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Die Braut des Kreuzfahrers

Die Braut des Kreuzfahrers

Titel: Die Braut des Kreuzfahrers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hilke Mueller
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das höfische Gehabe. Er hatte Gottfried zuletzt vor mehr als zehn Jahren gesehen, da war er ein dürrer junger Bursche gewesen, damals schon recht schweigsam und immer im Schatten des Vaters Rotrou IV . Roger stellte fest, dass Gottfried zwar mittlerweile breitschultrig und sehnig geworden war, vermutlich war er kein schlechter Kämpfer, doch er kam ihm noch genauso blass vor wie damals. Sein Vater Rotrou war ein gewichtiger Mann, beredt, gewandt und vor allem stets nach der neusten Mode gekleidet, da er häufig am Hof des französischen Königs weilte.
    Im vergangenen Jahr hatte ihn Philipp von Frankreich sogar zu Richard von England geschickt, um dort nachzufragen, wann man gedenke, den öffentlich angekündigten Kreuzzug anzutreten. Eine ehrenvolle Aufgabe, um die Rotrou von manchem beneidet worden war, schließlich ging es um nichts weniger als den gemeinsamen Kriegszug aller christlichen Herrscher gegen die Sarazenen, so wie der Papst es gefordert hatte. Wie Roger den alten Rotrou von Perche kannte, hatte er bei dieser Gelegenheit gewiss auch seine eigene Sache, nämlich seine beiden Festungen, die in Richards Hand waren, angesprochen.
    » Ich habe ein Frühmahl anrichten lassen, setzen wir uns also zum Essen. Ihr seid – wie ich sehe – unterwegs zum Heiligen Land, da werdet ihr alle eure Kräfte brauchen. «
    Es gab einen Tisch in der Mitte des Raumes, der vermutlich bei großen Anlässen durch Platten, die man auf hölzerne Stützen legte, erweitert wurde. Jetzt reichte er völlig aus, denn Gottfried von Perche schien die Absicht zu haben, das Mahl allein mit seinen Gästen einzunehmen. Wieso hatte er keine Leute um sich? Knappen, Dienstmänner, ein paar Verwandte oder seine Ehefrau? Es war eigentlich schon eine Beleidigung des Gastes, sich ganz allein und ohne Gefolge zu ihm an den Tisch zu setzen.
    Als sie jedoch auf den Klapphockern Platz nahmen und der Burgherr zu ihnen trat, erschrak Roger. Gottfrieds Gesicht war glatt rasiert, wie es unter den Höhergestellten üblich war, und jetzt, da Roger ihm gegenübersaß, erkannte er die Narben, die Wangen und Stirn seines Gastgebers sprenkelten.
    » Heiliger Sebastian! « , entfuhr es ihm. » Was ist mit Euch geschehen? Seid Ihr krank gewesen? «
    Gottfried hatte diese Frage erwartet, wenn auch vielleicht nicht so rasch und direkt. Er war bemüht, gelassen zu bleiben, doch die angespannten Mundwinkel drückten deutlich sein Unbehagen aus.
    » Ich hatte ein Fieber, das einen Ausschlag mit sich brachte. Aber jetzt bin ich genesen und vollkommen gesund. «
    Rogers Knappen wechselten besorgte Blicke, auch Roger selbst – obgleich er kein Feigling war – lehnte sich auf seinem Schemel zurück und besah die runden, noch rötlichen Narben auf Gottfrieds Gesicht mit einem gewissen Misstrauen.
    » Nehmt es mir nicht übel, Gottfried « , sagte er. » Aber es sieht aus, als seien das die Blattern gewesen. Sind noch mehr Leute in dieser Gegend daran erkrankt? «
    » Nur wenige. Ich habe befohlen, dass die Kranken abgesondert wurden. Auch ich selbst habe wochenlang keinen Menschen, nicht einmal die Dienstboten zu mir gelassen. Gott war gnädig und hat mir das Leben erhalten. «
    » Gelobt sei Gott der Herr und die Heerscharen seiner Heiligen! Seit wann seid Ihr wieder genesen? «
    Jetzt endlich war ein kleines Lächeln auf Gottfrieds Zügen zu erkennen, und Roger erinnerte sich, dass er schon früher auf diese Weise gelächelt hatte. Er verzog nur wenig die Lippen dabei, man hatte immer das Gefühl, er wisse viel mehr, als er zu sagen bereit war, und mache sich über den Gesprächspartner auf seine Weise lustig.
    » Es sind mehrere Monate, Roger. Ihr braucht Euch nicht zu fürchten, denn es hat seit vielen Wochen hier keine Kranken mehr gegeben. «
    Roger lachte laut auf und griff zum Becher, trank ihn in geübtem Zug bis auf die Neige leer und zog dann den Löffel heraus, um zu essen.
    » Ihr glaubt, ich hätte Furcht vor den Blattern? « , dröhnte er. » Dann dürfte ich nicht ins Heilige Land fahren, denn wie man hört, ist dort so mancher tapfere Ritter an Seuchen und Schwachheit zugrunde gegangen. Ich vertraue fest darauf, dass Gott mich für seine Sache erhalten wird, Gottfried. «
    » Das wird er gewiss, Roger « , gab Gottfried ernst zurück. » Ich gestehe, dass ich Euch bewundere und beneide, denn Ihr habt Euch zu dieser Fahrt entschlossen, obgleich die Heere der drei Könige längst unterwegs sind. «
    Außer Philipp von Frankreich und Richard von England

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