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Die Braut des Piraten

Die Braut des Piraten

Titel: Die Braut des Piraten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jane Feather
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auch.«
    »Gefährlicher als St. Catherine's Point?«
    »Das kommt auf die Bedingungen an. Die Felsen bei St. Catherine's sind kleiner und daher viel tückischer. Bei Nacht läuft man eher Gefahr dort aufzulaufen als auf den Needles.« Er sagte es beiläufig und bediente sich wieder mit Speck.
    Olivia blickte zu den Felsen und dem nun schäumenden Meer. Ihr schauderte.
    Der Hafen von Portsmouth war voller Kriegsschiffe. Auf dem Kai wimmelte es von Seeleuten. Langboote, die Offiziere und Nachschub transportierten, fuhren unter Dudelsackgewimmer und Trommelwirbel ständig zwischen den großen Schiffen hin und her.
    Olivia stand in einer versteckten Ecke des Achterdecks, als Anthony die
Wind Dancer
zwischen einer anderen Fregatte und einem großen Kriegsschiff vor Anker gehen ließ. Vom Manövrieren verstand sie zwar so gut wie nichts, doch bedurfte es keiner einschlägigen Kenntnisse, um würdigen zu können, wie heikel der Vorgang war. Der Anker fiel unter Kettengerassel, und das Schiff wiegte sich sanft auf den Wellen.
    »Was passiert jetzt?«, fragte Olivia.
    »Was möchtest du, dass passiert?« Er zeichnete die Wölbung ihrer Wange mit dem Zeigefinger nach.
    Olivia ließ den Blick über den betriebsamen Hafen wandern. »Ich sehe aus wie ein Junge. Was wird man von dir denken, wenn man dich dabei beobachtet?«
    »Dass ich das englische Laster praktiziere«, erwiderte er grinsend. »Unter Seeleuten ist es nicht ungewöhnlich … verständlich, wenn man bedenkt, wie viel Zeit sie auf See verbringen.«
    »Ich wusste nicht, dass es ein englisches Laster ist«, sagte Olivia ernsthaft. »Bei den Griechen und Römern … gewiss … aber … Ach, jetzt lachst du mich aus.«
    »Nur ein bisschen.« An die Reling gelehnt betrachtete er müßig die Szene. »Wenn du möchtest, könnten wir den Abend in der Stadt verbringen.«
    »Aber ich habe nichts a-anzuziehen … nur das hier.«
    »Ach, unter den Schätzen im Frachtraum müsste sich etwas finden. Komm, wir wollen nachsehen.« Sofort setzte er sich weiten Schrittes in Bewegung.
    Sie folgte ihm hinunter ins Innere des Schiffes, wo er sich eine Öllampe holte. Er zündete sie an und ging ihr voraus in den dunklen Frachtraum, in dem es nach See und nach dem Pech roch, mit dem das Holz abgedichtet wurde.
    Kisten, Fässer, Ballen stapelten sich bis zur Decke. »Mal sehen, in welcher Kiste … ach, diese da.« Unbeirrt ging er zu einer eisenbeschlagenen Kiste. »Halte mal die Lampe.«
    Sie nahm sie und hielt sie hoch, als er hinkniete und die Kiste öffnete.
    »Was stellst du dir vor? Musselin … Batist … Seide … sogar Samt haben wir.« Er wühlte sich durch die Stoffe. »Ganz unten sind ein paar Kleider, wenn ich mich recht erinnere. Wie wäre es mit diesem?« Er rupfte ein dunkelgrünes Musselinkleid heraus.
    »Sehr hübsch«, sagte Olivia, die es im Licht begutachtete. »Wird es auch passen?«
    Er richtete sich mit dem Kleid auf und legte es ihr an. »Perfekt, wie mir scheint. Adam kann alle nötigen Änderungen vornehmen. Jetzt brauchst du noch Strümpfe, Schuhe und ein Umschlagtuch.«
    Er kehrte zu den Kisten zurück, hob wahllos verschiedene Deckel, bis er die nötigen Kleidungsstücke beisammen hatte. »So, du wirst nobel ausstaffiert.«
    Olivia gab ihm die Lampe und nahm das Kleiderbündel in Empfang. »Werden wir in der Stadt zu Abend essen?«
    »Im Pelican, Madam. Dort speist man ausgezeichnet.«
    In ihrem geborgten Staat saß Olivia im Heck des kleinen Bootes, das sie zum Kai brachte. Anthony hatte sich zu diesem Anlass in Wams und Breeches aus dunkelgrauer, fast schwarz wirkender Seide geworfen. Olivia wusste, dass sie einen Traum erlebte. Sie spielte in einem Stück, dessen Text sie nicht kannte, und wusste nicht, was die nächste Szene bringen würde. Es war eine erregende, verzaubernde Welt ohne Bezug zur Wirklichkeit. Doch sie hatten sich diese Zeit listenreich erkauft, und sie gestattete dem Traum, sie einzuholen, sie mitzureißen und sich vor ihr zu entfalten.
    Es war spät, als sie aufs Schiff zurückkehrten, und Olivia spürte, dass sie vielleicht mehr Burgunder getrunken hatte, als ratsam gewesen wäre. Sie hatte das Gefühl, auf Schaum dahinzutreiben … ein köstliches Gefühl, das sie Anthony zu beschreiben versuchte, freilich wenig erfolgreich. Als sie das Grinsen der zwei Seeleute, die sie zurückruderten, bemerkte, fragte sie sich vage und nicht gerade sehr ernsthaft, ob ihre Worte anders klangen, als sie sie in ihrem Kopf hörte.
    Während sie am

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