Die Braut des Playboy-Scheichs
die Augen tropfte.
Wieso kam der Name ihm bekannt vor? Und warum konnte er keinen klaren Gedanken fassen?
Als er sich umdrehte, um zurückzugehen, fiel es ihm ein. Hier wohnte König Hassans Enkelin. Das war das Haus, in dem er sie am Donnerstagabend hätte abholen sollen. Die Vereinbarung war getroffen worden, ehe er von Amiras Diagnose erfahren hatte. Sicher hatte Tariq, sein zuverlässiger Assistent, ihn entschuldigt und abgesagt.
Welcher Tag war heute? Donnerstag? Oder Freitag …
Da das Schicksal ihn nun schon hierhergeführt hatte …
Karim glaubte gar nicht an Fügungen des Schicksals. Er nahm alles selbst in die Hand und trug die Verantwortung für seine Entscheidungen, sowohl für die guten wie für die schlechten.
Was suche ich hier eigentlich? fragte er sich, während er die Namen auf dem Klingelschild überflog.
Er riss sich zusammen und stieg die Treppe hinauf, weil der Aufzug defekt war.
Nun fiel es ihm wieder ein. Aus Pflichtgefühl und Respekt für Hassan Al-Hakim, dem König von Azharim, hatte er sich zu dem Treffen mit der jungen Frau bereit erklärt … zu dem es dann nicht gekommen war. Die beiden Wüstenstaaten Azharim und Zuhaymi hatten eine gemeinsame Grenze und waren seit Jahren eng verbündet, ebenso wie die Königsfamilien, die einstmals verfeindet gewesen waren.
König Hassan war nicht der Erste, der Karim geraten hatte, wieder zu heiraten, doch er war es, der ihm schließlich eine standesgemäße Braut vorgeschlagen hatte.
„Ich muss dich nicht an deine Pflichten erinnern, Karim“, hatte er gesagt. „Aber solange du unverheiratet bist, macht jede politisch wichtige Familie im Land sich Hoffnung – sie planen und intrigieren. Durch deine Geburt bist du von hohem Stand, besitzt Macht und Reichtum. Das hat seinen Preis. Die oberste Pflicht eines Prinzen ist es, für sein Land und seine Leute da zu sein. Von ihm erwarten sie Stabilität, Sicherheit und Fortbestand – also auch einen Erben.“
„Und möglichst noch zwei in Reserve.“
Die ironische Bemerkung hatte Hassan nicht gefallen, nachsichtig hatte er sie überhört. Sie war verzeihlicher als die Weigerung, die Enkelin des Nachbarkönigs zu heiraten. Eine solche Beleidigung hätte jetzt zwar nicht mehr zu erneuten Feindseligkeiten zwischen beiden Ländern geführt, aber es hätte die Beziehungen erheblich belastet. Deshalb war Karim bereit gewesen, so zu tun, als würde er den Vorschlag einer solchen Heirat mit der gebührenden Höflichkeit erwägen.
Natürlich verstand Karim, dass der König des Nachbarlandes den Wunsch hegte, seine Enkelin zu verheiraten, und durch ihre hohe Geburt erfüllte sie alle Anforderungen an eine königliche Braut.
Aber sie war nicht die Einzige, die in die engere Wahl kam.
Als einer der Wenigen wusste Karim von der verschollenen Prinzessin, die von ihrer Abstammung nichts geahnt hatte. Es roch nach Romanze und hatte tolle Schlagzeilen gebracht, als die Medien Wind davon bekamen – das war wohl unvermeidlich gewesen. Doch einer Außenstehenden die Rolle seiner Ehefrau zuzumuten, wäre etwa so, als erwarte man von einer Zehnjährigen einen Vortrag über Astrophysik.
Karim wusste, dass er heiraten musste, und seine Erwartungen waren realistisch. Eine Seelenverwandte würde er kaum zur Frau bekommen – falls es so etwas überhaupt gab, außer in Romanen. Wenn er jedoch eine Kandidatin fand, die sein Bett bereitwillig teilte, wäre eine solche Verbindung sicher erfreulicher als das Fiasko mit seiner ersten Frau.
Im Übrigen hatte er es mit dem Heiraten nicht eilig. Er genoss seine Freiheit, immerhin war er erst zweiunddreißig. Noch jung … aber auch nicht so jung. Amira war acht …
Karim hätte alles dafür gegeben, mit ihr tauschen zu können. Unwillkürlich dachte er an die Mütze, die sie seit der Chemotherapie trug, nachdem ihr die seidigen Locken ausgefallen waren. In den letzten Wochen hatte er den Glauben an das Leben verloren – es war so erschreckend unfair.
Resigniert verdrängte er die düsteren Gedanken. Jetzt galt es, einen kleinen Schritt nach dem anderen zu tun. Am besten, er dachte nicht zu weit voraus. Heiraten würde er irgendwann, in ferner Zukunft. Warum sich jetzt schon binden, wenn er seine Freiheit und Sex ohne Schuldgefühle oder Verantwortung genießen konnte?
Natürlich sähe alles anders aus, wenn Amira ein Junge wäre. Dann hätte Karim nicht daran gedacht, noch einmal zu heiraten, und es gäbe keinen ständigen Druck von seinen Beratern.
Aber sie
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