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Die Bourne-Identität

Titel: Die Bourne-Identität Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Ludlum
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lächerlich war; schließlich hatte er ein kleines Vermögen bei sich. Er sah sich die verschiedenen Kreditkarten und den Führerschein an und lächelte. Aber dann verschwand sein Lächeln. Was er da gerade festgestellt hatte, war keineswegs komisch: Auf den Kreditkarten standen verschiedene Namen, und der auf dem Führerschein war wieder ein anderer. Der bewußtlose Mann war ganz sicher kein Polizeibeamter, sondern ein professioneller Killer, der gekommen war, um einen verwundeten Mann in der Brauerstraße zu töten. Jemand hatte ihn dafür bezahlt. Wer? Wer konnte wissen, daß er hier war?
    Die Frau? Hatte er die Brauerstraße erwähnt, als er die Reihe der Geschäftshäuser gesehen und nach Nummer 37 Ausschau gehalten hatte? Nein, sie konnte es nicht sein; vielleicht hatte er etwas gesagt, aber sie würde die Bemerkung nicht verstanden haben. Und wenn doch, dann wäre jetzt die Pension von Polizei umstellt.
    Plötzlich drängte sich Bourne das Bild eines großen, fettleibigen Mannes auf, der schwitzend über einen Tisch gebeugt dastand. Dieser Mann hatte sich den Schweiß von den wulstigen Lippen gewischt und vom Mut einer unbedeutenden Ziege gesprochen - einer Ziege, die überlebt hatte. War dies ein Beispiel, mit welcher Methode er für sein Überleben sorgte? Hatte er von der Brauerstraße gewußt? Kannte er die Gewohnheiten des Bewohners, dessen Anblick ihn erschreckte? War er etwa in der schmutzigen Pension gewesen, um dort einen Umschlag abzugeben?
    Jason preßte die Hand gegen seine Stirn und schloß die Augen. Warum kann ich mich nicht erinnern? Wann wird sich der Nebel endlich lösen? Wird er das überhaupt je tun?
    Sie dürfen sich nicht selbst ans Kreuz nageln ...
    Bourne schlug die Augen auf und musterte den blonden Mann. Einen Augenblick lang hätte er am liebsten laut aufgelacht; da lieferte man ihm sein Ausreisevisum aus Zürich, und statt das zu begreifen, vergeudete er Zeit damit, sich selbst zu quälen. Er steckte sich die Brieftasche ein, hob die Waffe auf und schob sie sich in den Gürtel. Dann zerrte er die reglose Gestalt zum Bett hinüber.
    Wenige Augenblicke später war der Mann am Bettpfosten festgebunden und mit einem Lakenfetzen geknebelt. So würde er für eine ganze Weile liegenbleiben, und in wenigen Stunden würde Jason Zürich verlassen haben - dafür hatte er einem schwitzenden, fettleibigen Mann zu danken.
    Er hatte in seinen Kleidern geschlafen. Außer seinem Mantel gab es nichts mitzunehmen. Er zog ihn an und verlegte versuchsweise sein Gewicht auf das andere Bein - etwas spät, überlegte er. In der Hitze der letzten paar Minuten hatte er den Schmerz nicht bemerkt; aber er war noch vorhanden. Aber wenigstens konnte er sich hinkend fortbewegen. Die Schulter war in viel schlechterem Zustand. Von ihr ging eine langsame Lähmung aus, er mußte einen Arzt aufsuchen. Sein Kopf ... an seinen Kopf dachte er lieber gar nicht.
    Er trat in den schwach beleuchteten Korridor hinaus und zog die Tür hinter sich zu. Für einen Moment stand er regungslos und lauschte. Aus dem Stockwerk über ihm war ein Lachen zu hören; er drückte den Rücken gegen die Wand, die Waffe schußbereit. Das Lachen verstummte.
    Er hinkte zur Treppe, hielt sich am Geländer fest und begann hinunterzuhumpeln. Er befand sich in der zweiten Etage des dreistöckigen Gebäudes, hatte darauf bestanden, ein Zimmer möglichst weit oben zu erhalten, weil ihm instinktiv der Begriff Übersicht in den Sinn gekommen war. Warum? Was bedeutete das, wo er sich doch nur ein schmutziges Zimmer für eine einzige Nacht gemietet hatte? Suche nach Schutz?
    Hör auf!
    Er erreichte den Treppenabsatz im ersten Stock, und bei jedem Schritt den er tat, war das Ächzen der hölzernen Stufen zu hören. Wenn der Hausmeister jetzt unten herauskam, um seine Neugierde zu befriedrigen, würde das für einige Stunden das letzte sein, was er befriedigte.
    Da vernahm er ein Geräusch, ein Kratzen, als würde ein weicher Stoff kurz über eine rauhe Fläche gestrichen. Stoff auf Holz. Jemand hielt sich in dem kurzen Flurstück der Etage unter ihm verborgen. Ohne den Rhythmus seiner Schritte zu verändern, spähte er um sich. In der rechten Wand waren drei Türen eingelassen, genauso wie im Stockwerk darüber. Hinter einer dieser Türen ...
    Er trat einen Schritt näher. Der erste Raum war leer. Die letzte Tür konnte es auch nicht sein, denn ein Wandvorsprung bildete dort so etwas wie eine Sackgasse. Die zweite mußte es sein. Aus ihr konnte jemand

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