Die Braut des Normannen
Schachspieler«, bemerkte Royce.
Nichola lächelte, und ihre Grübchen wurden sichtbar. »Ich bin besser.«
Dieser selbstgefälligen Aussage konnte er nicht widersprechen. Sie war besser. »Das stimmt«, gab er zu. »Aber ich bin es auch.«
»Vielleicht«, räumte sie ein. »Doch ich werde dich trotzdem nicht zu einer Partie herausfordern. Deine Gefühle wären verletzt, wenn ich dich schlage.«
Diese Bemerkung verblüffte ihn so sehr, daß er in schallendes Gelächter ausbrach. »Du würdest mich nicht schlagen, meine Liebe.«
Sie sah ihn mitleidig an, als ob sie ihm kein Wort glauben würde. Dann wollte sie aufstehen, um das Schachbrett und die Figuren aufzuräumen, aber Royce hielt sie auf.
»Bleib, wo du bist, meine Liebe. Wir werden jetzt miteinander reden.«
Er stand auf, und Nichola seufzte. Sie strich ihr Haar zurück und faltete die Hände auf dem Tisch. Royce ging auf die andere Seite des Tisches und baute sich beinah drohend vor ihr auf.
»Ich bin bereit, zuzuhören«, erklärte Nichola.
»Wegen letzter Nacht...«
»Ja?«
»Das war nur ein weiterer Versuch, mich zu überlisten, nicht wahr?«
Royce erwartete, daß sie ihren fehlgeschlagenen Plan, ihn mit Ale betrunken zu machen, abstritt, und er wollte sie zwingen, ehrlich zu sein, auch wenn er die ganze Nacht dazu brauchte. Er hatte sich schon alles zurecht gelegt und wußte, wie er ihr Punkt für Punkt seinen Standpunkt klarmachen würde.
»Ja, Royce, ich habe versucht, dich zu überlisten.«
Dieses Eingeständnis brachte ihn aus dem Konzept, aber er faßte sich schnell wieder. »Es ist schiefgegangen, oder?«
»Ja.«
»Erinnerst du dich noch, was du mir erzählt hast?«
Sie bekam einen Krampf im Nacken, weil sie ständig zu ihm aufschauen mußte, und wünschte, er würde sich endlich setzen oder wenigstens ein paar Schritte zurücktreten. »Nur noch an Bruchstücke«, gestand sie. »Ich glaube, ich habe dir gesagt, daß Ulric der Sohn meines Bruders ist – oder hast du das schon selbst vermutet?«
Er öffnete der Mund, um zu antworten, besann sich aber anders.
»Also schön, Nichola«, sagte er statt dessen in schneidendem Ton. »Was für ein neues Spiel hast du dir jetzt wieder ausgedacht?«
»Ich spiele kein Spiel.«
»Warum gibst du dich dann so liebenswürdig?«
Sie hob anmutig die Schultern. »Ich habe dir das Versprechen gegeben, vollkommen aufrichtig zu dir zu sein.«
»Und du glaubst, daß du letzte Nacht aufrichtig warst?«
»Ich hatte mir vorgenommen, dir einiges anzuvertrauen«, erklärte sie. »Ich war ehrlich, als ich über meine Familie gesprochen habe. Ja, ich war aufrichtig, ganz bestimmt.«
»Aber du wolltest mich zuerst betrunken machen.«
Sie nickte. »Ich dachte, daß es dir dann leichter fällt, die Wahrheit zu akzeptieren.«
Er schüttelte den Kopf. »Du wolltest mich beeinflussen.«
»Wahrscheinlich könnte man es auch so betrachten«, erwiderte sie. »Ich gebe ja zu, daß es ein idiotisches Vorhaben war, Royce. Wolltest du das hören?«
Er nickte. »Das ist ein guter Anfang«, räumte er ein.
»Das ist genau das, was ich auch im Sinn hatte. Ich wollte auch einen neuen Anfang machen.«
»Das wolltest du?«
Sie senkte den Blick. »Mir wäre es lieb, wenn wir gut miteinander auskämen.«
Ihr wehmütiger Tonfall ließ Royce aufhorchen – er musterte sie eindringlich und versuchte dahinterzukommen, ob sie ihn wieder hinters Licht führen wollte oder nicht. »Bedeutet dir das so viel?«
»O ja, sehr viel.«
Er glaubte ihr und lächelte. »Ich würde mich auch freuen, daß wir gut miteinander auskommen.«
Ihre Augen wurden groß vor Staunen, offensichtlich meinte er es ernst.
Zum Teufel, sie hatte ihn vollkommen durcheinandergebracht, und er war plötzlich so unsicher wie ein tolpatschiger Knappe, der nicht weiß, was von ihm erwartet wird.
»Schön, dann sind wir uns ja einig«, murmelte er.
Sie nickte. Als er die Hände auf den Rücken legte, ahnte sie, was jetzt auf sie zukommen würde – ihre Bereitwilligkeit, auf ihn einzugehen, hielt ihn nicht davon ab, ihr eine seiner Predigten zu halten. »Ein Mann kann von seiner Frau absolute Ehrlichkeit verlangen, und er muß ihr vertrauen können«, begann er.
»Woher weißt du das? Du warst nie vorher verheiratet?« warf sie ein. Sie konnte es sich nicht verkneifen, ihn auf diesen Punkt hinzuweisen.
»Nichola, man muß sich nicht erst verbrennen, um zu wissen, welchen Schaden Feuer anrichten kann.«
Das hielt sie für einen reichlich seltsamen
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