Die Braut aus den Highlands
versehrte Bein.
Alex begutachtete ihren Schenkel, und seine Augen weiteten sich vor Schreck.
„Allmächtiger, Frau! Das ist kein Schnitt, sondern eine Hiebwunde. Was habt Ihr bloß getan? Euch ein Schwert ins Bein gestoßen?“
Er hatte sich tief über sie gebeugt, um das, was von der Verletzung übrig war, besser sehen zu können. Daher sah er nicht, wie sie ihm eine Grimasse schnitt. Drei Wochen waren inzwischen vergangen. Die Wunde war verheilt, nur eine Narbe war zurückgeblieben. Leider Gottes eine lange, hässliche Narbe, aber dennoch bloß eine Narbe. Wobei diese sie fortan wohl eher an diese Nacht als an die ihrer Hochzeit gemahnen würde, mutmaßte sie, als er mit den Fingern sanft über die verheilte Blessur strich und ihr damit einen wohligen Schauer über den Rücken jagte.
Merry versuchte, sich nicht davon ablenken zu lassen, dass sein Gesicht zwischen ihren Beinen steckte, und räusperte sich, um mit ihrer Erklärung fortzufahren. „Ich wusste nicht, wie viel Blut für gewöhnlich zu sehen ist, wenn das Jungfernhäutchen durchstoßen wird. Ich dachte, besser zu viel als zu wenig.“
Alex’ Kopf ruckte hoch. Sein vorwurfsvoller Blick erdolchte sie fast. „Und Ihr habt mich einfach glauben lassen, das ganze Blut, das in unserer Hochzeitsnacht geflossen ist, sei meine Schuld gewesen?“
Merry sah betreten drein. „Ich hätte es Euch ja erklärt, aber Ihr wirktet ja immerzu betrunken und …“
Er gebot ihr mit der Hand zu schweigen, und Merry verstummte. Einen Augenblick lang dachte sie, er sei zu wütend für Worte, doch endlich seufzte er, rückte ans obere Bettende, lehnte sich mit dem Rücken gegen die Wand, umfasste ihre Taille und zog sie auf seinen Schoß. Merry starrte hinab auf ihre Hände und wartete, unsicher, ob er nun zornig war oder nicht. Er klang jedoch nicht erbost, als er fragte: „Habe ich Euch sehr wehgetan?“
Merry schaute ihn überrascht an, sah, dass er auf das Dreieck zwischen ihren Schenkeln starrte, und errötete. Er meinte ihr Jungfernhäutchen. Mit vor Scham heißen Wangen schüttelte sie den Kopf. „Es war nicht mehr als ein Zwicken.“
„Ihr habt aufgeschrien, als littet Ihr Schmerzen“, erinnerte er sie behutsam.
Sie zuckte die Achseln. „Es war wohl mehr der Schreck. Ich wusste, was Ihr vorhattet, aber dennoch fühlte es sich sehr merkwürdig an, wie Ihr da plötzlich in mir wart, und zudem hatte ich erwartet, dass es höllisch wehtun würde, und als es das nicht tat, hat mich auch das erschreckt.“
„Verstehe“, sagte er leise.
Merry stieß langsam den Atem aus und blickte wieder abwesend auf ihre Hände, wobei sie feststellte, dass sie diese rang wie ein zittriges altes Weiblein. Das überraschte sie nicht übermäßig. Zwar war sie erleichtert darüber, dass er nicht böse zu sein schien, doch zugleich fühlte sie sich furchtbar unbehaglich, wie sie so auf seinem Schoß saß und sie beide unverhüllt waren. Nach all den Vertraulichkeiten mochte es albern sein, so zu empfinden, allerdings folgten Empfindungen ja nur selten dem Verstand. Und zudem musste man ihr zugestehen, dass sie gemeinhin nicht nackt vor ihrer Magd saß – und schon gar nicht auf dem ebenso nackten Schoß eines Mannes. Merry sann darüber nach, wie sie es wohl am geschicktesten anstellen konnte, unter die Decken zu schlüpfen, ohne es wie eine Flucht aussehen zu lassen. So sehr war sie in Gedanken versunken, dass es einen Moment dauerte, bis sie spürte, wie Alex ihr über den Rücken streichelte. Es sollte beruhigend wirken. Und war in der Tat sehr angenehm.
„Merry.“
„ Aye ?“ Zögernd sah sie ihn an und stellte etwas verblüfft fest, dass er lächelte. Seine Augen leuchteten sanft, was sie nicht so recht deuten konnte.
„Ich danke Euch.“
Verwirrt legte Merry die Stirn in Falten. „Wofür denn?“
„Dafür, dass Ihr Euch in der Hochzeitsnacht um das Laken gekümmert habt“, erwiderte er. Seine Stimme war rau, aber zärtlich. „Und für heute Nacht.“
Achselzuckend wandte Merry den Blick ab und spürte, wie das Rot auf ihren Wangen sich vertiefte. Außer dass sie ihn nach Belieben hatte gewähren lassen, wie es sich für eine Gemahlin gehörte, hatte sie kaum etwas getan heute Nacht. Sofern man nicht hinzuzählte, dass sie sich vergnügt hatte. Denn das hatte sie obendrein.
„Ich weiß, dass wir keinen glücklichen gemeinsamen Anfang hatten, aber ich hoffe, dass dies ein Neubeginn für uns wird und wir die Reise nach Donnachaidh dafür nutzen, um
Weitere Kostenlose Bücher