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Die Bourne-Identität

Titel: Die Bourne-Identität Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Ludlum
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allerschwierigsten zu fälschen war, aber wenn man sich große Mühe gab, über die richtigen Hilfsmittel verfügte und ein Meister seines Faches war, würde es gehen.
    »Wieviel?«
    »Nun, die Sache ist mit viel Arbeit verbunden, die dazu verdammt knifflig sein wird. Das kostet natürlich sein Geld. Also zweitausendfünfhundert Franc.«
    »Wann kann ich ihn haben?«
    »Nicht vor drei oder vier Tagen. Bei der Frist muß ich den Künstler mächtig unter Druck setzen; er wird wütend sein.«
    »Wenn ich ihn schon morgen bekomme, zahle ich tausend Franc mehr.«
    »Um zehn Uhr früh«, sagte der hagere Mann schnell. »Dann wird er mich eben beschimpfen, das nehme ich in Kauf.«
    »Und den Tausender mehr«, unterbrach ihn der Kapitän mit mürrischer Miene. »Was haben Sie aus Port Noir mitgenommen? Diamanten?«
    »Talent«, antwortete der Patient.
    »Ich brauche ein Foto«, sagte der Mann im Nadelstreifenanzug.
    »Ich hab' mir eines machen lassen«, erwiderte der Patient und holte ein kleines rechteckiges Foto aus der Hemdtasche.
    »Guter Anzug«, sagte der Kapitän und schob die Aufnahme dem bleichgesichtigen Mann hin.
    »Gut geschnitten«, ergänzte der Patient.
    Man vereinbarte den Ort für das Zusammentreffen am nächsten Morgen. Die Getränke wurden bezahlt und dem Kapitän fünfhundert Franc unter dem Tisch hingeschoben. Die Konferenz war beendet; der >Kunde< verließ die Nische und drängte sich durch den überfüllten, lärmenden, mit Rauch gefüllten Raum zum Ausgang.
    Es geschah so schnell, so plötzlich, so völlig unerwartet, daß keine Zeit zum Denken war. Nur zum Reagieren.
    Zwei Augen starrten ihn an, schienen förmlich aus ihren Höhlen zu treten, weiteten sich ungläubig, am Rande der Hysterie.
    »Nein! O mein Gott, nein! Das kann nicht sein!« Der Mann wirbelte herum. Der Patient trat einen Schritt vor und packte ihn an der Schulter.
    »Augenblick!«
    Der Mann schob mit gespreiztem Daumen und Zeigefinger die Hand des Patienten weg. »Sie! Sie sind tot! Sie können unmöglich überlebt haben!«
    »Habe ich aber. Was wissen Sie?«
    Das Gesicht war jetzt verzerrt, wuterfüllt, die Augen zusammengekniffen, der Mund offen, er sog die Luft ein und zeigte dabei seine gelben Zähne, die wie die eines Tieres wirkten. Plötzlich zog der Mann ein Klappmesser hervor. Das Schnappen der Klinge hallte laut durch den herrschenden Lärm. Der Arm schoß vor. Die Klinge war wie eine Verlängerung der Hand, die das Heft des Messers umklammert hielt, und beide schossen auf den Körper des Patienten zu. »Das wird Ihr Ende sein!« raunte der Mann ihm zu.
    Der rechte Arm des Patienten fuhr herum wie ein Pendel, das alle Gegenstände, die ihm im Wege sind, beiseite fegte. Blitzschnell drehte er sich auf dem Absatz herum, sein linker Fuß schoß in die Höhe, und seine Ferse bohrte sich dem Angreifer in den Unterleib.
    »>Che-sah«! Das Echo in seinen Ohren war betäubend.
    Der Mann taumelte zurück, prallte gegen drei Gäste, und das Messer entglitt seiner Hand. Man sah die Waffe; Rufe ertönten, Menschen liefen zusammen, Fäuste und Hände trennten die Kämpfenden.
    »Hinaus!«
    »Streitet euch woanders!«
    »Wir wollen hier keine Polizei, ihr betrunkenen Schweine!«
    Der Patient sah sich umringt; er verfolgte, wie der Mann, der ihn angegriffen hatte, sich seinen Weg durch die Menge bahnte, wobei er sich den Bauch hielt. Die schwere Eingangstür öffnete sich, und der Mann rannte in die Finsternis der Rue Sarrasin hinaus.
    Jemand, der geglaubt hatte, ja gewünscht hatte, er wäre tot, wußte nun, daß er am Leben war.

4.
    Die Touristenklasse der Air-France-Maschine nach Zürich war völlig ausgebucht, und die Turbulenzen, die das Flugzeug durchschüttelten, machten die schmalen Sitze noch unbequemer. Ein Baby schrie in den Armen seiner Mutter, andere Kinder jammerten und verschluckten Schreie der Angst, während ihre Eltern sie zu beruhigen versuchten, obwohl ihnen selbst der Schreck in den Gliedern saß. Die meisten übrigen Passagiere verhielten sich gefaßt; einige tranken ihren Whisky schneller, als sie es offenbar gewohnt waren. Eine noch kleinere Zahl zwang sich zu gespielter Heiterkeit, was ihre Unsicherheit eher betonte, als sie verbarg. Niemand vermag den Gefühlen der Angst zu entkommen. Wenn der Mensch 8000 Meter über der Erde in eine Röhre aus Aluminium eingesperrt ist, reagiert er besonders anfällig. Ein heulender Sturz in die Tiefe ist für jeden das Ende. Welche Gedanken würden einem in einem solchen

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