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Die Braut des Florentiners - TB 2006/2007

Titel: Die Braut des Florentiners - TB 2006/2007 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Dübell
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mich jetzt schon zum Schreien bringt, und ich werde schreien dürfen vor Vergnügen in unserem Haus am Fluss und nicht wie jetzt in den Stoff beißen müssen, damit mich niemand hört! Weißt du, was das heißt, du Krämerseele?« Ihre Augen funkelten im Dunkeln. »Reiß nur den Mund auf vor Überraschung, ich habe nichts anderes erwartet. Niemand wird mich von hier wegbringen! Wir werden unser Leben gemeinsam verbringen, und wir werden es jede Nacht miteinander treiben, dass selbst die Fische im Fluss noch geil werden von unserem Lärm, und wenn du wieder in deinem stinkigen Florenz bist und in irgendeiner finsteren Kammer allein auf der Matratze liegst, dann hoffe ich, dass du an uns denkst und wie wir unsere Freiheit genießen, während du gar nichts hast als das Geld, das man dir zahlt, um für deinen Herrn irgendwelche Besorgungen zu machen.«
    Lorenzo sprang auf. Er starrte auf sie hinab. Ihr Gesicht war vor Zorn verzerrt. »Du bringst mich nie hier weg! Nie! Nie! nie ! Hau ab, bevor ich Corto noch sage, was du hier wirklich willst … du … du … Arschloch !«
    Lorenzo stolperte ein paar Schritte zurück. Als er um den Trosswagen herum war, vernahm er die Rufe vom Feuer; diejenigen, die wach waren, hörten das Donnergrollen nun deutlich, und diejenigen, die geschlafen hatten, erwachten und fragten verwirrt, was geschehe. Clarices Gestalt verschmolz mit den Schatten. Was hatte sie gesagt? was hatte sie …?
    Aber es war unwichtig geworden, jedenfalls für den Augenblick. Das Donnern kam aus der Schwärze jenseits der letzten Baumstämme, die noch vom Lichtschein des Feuers angestrahlt wurden. In Lorenzo rastete etwas ein, und er warf sich herum, rannte in die Dunkelheit hinein, wo er die Postenkette ihre Runden drehend wusste, machte den Mund auf, um zu schreien …
    … und rannte in Corto hinein, der plötzlich vor ihm stand und ihn mit weit aufgerissenen Augen ansah. Der Zusammenprall trieb Lorenzo die Luft aus den Lungen. Sein Schrei erstarb. Corto wirbelte ihn herum, packte ihn am Oberarm und zerrte ihn in Richtung zum Feuer.
    »Corto …!«, keuchte Lorenzo.
    »Ich weiß!«, keuchte Corto zurück. Er ließ Lorenzo im Laufen los, stieß ihn weiter zum Feuer, während er zum Trosswagen hin abbog. »Schlag Alarm! Ich bringe den Wagen in Sicherheit!«
    Lorenzo war mit ein paar Sätzen mitten unter den Lagernden. Urso stand bereits auf den Beinen und gaffte ihn an. Lorenzo holte Atem und brüllte: »Wir werden angegriffen !«
    Die Reiter kamen über sie wie eine schreiende, trommelnde Woge, die das Zwerchfell beben ließ. In dem Augenblick, in dem sie im Feuerschein sichtbar waren, waren sie auch schon direkt vor ihnen. Der Waldboden wirbelte um die Pferdehufe auf und hüllte die Reiter ein, Äste und Laub peitschten um sie herum. Lorenzo sah matt blinkende Brustpanzer und darüber gesichtslose Fratzen. Es war nicht zu erkennen, wie viele Reiter es waren; es konnten hundert sein. Das Getrommel hüllte den Lagerplatz ein, der Lärm schien auf die Menschen förmlich einzuprügeln. Die Reiter kamen in breiter Front auf das Feuer zugesprengt, nur die Bäume verhinderten, dass sie eine ununterbrochene Linie bildeten. Urso packte Lorenzo und riss ihn zu Boden. Ein Wurfspieß flog über sie hinweg und blieb im Feuer stecken. Lorenzo sah mit aufgerissenen Augen, wie jemand in den Weg der Pferde hineinrannte und sofort unter die Hufe geriet; er hoffte, dass es nicht Clarice oder eine der beiden Klosterschwestern gewesen war – und auch, dass es nicht Corto erwischt hatte. Urso rollte sich herum und riss dabei ein Bündel auf, das voller Waffen steckte; er hatte sich von keinem seiner Beutestücke trennen können. Als er auf die Beine kam, hielt er bereits in beiden Händen eine seiner Äxte; Lorenzo griff blind hinein und fühlte den schweren Bidenhänder. Er rollte sich zur anderen Seite. Der erste Angreifer war heran und donnerte zwischen ihnen hindurch, ein schnaubender Pferdekörper, beschlagenes Zaumzeug, der Panzer um den Oberkörper des Reiters im Feuerschein leuchtend und das Gesicht eine dunkle Ansammlung von Schatten und Formen. Eine abgesägte Hellebarde zuckte herab und verfehlte Lorenzo, er schwang den Bidenhänder um den Kopf und verfehlte ebenfalls; der Reiter setzte über das Feuer, dass die Funken aufwirbelten, und trampelte drüben über ein Knäuel von Leibern hinweg, das ihm nicht mehr rechtzeitig ausweichen konnte. Die anderen Reiter folgten sofort nach. Lorenzo warf sich erneut zur Seite,

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