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Die Braut des Piraten

Die Braut des Piraten

Titel: Die Braut des Piraten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jane Feather
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Ein Naturtalent«, versicherte er ihr. »Die geborene Piratin. Ihr müsst wissen, dass nur Piraten ihre Opfer als Schurken sehen.«
    »Und ich machte mir diese Denkweise zu Eigen«, sagte Olivia verwundert. »Ist das nicht erstaunlich?«
    »Ach, ich wusste es immer schon«, grinste er von oben herab. »Kommt, ich bringe Euch zurück. Ich sehe, dass Ihr schon sehnsüchtig an Euer Bett denkt.«
    Es stimmte, obwohl Olivia noch immer nicht wusste, wie er ihren Wunsch so haargenau erraten konnte. Er nahm ihren Ellbogen und ging mit ihr hinunter zur Reling im Mittelteil des Schiffes.
    Mit unangenehmem Herzklopfen betrachtete Olivia die Netze. Plötzlich schien die Distanz sich mächtig zu vergrößern, und sie konnte sich jetzt nur wundern, dass sie vor einer halben Stunde mit affenartiger Geschmeidigkeit darüber hinweggehüpft war.
    Während sie noch zögerte und sich dafür verachtete, nahm Anthony sie in die Arme und hielt sie an sich gedrückt. »Es geht ganz schnell«, sagte er und übersprang mit munterem Pfeifen den Zwischenraum, wobei seine Füße die Netzbrücke nur einmal berührten.
    »So, nun könnt Ihr Euer Bett aufsuchen, und wenn Ihr erwacht, werden wir unterwegs sein und zu Abend speisen … was Adam für uns zubereitet hat.« Er hielt sie noch einen Moment fest, und sie spürte seinen ruhigen Herzschlag an ihrer Brust.
    Dann stellte er sie auf die Füße und entzog ihr rasch das blaue Tuch, das sich um ihr Haar gelöst hatte und vom Wind fortgeweht zu werden drohte. Er band es ihr um den Hals. »Ich würde es ungern verlieren, es gehört zu meinen liebsten.« Er legte die Hände um ihre Taille und trat zurück, um ihre rote Schärpe zu betrachten. »Und diese gefällt mir immer besser.« Damit ließ er sie stehen, und Olivia wusste, dass er lächelte.
    Die Verlockung des Bettes war unwiderstehlich. Sie war zu erschöpft, um hungrig zu sein, zu erschöpft, um die Unwirklichkeit ihrer gegenwärtigen Umstände zu erfassen. Sie verließ das Achterdeck und stieg den Niedergang hinunter, kaum im Stande, ihre Beine zu heben. Die Kabine war sonnenhell und friedlich. Ohne zu zögern ließ Olivia sich aufs Bett fallen und zog die Steppdecke über sich.
    »Du bist ja verrückt wie ein Märzhase.« Adam sah seinen Herrn finster an. Er hatte diesem Mann gedient, seit dieser als Neugeborenes aus dem Leib seiner Mutter gekommen war. Und er wusste, wann der Herr der
Wind Dancer
Unfug im Sinn hatte. Er las es aus der Kopfhaltung ab, aus der Teufelei in den Augen.
    Adam wusste genau, aus welcher Richtung der Blödsinn drohte. Von Frauen an Bord hielt er sowieso nichts, da sie angeblich Unglück brachten. Er stand neben seinem Herrn, als die bereicherte
Wind Dancer
ihrem Namen gemäß im auffrischenden Wind dahintanzte.
    »Was bekümmert dich, Adam?« Anthony wandte die Augen nicht vom Horizont, doch klang er belustigt, da er wie stets die Gedankens seines Freundes und Dieners mit unheimlicher Genauigkeit lesen konnte. »Sie wird uns nicht verraten«, sagte er.
    »Ich begreife nicht, wie du das wissen kannst«, grollte Adam. »Bedenk doch, wer ihr Vater ist.«
    »Der Marquis of Granville. Ein Streiter für das Parlament.« Anthony zuckte mit den Schultern. »Aber wir wollen die Sünden des Vaters der Tochter nicht anlasten. Jedenfalls nicht grundlos.«
    »Ach, du bist unmöglich. Mit dir kann man nicht reden.« Adam betrachtete ihn finster. »Wie sie dastand, eiskalt, und mit ansah, wie du die
Dona Elena
gekapert hast…«
    »Sie hat mitgemacht, wenn du dich erinnerst.« Anthony unterbrach ihn, ehe Adam in seiner Begründung fortfahren konnte.
    »Eine Schande«, erklärte Adam. »Wenn man bedenkt, wer sie ist.«
    »Sie ist keine gewöhnliche Frau«, sagte Adam mit Überzeugung. Er sah auf Adam hinunter, und nun waren seine grauen Augen ernst und sein Mund fest. »Vertrau mir, Adam. Olivia Granville ist keine Frau wie die anderen.«
    »Das ist wohl wieder einer deiner Instinkte«, grummelte Adam.
    »Und haben sie nicht immer Recht?« Anthony zog eine Braue in die Höhe.
    »Ja, aber es gibt immer ein erstes Mal«, gab Adam ohne Überzeugung von sich. Anthonys Mutter hatte dieselbe unheimliche Fähigkeit besessen, Menschen auf einer Ebene zu verstehen, die diese selbst nicht verstanden.
    Anthony schüttelte den Kopf. »Diesmal nicht.«
    »Wenn du erwägst, sie in dein Bett zu nehmen, dann denk daran, dass sie kein Dorfmädchen ist, sondern eine wohlgeborene Dame. Du tust gut daran, dies nicht zu vergessen!«
    »Das werde ich

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