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Die Braut des Piraten

Die Braut des Piraten

Titel: Die Braut des Piraten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jane Feather
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Verzauberung, Phoebe?«
    »Nein, ich glaube an Arzneien und Heilkunst, Geburt und Tod, Sonnenaufgang und -Untergang«, stellte Phoebe unumwunden klar. »Da ist kein Platz für Zauber und Aberglauben … hast du vergessen, was Meg zustieß?«
    Meg, die Heilerin, ihre Freundin aus der Zeit, die sie bei Oxford verbracht hatten, war nach dem Tod eines Kindes, das sie behandelt hatte, als Hexe angeklagt worden.
    »Ich rede nicht von Hexerei«, verbesserte Olivia sie. »Aber du glaubst doch an … an Leidenschaft… an Zuneigung, an das Geheimnis der Sympathie?«
    Phoebe ließ sich mit der Antwort Zeit und setzte sich auf die Zedernholztruhe am Fuß des Bettes. Wie hätte sie an diese Dinge nicht glauben können? Sie selbst war von Liebe und Leidenschaft, von jenem verheerenden, unberechenbaren, schrecklichen Gespann, überwältigt worden. Wider alle Vernunft, gegen alle Logik und aus heiterem Himmel hatte sie sich eines Wintermorgens in den Marquis von Granville verliebt und hatte ihn begehrt. Seither wurde ihr Leben von diesem Zwiegespann beherrscht.
    »Du bist jemandem begegnet?«, fragte sie. »Jemand, der dich anzieht … jemand der …? Ach, Olivia, was reden wir da? Komm endlich zur Sache.«
    »Ich versuche es«, sagte Olivia. Aus irgendeinem Grund fiel es ihr schwer, direkt von Anthony zu sprechen. Sie hatte das Gefühl, dass alles, was sie sagte, falsch klingen musste, ihm entweder nicht gerecht würde oder sie wie eine von Leidenschaft erfasste Irre aussehen ließ. Zwar wusste sie nicht, warum sie ihm gerecht werden wollte, aber … aber irgendwie wollte sie es. Trotz allem.
    »Seinen Namen kenne ich nicht. Er wollte ihn mir nicht nennen.«
    »Warum nicht?«, fragte Phoebe scharf.
    »Weil er … nun, er lebt nicht innerhalb der gesetzlichen Ordnung«, gab Olivia zurück. Dann schüttelte sie resigniert den Kopf. »Einerlei … ich werde ihn nicht wiedersehen.«
    »Es ist nicht einerlei!«, rief Phoebe empört. »Bislang hast du noch nichts gesagt, was einen Sinn ergeben hätte.«
    Von ihnen dreien – sie selbst, Portia und Olivia – war es bei Olivia von Anfang an am unwahrscheinlichsten gewesen, dass sie den sinnlichen Versuchungen der menschlichen Natur erliegen würde. Diesen Versuchungen hatten Olivias zwei Freundinnen nachgegeben, während Olivia selbst in der Gelehrsamkeit alles fand, was sie begehrte.
    Bis jetzt jedenfalls, dachte Phoebe, immer unter der Voraussetzung, dass sie Olivia richtig verstanden hatte.
    Olivia warf ihre Schuhe von sich und wackelte mit ihren bloßen Zehen. Sie konnte es Phoebe nicht verargen, dass diese gereizt reagierte. Sie kam sich ja selbst blödsinnig vor. Der Grund, weshalb sie Anthony nicht wiedersehen würde, hatte jedoch nichts mit seinen illegalen Aktivitäten zu tun. Aber möglicherweise war dies der Punkt, auf den sie sich konzentrieren musste, um Phoebe die Lage zu erklären.
    »Rufus war ein Geächteter, als er und Portia einander trafen«, erinnerte Phoebe. »Das hat die beiden nicht abgehalten.«
    Es stimmte, dass Rufus Decatur, Earl of Rothbury, nicht ewig ein Muster an Respektabilität gewesen war.
    »Portia war nicht die Tochter meines Vaters«, sagte Olivia leise. Portia und ihr leichtlebiger Vater hatten stets außerhalb der engen Grenzen der Gesellschaft gelebt. Erst nach dessen Tod hatte Lord Granville seine Nichte unter seine Fittiche genommen.
    Phoebe überlegte Olivias Einwand, tat ihn aber ab und fragte: »Erzähl mir alles … sofort!«
    Olivia erzählte ihr alles, bis auf das, was Brian ihr angetan hatte … was sie ihm zu tun erlaubt hatte. Das war eine persönliche Schmach, die nie enthüllt werden durfte.
    »Nachdem er seine Piratenfahrt beendet hatte, brachte er das Schiff zurück an seinen Ankerplatz und ließ mich nach Hause bringen«, schloss sie achselzuckend.
    Phoebe lauschte verwundert und mit gerunzelter Stirn. Olivia hatte stets lautstark geäußert, dass sie nie den Verführungskünsten eines Mannes verfallen würde. Und doch hatte sie dieser Leidenschaft offenbar widerstandslos nachgegeben.
    »Vielleicht hat das Beruhigungsmittel dich entsprechend beeinflusst«, meinte sie. »Bei stärkeren Arzneien kann das passieren. Weißt du, was er dir einflößte?«
    Olivia schüttelte den Kopf. Phoebes Erklärung für den Zauberbann wollte ihr nicht gefallen, da sie so vieles negierte, was sie tatsächlich empfunden hatte, und unsinnigerweise wollte sie nicht, dass dies geschah. Auch während sie versuchte, es zu vergessen und entsetzt vor dem

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