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Die Braut des Kreuzfahrers

Die Braut des Kreuzfahrers

Titel: Die Braut des Kreuzfahrers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hilke Mueller
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solche Zwecke neben seinem Lager bereitgestellt hatte.
    » Schlafen wir endlich! «
    Im Heiligen Land sollte immer die Sonne scheinen, die Quellen waren blau und klar, und in den Häusern saßen schwarzhaarige Prinzessinnen in dünnen Seidengewändern mit goldenen Münzen an den Ohren. Münzen aus purem Gold ließen sie schlagen, die verfluchten Sarazenen, so reich waren sie.
    Der erste Hahn krähte noch zögerlich. Dann meldete sich ein zweiter, und gleich darauf erhob sich ein solches Hahnengeschrei, als sei unten in der Siedlung der Krieg ausgebrochen. Ein Knecht stolperte in den Raum und machte sich an den Fensteröffnungen zu schaffen. Es knarrte und klapperte, während er die Bretter herausnahm, dann drang ein Streifen grauen Morgenlichts hinein.
    » Der Burgherr lässt euch grüßen, ihr Herren. Er hofft, dass ihr die Nacht gut verbracht habt, und erwartet euch nebenan. «
    Roger stützte sich auf und blinzelte zur Fensteröffnung hinüber. Es war noch früh, zwischen den Hahnenschreien war Vogelgezwitscher zu vernehmen, und der stechende Rauchgeruch bewies, dass man unten in der Burgküche anfeuerte. Immerhin schien es nicht mehr zu regnen. Nur einige wenige Tropfen waren als dunkle Flecken auf dem gemauerten Fenstersims zu erkennen, die vermutlich entstanden waren, als der Knecht die nassen Bretter heraushob. Er reckte sich, gähnte und betrachtete dann wohlwollend die junge Magd, die einen Krug und mehrere Becher hereintrug. Leider war sie scheu und lief aus dem Raum, bevor er auch nur die Beine von der Bank geschwungen hatte. So musste man sich mit dem Trunk begnügen. Es war Wein mit Wasser gemischt und mit Kräutern und Honig aufgekocht. Gut, um sich am Morgen den schlechten Geschmack aus dem Maul zu spülen, zu mehr aber auch nicht. Gleich darauf schleppte ein Page, ein dürres, blondes Bürschlein von sechs oder sieben Jahren, eine gewaltige Schale mit Wasser herbei und setzte sie auf einen aufgeklappten Schemel.
    Roger warf das geliehene Obergewand ab, zog auch das Unterkleid und die Beinlinge aus und hockte sich, nur mit der Bruche bekleidet, vor die Wasserschüssel. Sorgfältig wusch er die letzten Dreckspritzer von Gesicht und Hals, ließ sich das Schermesser geben und rasierte seine stoppeligen Wangen. Danach verlangte er eines seiner eigenen, knielangen Gewänder, dazu die Beinlinge, die passend zum Rock unterschiedliche Farben hatten. Die Sachen waren noch klamm vor Feuchtigkeit, doch er hatte wenig Lust, dem Burgherrn in den geliehenen Kleidern gegenüberzutreten. Er nahm nur zwei seiner Knappen mit hinüber. Den jüngsten, der ein Milchbart war, ließ er mit dem Auftrag zurück, Rüstung und Waffen seines Herrn zu pflegen, denn der wertvolle Kettenpanzer war gestern trotz der schützenden Verpackung nass geworden. Die beiden älteren Knappen waren schon weit über zwanzig, vermutlich würden sie ihr Leben lang Knappen bleiben, sie waren arme Schlucker und konnten einen Ritterschlag nicht bezahlen.
    Der kleine Page hatte geduldig gewartet und lief jetzt voraus, um dem Burgherrn den Gast anzukündigen. Roger und seine beiden Gefährten grinsten, denn der Kleine hatte Beine wie zwei Stöckchen und rannte wie ein Heuhüpferlein.
    Der Raum, in dem Gottfried von Perche seine Gäste erwartete, lag nicht weit entfernt, sie hätten leicht auch allein dorthin finden können. Es war ein geräumiges, rechteckiges Gemach mit schmalen Fensteröffnungen nach Osten hin, durch die jetzt rosige Sonnenstrahlen einfielen. Roger stellte neidvoll fest, dass man die Wände verputzt und mit vielen Figuren, Pflanzen und Tieren ausgemalt hatte. Es sah eindrucksvoll aus, besonders jetzt, da das Sonnenlicht die bunten Farben aufglühen ließ. Dieser Donjon, den Graf Rotrou hatte neu erbauen lassen, war verflucht groß – Roger war ausgesprochen neugierig, wie wohl die Halle aussehen mochte, die sich ein Stockwerk tiefer befand. Sie musste prächtig sein, wenn schon hier oben solcher Aufwand getrieben wurde.
    Beim neugierigen Betrachten des Raumes hätte er den Burgherrn fast übersehen. Gottfried von Perche stand zwischen zwei der Fensternischen und war – gemessen an dem schönen Raum – ziemlich nachlässig gekleidet. Ein brauner Rock bis übers Knie, tief gegürtet, die Beinlinge hell, die Füße in Schuhen aus Kalbsleder.
    » Guten Morgen « , redete er die Gäste an. » Es scheint ein schöner Tag zu werden, das Unwetter ist vorbei.«
    Man tauschte Freundlichkeiten aus, was Roger immer schwerfiel, denn er hasste

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