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Die Bourne-Identität

Titel: Die Bourne-Identität Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Ludlum
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sehen; er stutzte und versuchte, mit seinen Augen die Dunkelheit zu durchdringen. Zwei Männer waren es; einer hielt die Lampe, der andere ein kurzläufiges Gewehr, dessen dicker Lauf Bourne nur zu gut bekannt war. Eine Waffe wie diese konnte auf Distanzen bis zu dreißig Fuß einen Mann sechs Fuß hoch in die Luft blasen. Eine höchst seltsame Waffe für jemanden, den Washington ihm geschickt hatte.
    Der Lichtstrahl schoß zur Wand des weißen Mausoleums hinüber; der Mann mit dem Gewehr zog sich schnell zurück, schlüpfte hinter eine Säule, die vielleicht zwanzig Fuß von dem Mann mit der Lampe entfernt war.
    Jason brauchte nicht zu überlegen; er wußte, was er tun mußte. Wenn es eine Erklärung für die tödliche Waffe gab, sollte ihm das recht sein, aber ihm gegenüber würde man sie nicht gebrauchen. Er kniete nieder, schätzte die Entfernung ab und suchte nach einem Schlupfwinkel. Dann setzte er sich in Bewegung, wischte sich die Regentropfen vom Gesicht und spürte die Pistole in seinem Gürtel, er wußte, daß er sie nicht benutzen konnte.
    Von einem Grabstein zum anderen, von einer Statue zur nächsten, huschte er, zuerst nach rechts, dann langsam nach links hinüber, bis er den Halbkreis fast vollendet hatte. Er war jetzt noch fünfzehn Fuß von dem Mausoleum entfernt; der Mann mit der mörderischen Waffe stand hinter der Säule an der linken Ecke unter dem kurzen Vordach, das ihm Schutz vor dem Regen bot. Er liebkoste seine Waffe, als wäre sie ein sexuelles Objekt, klappte die Kammer auf und konnte einfach der Versuchung nicht widerstehen, hineinzuschauen. Er fuhr mit der Handfläche über die Patronen, eine geradezu obszöne Geste.
    Jetzt. Bourne kroch hinter dem Grabstein vor, und seine Hände und Knie trieben ihn über das feuchte Gras, bis er nur noch sechs Fuß von dem Mann entfernt war. Er sprang auf, ein lautloser, tödlicher Panther, und eine Hand schoß nach dem Gewehrlauf, die andere auf den Kopf des Mannes zu. Er erreichte beide, packte beide, umklammerte den Lauf mit den Fingern seiner linken Hand und das Haar des Mannes mit der rechten. Der Kopf fuhr zurück, seine Kehle war gespannt, so daß er keinen Laut herausbrachte. Er schmetterte den Kopf mit solcher Gewalt gegen den weißen Marmor, daß der keuchende Laut, der dann zu hören war, eine schwere Gehirnerschütterung verriet. Der Mann wurde schlaff, Jason stützte ihn und ließ den bewußtlosen Körper leise zwischen den Säulen zu Boden sinken. Jetzt durchsuchte er den Mann, entfernte eine .357 Magnum Automatic aus einem Lederetui, das in sein Jackett eingenäht war, ein rasiermesserscharfes Schuppenmesser aus einer Scheide am Gürtel und einen kleinen .22 Revolver aus einem Knöchelhalfter. Keine der Waffen stammte aus dem Regierungsfundus; das hier war ein bezahlter Killer.
    Brich ihm die Finger. Die Worte drängten sich Bourne auf; ein Mann mit einer goldgeränderten Brille in einer großen Limousine hatte sie in der Brauerstraße gesprochen. Es gab einen Grund für die Brutalität. Jason griff nach der rechten Hand des Mannes und bog die Finger zurück, bis er es knacken hörte; dann tat er das gleiche mit der linken Hand, wobei er ihm den Ellbogen zwischen die Zähne trieb, um ihn am Schreien zu hindern. Kein Laut übertönte den Regen und keine der beiden Hände würde eine Waffe bedienen oder selbst als Waffe gebraucht werden können, wobei Bourne die Waffen selbst im Schatten außer Reichweite ablegte.
    Jason stand auf und näherte sein Gesicht langsam der Säule. Der Mann von Treadstone richtete den Lichtkegel jetzt direkt vor sich auf den Boden. Er wandte sich dem Tor zu, tat einen zögernden Schritt, als hätte er etwas gehört, und jetzt sah Bourne zum erstenmal den Stock, bemerkte sein Hinken. Der Mann von Treadstone Seventy-One war ein Krüppel ... so wie auch er ein Krüppel war.
    Jason schoß zum ersten Grabstein zurück, huschte dahinter und spähte um die Marmorkante herum. Der Mann von Treadstone blickte immer noch zu dem Tor hinüber. Bourne sah auf die Uhr; es war ein Uhr siebenundzwanzig. Noch Zeit. Er kroch vom Grabstein weg, dicht an den Boden gedrückt, bis er außer Sichtweite war und stand dann auf und rannte los, zurück zum Hügelkamm. Dort blieb er einen Augenblick stehen, bis sein Atem und sein Herzschlag sich wieder beruhigt hatten, und griff dann in die Tasche nach einer Streichholzschachtel. Er schützte sie vor dem Regen, nahm ein Streichholz heraus und riß es an. »Treadstone?« sagte er laut

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