals imstande sein werden, sie mit irgend etwas in Ihrer Vergangenheit in Verbindung zu bringen.
    Was für eine Art von Vergangenheit war es, in der er sich die Fertigkeiten angeeignet hatte, die er in den letzten vierundzwanzig Stunden an den Tag gelegt hatte? Wo hatte er gelernt, seinen Gegner mit gezielten Fußtritten zum Krüppel zu schlagen? Woher kannte er genau die Körperstellen, die seine Hiebe treffen mußten? Wer hatte ihm beigebracht, wie man mit Leuten auf der anderen Seite des Gesetzes umging und sie dazu provozierte, etwas Illegales zu tun? Wie kam es; daß er so schnell auf bloße Andeutungen reagieren konnte und doch zweifelsfrei überzeugt war, daß seine Instinkte richtig waren? Woher hatte er das Gespür, in einem beiläufigen Gespräch, das er zufällig in einem Fleischerladen mit anhörte, die Chance zur Erpressung zu wittern? Aber noch viel bedeutender war vermutlich die einfache Entscheidung, das Verbrechen durchzuführen. Mein Gott, wie konnte er nur?
    Je mehr Sie dagegen ankämpfen, desto mehr quälen Sie sich, desto schlimmer wird es sein.
    Als er im Jaguar des Marquis de Chamford saß, konzentrierte er sich auf den Verkehr und das mahagonigetäfelte Armaturenbrett vor sich. Die Instrumentenanordnung war ihm nicht vertraut; in seiner Vergangenheit war er also offenbar nicht in solchen Wagen gefahren. Wahrscheinlich sagte ihm das etwas.
    In weniger als einer Stunde überquerte er eine Brücke über einem breiten Kanal und wußte, daß er Marseille erreicht hatte. Kleine rechteckige Häuser, die wie Bausteine die Straßen vom Wasser heraufsäumten; schmale Gassen und überall Mauern - die Randbezirke des alten Hafens. Er kannte das alles und kannte es doch nicht. In der Ferne zeichnete sich auf einem der umliegenden Hügel die Silhouette einer Kathedrale ab, auf dem Dach konnte man ganz deutlich eine Statue der Jungfrau Maria erkennen. Notre-Dame-de-la-Garde - der Name drängte sich ihm auf; er hatte die Kirche schon einmal gesehen - und doch wiederum nicht.
    Herrgott! Hör auf!
    Binnen weniger Minuten befand er sich im pulsierenden Stadtzentrum und fuhr über die überfüllte Canebiere mit ihren teuren Geschäften. Die Strahlen der Nachmittagssonne spiegelten sich zu beiden Seiten im eingefärbten Glas der Schaufenster. Er bog nach links auf den Hafen zu, vorbei an Lagerhäusern und kleinen Fabriken und umzäunten Freiflächen, auf denen Autos parkten, die für den Transport nach Norden in die Verkaufsräume von Saint-Etienne, Lyon und Paris bestimmt waren. Und für Bestimmungsorte auf der anderen Seite des Mittelmeers.
    Instinkt. Du mußt deinem Instinkt folgen. Er durfte nichts außer acht lassen. All seine Fähigkeiten hatten einen unmittelbaren Nutzen; ein Stein war wertvoll, wenn man ihn werfen konnte, ein Fahrzeug, wenn jemand es kaufen wallte. Vor einem Platz, wo sowohl neue als auch gebrauchte Luxuslimousinen aufgereiht waren, parkte er am Randstein und stieg aus. Auf der anderen Seite des Zauns stand eine kleine Garage, Mechaniker in Overalls liefen mit Werkzeugen herum.
    Er schlenderte über das Gelände, bis er einen Mann in einem Nadelstreifenanzug entdeckte, bei dem ihm sein Instinkt sagte, daß er der richtige Verhandlungspartner war.
    Es dauerte weniger als zehn Minuten, und seine Erklärungen beschränkten sich auf das Notwendigste, dann war das Verschwinden des Jaguar nach Nordafrika durch Abfeilen der Motornummer garantiert und die mit Silbermonogramm versehenen Autoschlüssel wechselten für sechstausend Franc die Besitzer, was etwa einem Fünftel des Wertes von Chamfords Auto entsprach.
    Daraufhin ließ sich Dr. Washburns Patient mit einem Taxi zu einem Pfandleiher bringen, der nicht zu viele Fragen stellte. Eine halbe Stunde später zierte die goldene Girard Perregaux nicht länger sein Handgelenk; er hatte sie gegen eine Seiko-Uhr und achthundert Franc eingetauscht. Alles hatte seinen Wert in Beziehung zu seinem praktischen Nutzen: Der Chronograph war stoßfest.
    Die nächste Station war ein mittelgroßes Warenhaus an der Canebiere. Er wählte Kleider von der Stange, bezahlte sie und ließ einen schlecht sitzenden dunklen Blazer und Hosen in der Kabine

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