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Die Braut des Piraten

Die Braut des Piraten

Titel: Die Braut des Piraten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jane Feather
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nicht, Adam.« Anthony lachte. »Es wird kein erzürnter Vater an meine Tür pochen.« Er schaute in Adams runzliges Gesicht und sagte neckend: »Bislang ist noch keiner gekommen.«
    »Ja, aber nur Gott weiß, warum nicht. Du bist ein Frauenheld durch und durch«, erklärte Adam rundheraus.
    »Unsinn«, erwiderte Adam verächtlich. »Ich hole mir mein Vergnügen, wenn es sich bietet … wie jeder heißblütige Mann.«
    Adam schnaubte, und Anthony schwieg. Es ging nicht darum, ob er die Absicht hatte, Olivia Granville ins Bett zu holen, vielmehr war es unvermeidlich. Und er spürte, dass auch sie es irgendwie wusste.
    Freilich wusste er nicht, was dies in größerem Zusammenhang bedeuten würde. Die Reichtümer der spanischen Galeone würden einen langen Weg zurücklegen, ehe sie in die Kriegskasse der königstreuen Aufständischen und ihrer schottischen Verbündeten gelangten, die den unsicheren Waffenstillstand brachen, der seit der Festnahme des Königs galt, und in einem letzten Versuch, die Souveränität des Königs wieder herzustellen, England mit Krieg überzogen.
    Bei diesem Unternehmen war Cato Granville der Feind. Im Moment hielt er sich nicht auf Carisbrooke Castle auf, doch würde er dorthin zurückkehren. Die neuerlichen Erhebungen der Königstreuen und die Nachricht von den Geheimverhandlungen mit den Schotten würde die Haltung der Kerkermeister des Königs verhärten. Man würde versuchen, ihn von der Insel nach London zu bringen. Ehe es dazu kam, wollte Anthony König Charles auf seiner Fregatte in das sichere Frankreich schaffen.
    Wo Olivia Granville sich da in seine Pläne einfügte, blieb abzuwarten.
    »Weißt du, welche Fracht das Schiff hatte, das die Wrackräuber gestern auflaufen ließen?«, fragte Adam. »Reiche Beute, würde ich sagen. Glaubst du, dass du die Nachricht richtig verstanden hast?«
    Anthonys Miene war bar allen Humors. »Ja, die Neuigkeit ist raus, Adam. Mag die Beute noch so reich sein, so sind die Güter doch wertlos, wenn man sie nicht anbringt. Hat der momentane Besitzer Kenntnis von einem vertrauenswürdigen Käufer, nimmt er mit ihm Kontakt auf. Ich ahne nicht, was wir kriegen, aber ich möchte wetten, dass es genug ist. Das Schiff war ein Kauffahrer.«
    Als er hart auflachte, hätte Olivia ihn nicht wiedererkannt. Seine Augen waren wie grauer Stahl, sein Mund verzerrt. Von Weichheit oder Heiterkeit war keine Spur mehr vorhanden. »Warum soll zur Abwechslung nicht ein anderer die Arbeit tun?«, sagte er.
    Die untergehende Sonne tauchte den westlichen Himmel in ein wahres Farbenmeer, und das lebhafte Wasser unter dem Bug der
Wind Dancer
schimmerte rosig und golden. Von den kürzlich entfachten Feuern der Kombüse drang würziger Speisengeruch herauf. Die Härte wich aus Anthonys Zügen so rasch, wie sie gekommen war. Er dachte an das Versprechen, das er seinem neuesten Besatzungsmitglied gegeben hatte.
    »Was gibt es zum Abendessen, Adam?«
    »Hammelspießbraten«, informierte der Ältere. »Und was du von der Tafel des Spaniers geraubt hast. Eine hübsche Auswahl an Pasteten und Manchega-Käse.«
    »Dann speisen wir in einer Stunde. Mein Dornröschen müsste inzwischen erwacht sein.« Er nickte Adam zu und verließ das Achterdeck.
    Adam schüttelte den Kopf. Sein Herr barg so viele Wesen in sich, dass es ihn immer wieder erstaunte, wie Anthony sie alle getrennt halten konnte, jedes in einem anderen Fach. Adam wusste, dass es mit seinen Jugendjahren zu tun hatte, doch war es ihm nach wie vor unheimlich, trotz der tiefen Liebe, die er für den Mann empfand, den er genährt und dem er gedient hatte, seit Anthony vor achtundzwanzig Jahren in einer Nacht entfesselter Dämonie das Licht der Welt erblickte.

Kapitel 3
    Erquickt aus traumlosem Schlaf erwachend, wusste Olivia momentan nicht, wo sie war. Erst als sie einen Möwenschrei hörte und frischen Tanggeruch spürte, fiel es ihr ein, und sie spürte auf der Haut ein Kribbeln der Erregung, das ihr ein Lächeln entlockte. Mattigkeit hatte sie bewogen, den Zauber in Frage zu stellen, der sie nun einhüllte. Nun aber war sie nicht mehr müde, und diese sonderbare neue Welt schien voller Wunder.
    Lord Granvilles Tochter machte mit Piraten gemeinsame Sache. Natürlich hätte man einwenden können, dass sie von einem Piraten entführt worden war und auf diesem Schiff auf hoher See gefangen gehalten wurde. Ja, das konnte man einwenden. Und es wäre die Wahrheit gewesen. Bis auf den Umstand, dass sie nicht den Wunsch verspürte,

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