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Die Bourne-Identität

Titel: Die Bourne-Identität Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Ludlum
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hören.
    »Ich muß Sie eindringlich bitten, daran zu denken, Carlos«, bat der Bettler. »Der Bote ist für die Nachricht, die er trägt, nicht verantwortlich. Ich hätte mich weigern können, sie Ihnen zu überbringen.«
    »Wie? Warum ...?«
    »Die Lavier. Er ist ihr nach Parc Monceau gefolgt und dann beiden zu der Kirche. Ich habe ihn in Neuilly-sur-Seine gesehen, als ich in Ihrem Auftrag dort war. Das habe ich Ihnen gesagt.«
    »Ich weiß. Aber warum! Er hätte sie auf hundert unterschiedliche Arten einsetzen können! Gegen mich! Warum
    das!«
    »Es steht in seinem Brief. Er ist verrückt geworden. Man hat ihn zu weit getrieben, Carlos. Das kommt vor; ich habe das schon mehrmals erlebt. Man nimmt einem Doppelagenten die Verbindungsleute weg; er hat niemanden mehr, der seinen ursprünglichen Auftrag bestätigen kann. Beide Seiten wollen seine Leiche. Das zieht und zerrt so an seinen Nerven, daß er möglicherweise nicht mehr weiß, wer er ist.«
    »Er weiß es ...« Das Flüstern war jetzt ganz leise, man spürte die Wut in jedem Wort. »Indem er mit dem Namen Delta unterschreibt, sagt er mir, daß er alles weiß. Wir beide wissen, woher das kommt, woher er kommt.«
    Der Bettler hielt inne. »Wenn das stimmt, dann ist er immer noch gefährlich für Sie. Er hat recht. Washington wird ihm nichts tun. Vielleicht sieht er sich sogar gezwungen, ihm als Gegenleistung für sein Schweigen ein oder zwei Privilegien einzuräumen.«
    »Die Papiere, von denen er spricht?« fragte der Killer.
    »Ja. Früher - in Berlin, Prag, Wien - nannte man sie >letzte Zahlung<. Bourne gebraucht hier >letzten Schutz<, das ist eine geringfügige Abweichung. Es handelte sich um Papiere, die von einer erstrangigen Quellenkontrolle und dem Infiltrator ausgestellt wurden. Sie sollten dann erst benutzt werden, wenn die Strategie zusammenbrach, der Verbindungsmann getötet wurde und dem Agenten keine anderen Wege mehr offenstanden. Das war etwas, was Sie in Nowgorod sicher nicht gelernt haben; die Sowjets verfügten über solche Dinge nicht. Aber sowjetische Überläufer bestanden darauf.«
    »Einundsiebzig Straßen im Dschungel ...«, las Carlos von dem Blatt, das er in der Hand hielt. Eine eisige Ruhe hatte ihn jetzt erfaßt und war aus jedem geflüsterten Wort zu verspüren. »Ein Dschungel, der so dicht ist wie Tam Quan ... Diesmal wird die Exekution planmäßig stattfinden. Jason Bourne wird dieses Tam Quan nicht lebend verlassen, auch unter keinem anderen Namen. Cain wird tot sein, und Delta wird für das, was er getan hat, sterben. Angelique - du hast mein Wort.« Damit war das Gelöbnis beendet, und die Gedanken des Meuchelmörders wandten sich wieder praktischen Dingen zu. »Hatte Villiers eine Ahnung, wann Bourne sein Haus verlassen hat?«
    »Das wußte er nicht. Ich sagte Ihnen ja, er konnte kaum zusammenhängend sprechen, derselbe Schock wie bei seinem Anruf.«
    »Das hat jetzt nichts zu sagen. Die ersten Flüge nach den Vereinigten Staaten sind schon in der letzten Stunde abgegangen. Er wird in einer dieser Maschinen sein. Ich werde mit ihm in New York sein, und diesmal entgeht er mir nicht. Mein Messer wird ihn erwarten, und es wird scharf wie eine Rasierklinge sein. Das Gesicht werde ich ihm in Fetzen schneiden; die Amerikaner werden ihren Cain ohne Gesicht bekommen! Dann können sie diesem Bourne, diesem Delta, jeden beliebigen Namen geben, der ihnen Spaß macht.«
    Das blaugestreifte Telefon klingelte auf Alexander Conklins Schreibtisch. Seine Glocke war leise, gleichsam unterkühlt und verlieh damit dem Klang eine besondere Bedeutung. Das blaugestreifte Telefon war Conklins direkte Verbindung mit den Computersälen und Datenbänken. Im Büro war niemand, um das Gespräch entgegenzunehmen.
    Der leitende Mann von der Central Intelligence rannte plötzlich hinkend durch die Tür; er brauchte den Stock nicht, den G-2, SHAPE, Brüssel, ihm letzte Nacht zur Verfügung gestellt hatte, als er eine Militärmaschine nach Andrews Field, Maryland, angefordert hatte. Er warf ihn ärgerlich in die Ecke und taumelte auf das Telefon zu. Seine Augen waren von dem fehlenden Schlaf blutunterlaufen, sein Atem ging kurz und hektisch; der Mann, der für die Auflösung von Treadstone verantwortlich zeichnete, war erschöpft. Er hatte mit einem Dutzend Abteilungen der verschiedenen Geheimdienste Zerhackergespräche geführt - in Washington und Übersee -und versucht, den Wahnsinn der letzten vierundzwanzig Stunden ungeschehen zu machen. Er hatte

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