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Die Braut des Florentiners - TB 2006/2007

Titel: Die Braut des Florentiners - TB 2006/2007 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Dübell
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und ohne die Madonna in Hörweite. Schwester! Sie sind mein Retter in der Not. Mein Engel! Gottes Gesandte! Ich möchte Ihre Hand küssen …!« Er beugte sich so nahe zu Magdalena, dass diese den sauren Atem des Mannes riechen konnte. »Schwester, retten Sie mich!«
    »Was soll das heißen?«
    »Schwester, mir geht es wie Hiob. Unschuldig bin ich von Gott geschlagen worden, und der Teufel treibt sein böses Spiel mit mir.«
    Magdalena sah ihn von der Seite an. Es fiel ihr schwer, den Blick vom Trosswagen zu wenden. Clarices blasses, makelloses Gesicht war ein heller Fleck vor dem dämmrigen Inneren des Wagens. Sie sah unverwandt zu Fabio hinüber, der sich halblaut mit einem der anderen Männer unterhielt und dabei nervös den Bogen von einer Faust in die andere wechselte.
    Die Nähe Giallos machte es Magdalena unmöglich, Clarices Schwingungen zu erspüren; Giallos erdrückende Gefühlsmischung aus Angst, hilflosem Ärger und schwächlicher Empörung hing wie ein zäher Geruch um Magdalena herum. Sie erkannte, dass Giallo weitergesprochen hatte.
    »Was hast du gesagt?«
    »Ich habe gefragt, ob Sie auch meiner Meinung sind, Schwester.«
    »Welcher Meinung?«
    »Dass Corto der Teufel ist!«
    Magdalena suchte nach einer Antwort. Am liebsten hätte sie gesagt: wenn Corto der Teufel ist, dann verstehe ich, warum so viele ihm folgen und nicht Gott dem Herrn. Sie erschrak über die Blasphemie, noch mehr aber darüber, dass es ihre ehrliche Meinung war.
    »Seit Wochen bin ich Gefangener dieses Satans«, wisperte Giallo. »Sie müssen wissen, dass ich der Agent eines Kaufmanns aus Bologna bin. Aus Bologna, Schwester! Wissen Sie, wie weit das von hier entfernt ist? Keine Tagesreise! Seit Wochen werde ich von Corto und seinen Männern durch die Gegend geschleppt, ohne eine Gelegenheit zur Flucht zu finden, seit Wochen darauf wartend, dass Cortos Bote mit dem Lösegeld meines Herrn zurückkommt, und das alles niemals länger als eine Tagesreise von meinem Zuhause entfernt. Können Sie sich meine Qual vorstellen, Schwester?«
    »Was hält deinen Herrn davon ab, zu zahlen?«, fragte Magdalena.
    Giallo, der Atem geholt hatte, verstummte. Es war, als seien seine Gedanken in vollem Lauf gegen eine Mauer geprallt. »Äh?«
    »Es liegt doch in der Hand deines Herrn, deine Qual zu beenden, oder nicht?«
    »Wollen Sie diesen Teufel Corto auch noch verteidigen, Schwester? Hat ihm jemand befohlen, meinen Tross in alle Winde zu zersprengen und mich zu verschleppen?«
    »Zisch mich nicht so an, Francesco Giallo, ich bin die Magd des Herrn, aber nicht die deine!«
    »Entschuldigen Sie, Schwester, entschuldigen Sie. Mea culpa, mea maxima culpa ! Ich wollte Sie nicht verärgern, gewiss nicht, glauben Sie mir!«
    »Warum hast du gesagt, ich sei deine Retterin? Ich kann dich nicht aus deiner Lage befreien. Meine Schwestern und ich sind selbst Gefangene.«
    Giallo lächelte plötzlich. Das Lächeln hatte zu viele Zähne, und seine Augen leuchteten zu stark. Seine Hand zuckte nach oben, als wollte er Magdalena am Arm packen, doch dann schreckte er zurück. »Auf Sie werden sie nicht schießen, nein nein«, murmelte er zusammenhanglos. »Das wagt nicht einmal dieser Teufel Corto! Auf Sie werden sie nicht schießen!«
    »Was soll das heißen?«
    »Schwester, es ist ganz simpel. Und es ist die Rettung! Sie und Ihre beiden heiligen Mitschwestern – der Herr schütze und behüte sie! – müssen nur eines tun: Sobald die Gelegenheit günstig ist, fliehen wir zusammen; wir laufen weg, und ich bleibe in Ihrer Mitte. Wir bleiben einfach in einer engen Gruppe zusammen. Die Gefahr, dass sie eine von Ihnen treffen, wenn sie uns Pfeile oder Armbrustbolzen hinterherschicken, ist viel zu groß. Sie werden es nicht wagen, und wir sind frei!« Jetzt packte er Magdalena doch am Arm. Sie sah seine Hand an. Giallo ließ los, aber seine Hand blieb in der Luft hängen. Er sah ihr ins Gesicht, lächelnd, hoffend, im Stillen flehend, dass sie zustimmen möge, innerlich bereits halb zu Hause, der Mann, der auf dem Schafott den Henker anlächelte und ihn zu überzeugen suchte, dass er sein Freund sei. Seine Gedanken standen so deutlich auf seiner Stirn geschrieben, dass Magdalena nicht einmal in sein Herz zu sehen brauchte. Sie war weitaus entsetzter über den Umstand, dass sie ihm ins Gesicht zu schlagen wünschte, als über seinen Vorschlag.
    »Schwester, ich danke Gott, dass er Sie zu mir gesandt hat.«
    Aus dem Schilfwäldchen, vor dem sie haltgemacht hatten, wand

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