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Die Braut des Piraten

Die Braut des Piraten

Titel: Die Braut des Piraten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jane Feather
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von Adam geliebt zu werden und von Ellen, die er als seine Tante bezeichnete, wenn er danach gefragt wurde.
    Das Überleben hat er gut gelernt, überlegte Adam, als er aufstand und unter dem schmerzhaften Knacken in seinen Knien zusammenzuckte. Er war gut darin, aber auch sehr eigenwillig. Anthony Caxton wurde von vielen geliebt, doch gab es auch manche, die ihn gern hängen gesehen hätten.

Kapitel 6
    Der Karren, dem ein stämmiges kleines Pferd vorgespannt war, wartete am Ende des steilen Pfades. Ein Junge von etwa zwölf hielt die Zügel und sprang von seinem Sitz, als Olivia hinter Mike den Klippenkamm erreichte. »Alles in Ordnung, Billy?«, rief Mike leise und eilte über das weiche Gras auf ihn zu.
    »Ja. Pa sagte, du sollst nach Hause kommen und mit ihm einen heben.« Der Junge beäugte Olivia neugierig unter seinem wirren dunklen Haarschopf hervor. »Falls es dem Herrn recht ist.«
    »Aber ja. Er erwartet mich erst am Morgen«, gab Mike zurück. Dann wandte er sich an Olivia und bot ihr seine Hand. »Lasst Euch hinaufhelfen, Miss. Leider ist alles sehr schmutzig«, setzte er mit bedauerndem Lächeln hinzu. »Mit dem Karren wurden heute Hühner zum Markt geschafft.«
    »Ach, ein paar Geflügelfedern stören mich nicht«, sagte Olivia, die ausgestreckte Hand ergreifend. Ein wahres Glück, dass es ihr nichts ausmachte, da der Boden mit Federn übersät war und stark nach Tieren roch. »Das riecht aber mehr nach Schwein«, bemerkte sie.
    »Mas Schweinchen wurde heute ebenfalls zum Markt geschafft«, erklärte der Junge und strich mit seinem Ärmel über den Sitz. »Haben einen guten Preis gebracht.«
    Mike schwang sich neben Olivia auf den Karren. »Es ist nicht weit, Miss«, erklärte er.
    »Ihr bringt mich nach Hause?«
    »Ja. Der Herr sagte, wir sollten Euch bis zur Tür fahren. Er wollte auch, dass wir nichts sagen sollen. Ihr übernehmt das Reden.« Dabei sah er sie an.
    »Ja, das ist richtig«, beruhigte Olivia ihn. »Ich weiß, was ich sagen soll.«
    »Na schön. Ich mache nicht gern viel Worte.« Seine Erleichterung war offenkundig.
    Der Junge schnalzte mit der Zunge, und das Pferd setzte sich langsam in Bewegung, den Klippenkamm entlang, bis ein schmaler Weg erreicht war. Olivia hatte keine Ahnung, wo sie gelandet waren und welche Richtung sie nun einschlugen, da die Augenbinde ihr die Orientierung geraubt hatte. Nach fünf Tagen sanftem Schaukeln auf dem Meer empfand sie das Land jetzt als hart und unnachgiebig, während der Karren den Weg entlangholperte. Sie hielt Ausschau nach dem Polarstern, doch verdunkelten die Wolken, die von der See her aufgezogen waren, den Himmel.
    Es dauerte nicht lange, und sie erreichten bewohntes Gebiet. »Das ist das Wirtshaus, Miss.« Mike deutete nach vorne, und sie sah etwa eine Meile entfernt ein schwaches Licht.
    »Die Poststation?«
    »Ja, Miss. Lord Granvilles Besitz muss gleich dahinter links sein.«
    »An der Kreuzung nach links«, sagte Olivia. Ihre Gedanken purzelten desto mehr durcheinander je näher sie ihrem Zuhause kam. Würde ihr Vater da sein? Es wäre so viel einfacher, wenn sie Zeit haben würde, ihre Gedanken zu sammeln und mit Phoebe zu sprechen, ehe sie ihm unter die Augen treten musste.
    Sie würde Phoebe die Wahrheit sagen müssen, das stand für Olivia fest. Sie konnte nicht für sich behalten, was geschehen war, doch würde Phoebe nichts von dem verraten, was aus ihrer Kindheit wieder jäh aufgetaucht war. Dazu war sie nicht im Stande.
    Lautes Gelächter drang aus der offenen Tür der Poststation, als sie vorüberfuhren, und Mike warf einen sehnsüchtigen Blick zu dem einladenden Licht. Dann lag die Strecke wieder dunkel vor ihnen. An der Kreuzung lenkte Billy nach links, auf einen schmalen, von hohen Hecken gesäumten Weg, auf dem sie in wenigen Minuten das steinerne Tor erreichten, das zu Lord Granvilles Haus führte. Das Tor war über Nacht verschlossen, und Mike sprang herunter und zog am Glockenstrang.
    Der Pförtner erschien mit erhobener Laterne in der Tür seines Hauses. »Wer ist da?«
    »Ich bin es, Peter.« Olivia beugte sich seitlich aus dem Karren, damit er sie deutlich sehen konnte. »Öffne bitte das Tor.«
    »Verdammt will ich sein«, murmelte der Mann verblüfft, als er die vertraute Stimme hörte. Er hielt seine Laterne noch höher und leuchtete die Sprecherin an. »Verdammt«, sagte er noch einmal, diesmal lauter, und beeilte sich, das Tor aufzusperren. Er riss die Flügel auf, und Billy dirigierte das Pferd geschickt

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