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Die Bourne-Identität

Titel: Die Bourne-Identität Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Ludlum
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auf, Mo«, sagte die Schwester mütterlich, »Sie sind noch zu jung, um hier drinnen zu enden.«
    »Und vielleicht schon zu alt, um noch eine andere Wahl zu haben. Aber vielen Dank.«
    Plötzlich bemerkten Panov und die Schwester, daß er ausgerufen wurde. Die junge Schwesternhelferin am Schreibtisch sprach ins Mikrophon:
    »Doktor Panov, bitte. Telefonanruf für -«
    »>Ich bin Doktor Panov«, sagte der Psychiater sanft zu dem Mädchen. »Wir wollen nur, daß niemand das erfährt. Annie Donovan hier ist in Wirklichkeit meine Mutter aus Polen. Wer ist denn dran?«
    Die Hilfsschwester sah auf Panovs Ausweiskarte an seinem weißen Mantel; dann riß sie die Augen auf und erwiderte: »Ein Mister Alexander Conklin, Sir.«
    »Oh?« Panov war sichtlich überrascht. Alex Conklin war im Laufe der letzten fünf Jahre einige Male sein Patient gewesen, bis sie beide übereinstimmend zu dem Schluß gekommen waren, daß seine Psyche sich dem Schreibtischdasein so gut angepaßt hatte, wie das eben möglich war. Was auch immer Conklin wollte, es war bestimmt einigermaßen wichtig, sonst hätte er nicht in Bethesda, sondern in seiner Praxis angerufen. »Wo kann ich das Gespräch führen, Annie?«
    »Zimmer eins«, sagte die Schwester und wies auf die andere Seite des Korridors. »Das ist leer. Ich lasse das Gespräch durchstellen.«
    Panov ging auf die Türe zu und begann sich irgendwie unbehaglich zu fühlen.
    »Ich brauche ein paar sehr schnelle Antworten, Mo«, sagte Conklin mit gepreßter Stimme.
    »Ich versteh' mich nicht besonders gut auf schnelle Antworten, Alex. Warum kommen Sie nicht heute nachmittag einfach vorbei?«
    »Es betrifft nicht mich. Es geht um jemand anderen. Möglicherweise.«
    »Keine Spielchen, bitte. Ich dachte, das hätten wir hinter uns.«
    »Das sind keine Spielchen. Es geht um einen Vier-NullFall. Ich brauche Hilfe.«
    »Vier-Null? Dann sollten Sie einen Ihrer Leute einschalten. Ich habe noch nie die Art von Sicherheitsfreigabe beantragt.«
    »Das kann ich nicht. Ich sage Ihnen ja, daß es ein schwieriger Fall ist.«
    »Dann sollten Sie es vielleicht dem Herrgott zuflüstern.«
    »Mo, bittel Ich muß nur ein paar Möglichkeiten untersuchen und bestätigen. Den Rest kann ich mir selbst zusammenreimen. Und ich hab' nicht einmal fünf Sekunden zu vergeuden. Da läuft möglicherweise ein Mann herum, der einem Phantom nachjagt und jeden, der sich ihm in den Weg stellt, beseitigt. Sein Geist ist verwirrt, und er ist ohne seinen Willen zu einem Werkzeug seines Wahnsinns geworden. Helfen Sie mir, helfen Sie ihm ! «
    »Wenn ich kann. Also, sprechen Sie.«
    »Ein Mann wird über einen langen Zeitraum hinweg einer Situation von höchstem Streß ausgesetzt, die ganze Zeit im Untergrund. Die Tarnpersönlichkeit, die man ihm aufgesetzt hat, ist ein Lockvogel - eine gefährliche Situation, in der er einem ständigen Druck ausgesetzt ist. Der Zweck des Ganzen ist, eine Zielperson hervorzulocken und fertigzumachen, die dem Lockvogel sehr ähnlich ist, indem die Zielperson überzeugt wird, daß der Lockvogel sie bedroht ... Konnten Sie mir bisher folgen?«
    »Bisher schon«, sagte Panov. »Wenn ich recht verstehe, ist der Lockvogel einem dauerndem Druck ausgesetzt, er muß gewissermaßen in die Rolle eines Verbrechers schlüpfen. In welcher Umgebung hat sich das alles abgespielt?«
    »In der brutalsten Umgebung, die Sie sich vorstellen können.«
    »Über wie lange Zeit?«
    »Drei Jahre.«
    »Du lieber Gott«, sagte der Psychiater. »Ohne Pause?«
    »Überhaupt keine. Vierundzwanzig Stunden täglich, dreihundertfünfundsechzig Tage im Jahr. Drei Jahre. In einer fremden Haut.«
    »Wann werdet ihr verdammten Narren es endlich einmal kapieren? Selbst Gefangene in den schlimmsten Lagern können wenigstens sie selbst sein und mit anderen sprechen, die auch sie selbst sind -« Panov hielt inne und begann zu begreifen, was Conklin meinte. »Das ist es, worauf Sie hinauswollen, nicht wahr?«
    »Ich bin nicht sicher«, antwortete der Abwehrbeamte. »Es ist alles nebelhaft, verwirrend, widerspricht sich teilweise. Meine Frage ist die: könnte ein Mann unter diesen Umständen anfangen, sich mit der Person des Lockvogels zu identifizieren und seine Eigenschaften annehmen, die künstliche Person nach und nach so absorbieren, daß er am Ende glaubt, die Person selbst zu sein?«
    »Die Antwort auf diese Frage ist so offenkundig, daß es mich überrascht, Sie sie stellen zu hören. Natürlich könnte er das. Es ist sogar wahrscheinlich,

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