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Die Braut des Piraten

Die Braut des Piraten

Titel: Die Braut des Piraten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jane Feather
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hatte natürlich immer Waren zu verkaufen. Und da sie erst wenige Tage zurück waren, stand zu vermuten, dass Anthony die Beute, die er auf der spanischen Galeone gemacht hatte, noch besaß.
    »Nur dies hier, Miss?« Mike sah den kleinen Reif aus geflochtenen Haaren an, den Olivia ihm gegeben hatte, nachdem sie auf die
Wind Dancer
zurückgekehrt war.
    »Nur das«, sagte Olivia. »Aber du musst dafür sorgen, dass es entweder Lady Granville oder Lady Rothbury in Empfang nimmt.« Eine schriftliche Nachricht konnte in Bissets Hände fallen. Der geflochtene Ring aber würde keine Bedeutung für ihn haben. Die Leute aus dem Dorf schickten Lady Granville oft die sonderbarsten Dinge, entweder als Dank für ihre Hilfe oder als Anregung für eine neue Arznei. Wenn jemand aus dem Dorf seiner Herrin etwas Ausgefallenes überbrachte, würde Bisset sich nichts dabei denken.
    »Stell die Flagge auf, Mike, damit wir wissen, dass die Nachricht überbracht wurde und es keinen Ärger gab«, sagte Anthony, ohne von der Seekarte, in die er Positionen eintrug, aufzublicken. »Um zehn Uhr sind wir draußen im Kanal. Sehen wir die Flagge nicht, sind wir noch nahe genug, um Lady Olivia mit dem Beiboot an Land zu bringen.«
    »Recht habt Ihr, Herr.« Mike steckte den zarten Ring in die Brusttasche seines Wamses. »Dann mache ich mich auf den Weg.«
    »Danke«, sagte Olivia.
    Mike deutete eine Verbeugung an und verließ die Kabine.
    Der Durchlass war zu schmal, um die Fregatte zu wenden. Sie musste rücklings von ihrem Ankerplatz hinausgerudert werden. Unter rhythmischen Rufen der Seeleute glitt sie mit jedem Ruderschlag ein Stück weiter aus der Meerenge. Olivia stand am Achterdeck, als der Klippeneinschnitt sich weitete und man den ersten Blick aufs offene Wasser hatte. Sie ließen die Klippenspalte hinter sich, und die Ruderer bewegten das Schiff hinaus in den Hauptkanal.
    Anthony stand am Steuerrad und gab in klarem Ton Befehle. Olivia sah zurück zur Felswand und versuchte, die Einfahrt zur Schlucht auszumachen, doch konnte sie auch mit größter Mühe keine entdecken. Es gab kleine steinige Buchten, darunter vermutlich jene, in der sie und der Pirat die Nacht verbracht hatten, doch sah es aus, als hätte sich der Fels geschlossen, nachdem sie den Ankerplatz verlassen hatten.
    »Die Flagge, Herr!«, rief eine Stimme vom Besanmast.
    Anthony hob sein Fernglas. Eine weiße Flagge wehte vom Gipfel des St. Catherine's Hill. Er reichte Olivia das Glas.
    »Sieht aus, als bliebe uns etwas Zeit«, nickte sie, ohne das Signal aus den Augen zu lassen.
    »So ist es.« Er gab den Ruderern Befehl, wieder an Bord zu kommen. Die Langboote wurden nach ihnen hochgehievt, als schon die Segel aufgezogen waren und den Wind aufnahmen. Anthony ging backbord scharf an den Wind, und das Schiff legte sich auf die Seite. Als es sich wieder aufrichtete, schoss es auf den rauer werdenden Wellen temperamentvoll dahin.
    Olivia setzte sich auf das sonnenwarme Deck, schloss die Augen und überließ ihren Körper dem Rhythmus des Schiffes. Köstlicher Duft von gebratenem Speck lag mit einem Mal in der Luft, dazu ein anderer, ein fremder, würzig-bitterer Geruch. Adam kam mit einem Tablett, das er aufs Deck neben sie stellte. Sie sah Brot und Speck, zwei winzige Porzellantassen und ein kleines Kupfergefäß mit einer stark aromatischen, schwarzen Flüssigkeit.
    »Was ist das, Adam?«
    »Kaffee … kommt aus der Türkei. Vor einigen Monaten waren wir dort, und der Herr fand Gefallen daran.« Der alte Mann rümpfte die Nase. »Starkes Zeug. Ich vertrage es nicht.«
    »Adam, du lästerst über meinen Kaffee?«, Anthony hatte das Ruder Jethro überlassen und gesellte sich zu ihnen.
    »Jedem das Seine«, erklärte Adam und verschwand wieder.
    Anthony setzte sich neben Olivia. Er goss ein wenig von dem dicklichen schwarzen Zeug in die Tassen und reichte ihr eine. »Hier, versuch es.«
    Sie trank einen Schluck. Es war bitter und süß zugleich. »Ich glaube nicht, dass es mir schmeckt.«
    »Man muss sich an den Geschmack gewöhnen«, sagte er und häufte mit den Fingern Speck auf eine Brotscheibe. An die Reling gelehnt biss er herzhaft ab.
    Olivia machte es ihm nach. »Wie lange dauert es bis Portsmouth?«
    »Wir müssen am späten Nachmittag einlaufen. Sobald wir die Needles hinter uns haben, kann ich das Achterdeck verlassen.«
    Olivia drehte sich um und blickte zu dem gezackten Felskamm, der ständig näher rückte. »Sie sehen sehr gefährlich aus.«
    »Sie sind es

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