Die Braut aus den Highlands
Pferd an, um sich zu ihnen zu gesellen.
„ Aye , Mylord?“
„Vor uns am Fluss befindet sich eine Lichtung“, sagte Alex.
„ Aye , ich weiß, welche Ihr meint“, erwiderte Gerhard. „Wir haben dort in der Vergangenheit schon Rast gemacht.“
Alex nickte. „Und das werden wir auch diese Nacht tun. Den restlichen Weg bis zur Grenze legen wir morgen zurück. Führe die Männer dorthin und schlagt das Lager auf.“
„Und Ihr, Mylord?“, erkundigte sich Gerhard verblüfft.
„Ich werde mit meiner Gemahlin ein Stück den Fluss entlangreiten, damit sie sich ungestört erfrischen kann. Wir werden uns später wieder zu euch gesellen.“
„Wie Ihr wünscht“, brummte Gerhard und wendete sein Pferd, um auf die anderen zu warten, während Alex das seine antrieb.
Merry sah sich während des Ritts neugierig um. Sie folgten dem Weg ein kurzes Stück, ehe Alex sein Reittier zur Seite weglenkte. Die Bäume wichen, und sie gelangten auf eine Lichtung. Sie fragte sich, ob es die war, von der Alex Gerhard gegenüber gesprochen hatte, doch sie eilten nun so schnell dahin, dass sie Angst hatte, sich beim Sprechen auf die Zunge zu beißen, und die Frage daher lieber schluckte. Die Wiese war umgeben von einer lichten Reihe aus Bäumen und Gebüsch. Alex querte sie und schlug einen Pfad ein, den Merry erst sah, als sie ihn fast erreicht hatten. Durch das Laub zu ihrer Rechten sah sie das Wasser schimmern; links hingegen war das Grün beinahe so dicht wie eine Wand.
Alex wandte sein Pferd nach rechts, und sie ritten eine Weile neben dem Fluss her, bis der schmale, grasbewachsene Weg auf einer weiteren Lichtung endete. Diese war zwar kleiner, hatte dafür aber einen malerischen Wasserfall und war von Felsen umsäumt, sodass der einzige Zugang der Pfad am Flussufer war.
Merry gab einen gefälligen Laut von sich und blickte sich um. Es war bezaubernd, eine stille kleine Insel, und schien ihr nach einem ganzen Tag im Sattel genau der richtige Ort zu sein, um sich zu erholen.
„Ich bin während meiner Reisen auf diese Stelle gestoßen, bevor ich das Kreuz genommen habe“, erklärte Alex und ließ sich hinter ihr vom Pferd gleiten. „Auf dem Weg hierher ist sie mir wieder in den Sinn gekommen, und ich dachte mir, sie könnte Euch gefallen.“
„Das tut sie“, versicherte Merry lächelnd, während er sie aus dem Sattel hob. Sobald sie festen Boden unter den Füßen hatte, wollte sie sich aufmachen, die Gegend zu erkunden, doch Alex hielt sie zurück. Als sie ihn fragend ansah, zog er die Mundwinkel leicht nach oben. „Gebt Euren Beinen einen Augenblick, um wieder zum Leben zu erwachen“, riet er. „Wir sind lange geritten.“
„Meinen Beinen geht es gut“, entgegnete sie. „Schließlich bin ich ja nicht selbst geritten, sondern habe mich in Eurem Schoß ausgeruht.“ Lachend riss sie sich los und landete prompt auf den Knien, als die Beine, denen es doch so „gut“ ging, unter ihr nachgaben. Sie verzog das Gesicht und blickte zu Alex auf in der Erwartung, dass er in Gelächter ausbrechen werde, so wie ihre Brüder es getan hätten. Daher war sie verblüfft, dass seine Miene ernst und gar ein wenig besorgt war, als er ihre Hand ergriff und ihr aufhalf.
„Ihr solltet lernen, von anderen Rat und Hilfe anzunehmen, Frau“, sagte Alex ruhig, als sie wieder stand. „Jeder braucht dann und wann Beistand.“
Die Worte waren besonnen gesprochen und hatten nichts mit einer Zurechtweisung gemein, wie Eltern sie austeilten, aber sie hatten die gleiche Wirkung, als hätte er sie angefahren. Heiß stieg eine Empfindung in ihr auf, die halb Scham und halb Angst war. Die Angst war es, die ihr besonders zu schaffen machte. Plötzlich fürchtete sie, dass er gering von ihr denken könne, und dieser Gedanke beunruhigte sie mehr, als sie erwartet hätte. Dies hier war der Mann, den sie für wenig besser als Vater und Brüder gehalten hatte. Warum also war ihr nicht gleich, was er von ihr hielt? Merry fand keine Antwort darauf, aber gleich war es ihr dennoch nicht, und das behagte ihr nicht.
Sie biss sich auf die Zunge, um die scharfe Erwiderung nicht hinausschlüpfen zu lassen, die sie gerne zu ihrer Verteidigung vorgebracht hätte. Stattdessen zwang sie sich, nicht erneut seinem Griff zu entfliehen, bis sie sicher war, alleine stehen zu können. Als er sie frei gab, tat sie rasch ein paar Schritte von ihm fort.
„Ich werde die Pferde versorgen“, sagte Alex hinter ihr her, als sie auf den Fluss zuging. „Nehmt ein Bad,
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