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Die Brandungswelle

Die Brandungswelle

Titel: Die Brandungswelle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claudie Gallay
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draußen im Wind gewesen. Im Dunkeln stieg ich die Treppe hoch, eine Hand an der Wand. Insekten kamen unter den Scheuerleisten hervor, große schwarze Käfer. Ich hörte sie krabbeln, ohne
sie zu sehen. Ich spürte das Krachen ihrer Panzer unter meinen Schuhen.
    In der Nacht glaubte ich, ein Klopfen zu hören und Schritte, ich öffnete die Tür, aber niemand war da. Es war der Wind gewesen, sein eindringliches Klagen.
    Ich schlief ein paar Stunden.
    Am Morgen war der Himmel wieder weiß, fast ruhig.
    Ich schaltete das Radio ein. France Inter , kein Empfang. Auch RTL nicht. Schließlich erwischte ich die knisternden Kurznachrichten eines lokalen Senders, doch sie berichteten nicht von der Ladung.
     
    Max kam herein. Das hatte er sich so angewöhnt. Er kam jeden Morgen Punkt neun im Atelier vorbei, um mit Raphaël einen Kaffee zu trinken.
    Als er mich sah, drückte er mich an sich, so wie immer, küsste mich und stieß seine Wangenknochen an meine.
    Dann rieb er sich über dem Ofen die Hände. Er schob den Pullover hoch und ließ die Wärme an seiner Haut aufsteigen. Weiße Haut. Magere Haut.
    »Die Polizisten haben gesagt, dass das Schiff eine zu große Ungeheuerlichkeit von Tonnen hatte und dass die Wasserklingen von der Seite dagegen gedrückt haben. Das sei die ganze Erklärung für die Umschwenkung der Bretter.«
    Über dem Feuer färbte sich seine Haut rot.
    »Sie haben auch an das Verbot erinnert, die Bretter zu transportieren, die immer noch dem Kapitän des Schiffes gehören.«
    Er klatschte sich mit der flachen Hand auf den Bauch. Dann zog er seinen Pullover wieder runter und holte sich seine Tasse vom Regal. Es war eine Blechtasse. Drinnen klebte dicker, dunkler Kaffeesatz, geduldige Ablagerung der zahllosen Tassen, die er getrunken hatte, seit Raphaël da war.

    Eine Tasse, die er nie abwusch.
    Er pustete hinein, um den Staub zu entfernen.
    »Irgendwann wird deine Tasse so widerlich sein, dass du keinen Tropfen mehr reingießen kannst«, sagte ich und zeigte auf den Satz.
    Er runzelte die Stirn.
    »Du musst sie abwaschen«, erklärte ich ihm.
    Er kratzte mit dem Fingernagel im Innern der Tasse herum. Ein dunkler Film löste sich, eine Mischung aus Kalk und Koffein. Das Geräusch erinnerte mich an das Blech. Raphaël sah ihm zu.
    »Und die Leute, was haben die geantwortet?«
    Max schüttelte den Kopf, ohne aufzusehen.
    »Sie haben gesagt, dass es kein Diebstahl ist, weil es keine Beweisernennung gibt.«
    »Beweisernennung? Haben sie dieses Wort gebraucht?«
    Max hob gleichgültig die Schultern. Er goss sich Kaffee ein und erzählte, dass auch er sich Bretter aus dem Meer genommen hatte.
    »Ich werde sie über die Kabine nageln und auch für die Maximalverstärkung der Seiten verwenden. Und welche für die Verjüngung im Fall von Beschleunigungsnotwendigkeit.«
    »Pass bloß auf! Deine Nussschale geht noch unter, wenn du sie zu schwer machst«, warnte Raphaël.
    Max drehte sich um. Er blickte zur Tür. Er suchte Morgane. Wenn es regnete, borgte sie ihm immer ihr Wörterbuch. So lernte er Wörter. Er hätte das Wörterbuch gern mit nach Hause genommen, aber das wollte sie nicht, also blieb er da, saß im Flur auf dem Boden an die Wand gelehnt und las.
    »Holz geht nicht unter«, murmelte er. »Holz hat die Schwimmfähigkeit.«
    Er zog seine Uhr aus der Tasche, eine Stoppuhr mit dickem
Ziffernblatt, die mit einer Schnur an seiner Gürtelschlaufe befestigt war.
    »Die Wörter sind die Erfindungsbegabung der Menschen.«
    Raphaël und ich sahen uns an. Wir nickten. Wir fanden, dass Max nach der Beweisernennung für einen Morgen nach dem Sturm ganz schön loslegte.
    »Das ist der Sau-Moment«, erklärte er schließlich und steckte die Uhr wieder unter sein Taschentuch.
    Die Sau gehörte dem Vater der Bachstelze, aber Max versorgte sie. Damit verdiente er sich ein bisschen Geld, und mit dem Reinigen der Ställe.
    Max fuhr sich mehrmals mit der Hand durchs Haar und trat dabei von einem Fuß auf den anderen. Dann drückte er uns beiden die Hand und ging in den Flur. Im Vorbeigehen warf er einen Blick in die Küche. Der Fernseher lief. Morganes nackte Füße sahen hinter der Sofalehne hervor. Er schielte auf ihren Bauch, auf die schweren Brüste, die den Stoff des Kleides spannten.
    »…Morgen …’organ!«
    Sie hob eine Hand, ohne den Kopf zu wenden.
    »Hallo Tölpel!«
    Max öffnete den Mund, sicher hätte er gern noch etwas gesagt, doch er senkte den Kopf wieder und ging hinaus. Er lief über den Hof, die Hände

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