Die Braut aus den Highlands
Umständen war, und hielt sie an, Vorsicht walten zu lassen und auf ihre Gesundheit zu achten. Sie hatte ihr gar geraten zu überdenken, ob sie die Reise nicht lieber absagen wolle, um das Wohl des Kindes nicht zu gefährden.
Merry hatte das ganze Gespräch als furchtbar peinlich empfunden und sich unbehaglich gefühlt. Schließlich war sie zu dem Zeitpunkt noch Jungfrau gewesen und eine Schwangerschaft daher ausgeschlossen. Und was ihr Mondblut anging: Die Wahrheit war, dass dieses immer sehr unregelmäßig kam, manchmal einen oder zwei Monate lang ausblieb und dann wieder doppelt so lange anhielt, wie es sollte. Dieser Umstand hatte Merry in jüngeren Jahren Sorge bereitet, bis ihre Mutter sie eines Tages beiseitegenommen und ihr versichert hatte, dass dies nicht schlimm sei, ihr sei es auch immer so ergangen. Mit den Jahren, so hatte ihre Mutter erzählt, habe sie herausgefunden, wie ihre Stimmung Einfluss darauf nehme und sie in Zeiten großer Belastung auch schon mal einen oder gar zwei Monate lang gar nicht blute. Weil Merry dies alles aber recht genierlich fand, hatte sie Edda gegenüber nichts erwähnt, sondern sie glauben lassen, was sie wollte, und die Unterhaltung bald unter einem Vorwand beendet.
Nun fragte sie sich, ob Alex’ Samen vergangene Nacht tatsächlich seinen Platz gefunden hatte und falls ja, ob der Ritt ihn womöglich wieder lösen könnte. Schon allein der Gedanke ließ sie bedrückt auf ihren Bauch hinabschauen und sich grämen.
„Ihr seht beklommen aus.“
Merry sah auf. Alex hatte sein Pferd gezügelt, ritt nun an ihrer Seite und betrachtete sie besorgt.
„Fehlt Euch etwas? Seid Ihr nicht wohl?“, fragte er.
„Oh, doch, doch“, beteuerte sie rasch und zwang sich zu einer aufrechteren Haltung im Sattel. „Ich bin nur ein wenig müde“, gab sie als Erklärung für ihre Stimmung an.
„Ja, das ist wohl meine Schuld“, erwiderte er trocken. „Bitte vergebt mir. Ich wusste schließlich, dass wir heute aufbrechen würden, und hätte mehr Rücksicht nehmen …“
„Habe ich mich etwa beschwert letzte Nacht?“, unterbrach Merry ihn, um seiner Entschuldigung ein Ende zu setzen. Spontan streckte sie den Arm aus und drückte seine auf dem Sattelknauf ruhende Hand. „Mir geht es gut. Ich werde einfach in der kommenden Nacht ausgiebig schlafen.“
„ Aye “, entgegnete Alex, schaute jedoch immer noch schuldbewusst drein, griff plötzlich mit der einen Hand nach ihren Zügeln und mit der anderen nach ihr selbst und hob sie vom Pferd.
„Was tut Ihr da?“, fragte Merry überrascht, als er sie quer vor sich in den Sattel setzte.
„Ihr werdet mit mir reiten“, sagte er nur und nahm ein Seil aus der Satteltasche. An das eine Ende knotete er die Zügel ihrer Stute, das andere befestigte er am Sattel, sodass ihnen das Tier in bequemem Abstand zu seinem Pferd folgen konnte.
Merry runzelte leicht die Stirn und sah über seine Schulter zu ihrer Stute. „Ich kann selbst reiten, gut sogar.“
„Das weiß ich“, erwiderte er besänftigend. „Ich habe Euch beobachtet heute Morgen, und Ihr seid in der Tat eine hervorragende Reiterin. Doch auf diese Weise könnt Ihr schlafen, wenn Ihr wollt.“
„Oh.“ Merry verlagerte behutsam ihr Gewicht. Sie war es nicht gewohnt, dass sich jemand um sie kümmerte, und fühlte sich ein wenig unbehaglich dabei. „Nun, aber Ihr müsst ebenso erschöpft sein, und es erscheint mir ungerecht, dass ich ruhen darf, während Ihr …“
„Erzählt mir von Eurer Mutter“, fiel Alex ihr ins Wort.
Merry blinzelte, verwirrt ob dieser Aufforderung, und wandte ihm das Gesicht zu. „Warum?“, fragte sie argwöhnisch.
„Weil es Euch ungemein schwerfällt, Hilfe anzunehmen, und ich möchte verstehen, weshalb das so ist“, erwiderte er schlicht.
„Es fällt mir ganz und gar nicht …“ Merrys Widerspruch verstummte abrupt, als Alex ihr einen kurzen, festen Kuss auf die Lippen drückte.
„Doch, das tut es“, bekräftigte er ernst. „Erzählt mir von Eurer Mutter“, forderte er sie noch einmal auf.
Merry zögerte noch immer, hin- und hergerissen, ob sie widersprechen oder einfach die Frage beantworten sollte. „Ich weiß, wie Euer Vater und Eure Brüder sind“, sagte er in ihr Zaudern hinein. „Und dass sie Euch wahrscheinlich in all den Jahren keine große Hilfe waren. Aber was ist mit Eurer Mutter? Mir wurde berichtet, dass sie Stewart bis zu ihrem Tod geführt hat.“
„ Aye , das stimmt“, sagte Merry endlich. „Vater hat sich gerne als
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