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Die Braut des Kreuzfahrers

Die Braut des Kreuzfahrers

Titel: Die Braut des Kreuzfahrers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hilke Mueller
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Blüten und Beeren aufbewahrte. Corba wusste um die Wirkung der Pflanzen. Sie konnten Segen, aber auch Tod bringen, je nachdem, wie man sie anwendete. Die Frau des Verwalters heilte nicht nur die eigene Familie von allerlei Krankheiten, sie ging auch in die Dörfer und Siedlungen der Umgebung, wenn man sie um Hilfe bat.
    Tiessa wischte sich mit dem Handrücken die kitzelnden Löckchen aus der Stirn. Die Luft schien ihr so schwer, dass sie kaum atmen konnte, doch ihre Mutter hatte verboten, die Tür zum Hof zu öffnen, da sonst die Hühner unweigerlich über die am Boden ausgebreiteten Kräuter herfallen würden. Es war die letzte Ernte vor dem Herbst. Corba hatte den Garten geräubert, und gegen Mittag, als die Sonne die Feuchte des gestrigen Regens getrocknet hatte, waren sie in die Wiesen gegangen, um Jungfernkraut, Tausendblatt und Hirtentäschel zu sammeln.
    Millie hatte unterdessen die Wäsche ganz allein in einem Fass Regenwasser ausgewaschen und zum Trocknen aufgehängt. Tiessa hatte ihr nicht dabei geholfen, denn sie war ärgerlich auf ihre Schwägerin.
    Natürlich hatte diese geplaudert. Zuerst hatte Jordan in seiner gutmütigen Einfalt gefragt, ob Tiessa auch nicht verletzt sei, dann wisperten die beiden Mägde miteinander, und schließlich erfuhr es auch Corba.
    » Wie konntest du so unvorsichtig sein? Heilige Maria – er hat dein Leben gerettet, und wir haben ihm nicht einmal dafür gedankt. Du hättest für immer zum Krüppel werden oder gar tot sein können. Ist nicht letztes Jahr ein Stallknecht auf der Burg umgekommen, weil ihn eines der Streitrosse des Grafen getreten hat? «
    » Es war kein Streitross dabei, Mutter. Nur ein paar Pferde und Maulesel … «
    In ihrer Aufregung hatte Corba den Korb mit Beinwellwurzeln und Siebenfinger, den sie auf den Hof zum Trocknen tragen wollte, mitten in die ausgebreiteten Kräuter gestellt.
    » Ein einziger Maulesel hätte genügt, wenn du gestürzt wärst … «
    » Ich bin nicht gestürzt, Mutter … «
    Die Tür zum Nebenraum knarrte. Millie hatte es sich nicht nehmen lassen, die Wirkung ihrer Nachricht mit anzuhören. Tiessa konnte einen Zipfel ihres moosfarbenen Übergewands im Türspalt erkennen. Die dumme Person hielt das Ohr an die Tür und glaubte wohl, sie sei unsichtbar.
    » Ist es wahr, dass du dich sogar an ihn geschmiegt hast? Dass er seinen Mantel um dich legte und dich mit den Armen umschloss? «
    Wenn sie dieses Verhör hinter sich hatte, würde sie Millie ganz sicher einen fetten Klumpen Erde in ihr Waschfass werfen. Schon deshalb, weil die Mutter sich so aufregte, dass ihr Gesicht ganz bleich war und ihre Hände zitterten. Corba war eine mutige Frau, doch um ihre Tochter war sie stets ungewöhnlich besorgt, als ahne sie ein schlimmes Unheil voraus.
    » Ich habe mich überhaupt nicht an ihn geschmiegt, das ist eine Lüge « , verteidigte sich Tiessa mit Blick zur Nebenraumtür. Zum Glück wusste Millie nichts von ihrer Absicht, den drei Juden beizustehen, sonst hätte sie auch das noch erzählt.
    Corba richtete mit bebenden Händen ihre Haube, doch anstatt die Tücher fester zusammenzuziehen, brachte sie nur alles in Unordnung.
    » Gott hat dich bewahrt, weil es Ivo war, der dich auf sein Pferd hob « , stöhnte sie. » Ein anderer wäre mit dir davongeritten, in den Wald hinein, und was er dort mit dir getan hätte, das weißt du! «
    Die Mutter kam von dieser Angst nicht los. Ständig fürchtete sie, Tiessa könne entführt und mit Gewalt genommen werden. Sicher, solch schreckliche Dinge waren vorgekommen, damals, als die Plantagenets sich gegenseitig bekriegten und allerlei Kämpfer und Söldner durch das Land zogen.
    » Aber doch nicht in diesem Unwetter … «, hielt Tiessa schwach dagegen, erntete jedoch nur ein entsetztes Kopfschütteln ihrer Mutter.
    » Bete zur Heiligen Jungfrau, Tiessa, die dich beschützt hat « , seufzte sie. Dann brachen sich Schrecken und Erleichterung ihre Bahn, und Corba nahm die Tochter in ihre Arme.
    » Du bist all mein Glück, mein Stolz, alles, was mir im Leben gegeben wurde « , flüsterte Corba der Tochter ins Ohr. » Als ich dich auf die Welt brachte, wusste ich, dass ich dich behüten würde, bis zu meinem letzten Tag. «
    Tiessa rieb ihr tröstend die Schultern und streichelte die verrutschte Haube, unter der Corba das immer noch dunkle und üppige Lockenhaar verbarg.
    » Wozu machst du dir solche Sorgen? Wir werden allzeit beieinander sein, Mutter. Gott und die Heilige Jungfrau sind mit uns, sie

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