Die Braut des Playboy-Scheichs
ihr Großvater! – hatte neun Söhne, und ihr Vater war der Jüngste und somit Letzte in der Thronfolge gewesen.
Dennoch sei er natürlich ein Prinz gewesen, hatte Onkel Hamid ihr versichert, als er in seiner schwarzen Panzerlimousine auf der Beerdigung aufgetaucht war. Ihre Mutter war eine Prinzessin, hatte er ihr mit entsprechenden Urkunden bewiesen.
Zwar hatte ihre Mutter ihr von jeher Unabhängigkeit gepredigt, aber insgeheim hatte Eva sich immer eine Familie gewünscht. Und jetzt besaß sie eine. Wie eine Fügung des Schicksals war es ihr erschienen, im schrecklichsten und einsamsten Moment ihres Lebens in eine große exotische Familie aufgenommen zu werden.
Nun merkte sie jedoch, dass das auch Nachteile mit sich brachte, denn sie sollte einen Preis dafür zahlen. Hoffentlich schaffte sie es, dieses unerwartete Hindernis diplomatisch zu umschiffen und ihren Großvater dabei nicht zu verprellen.
„Prinzessin Eva …? Wie soll ich das alles verstehen, Evie?“
Jetzt war sie drauf und dran, die Geduld zu verlieren. „Das habe ich dir doch gerade erzählt!“ Luke, der jüngste Wirtschaftsprofessor in der Geschichte des College, war sonst nicht so schwer von Begriff.
„Aber deine Mutter war niemals verheiratet. Sicher, männliche Freunde hatte sie genug …“ Er warf Eva einen entschuldigenden Blick zu. „Verzeihung, so meinte ich das nicht.“
„Schon gut“, winkte sie ab. Ihre Mutter hatte nie verheimlicht, Liebhaber zu haben, von denen manche erheblich jünger waren als sie. Ihre Beziehungen zu den „Wegwerf-Liebhabern“, wie sie sie manchmal nannte, waren meist recht kurzlebig gewesen. Nur Luke war stets ihr Freund geblieben.
Eva empfand es als Ironie des Schicksals, dass sie als Tochter einer überaus freizügigen Mutter, die von ihren Affären in einer fast peinlichen Offenheit gesprochen hatte, mit dreiundzwanzig noch Jungfrau war. Aus Protest? Oder war ihr sexueller Trieb zu schwach ausgeprägt? Keine schöne Vorstellung, fand sie.
„Wie sich jetzt herausgestellt hat, war sie verheiratet. Aber sie hat sich nicht im Guten von meinem Vater getrennt.“ In Evas Augen erschien ein nachdenklicher Ausdruck. Sie wünschte, sie hätte Gelegenheit gehabt, diesen Mann kennenzulernen.
Natürlich hatte sie Fotos von ihm gesehen, auch sein Porträt, das im Palast neben den Gemälden seiner Brüder hing. Eva fand, dass sie ihm überhaupt nicht ähnlich sah und auch nichts von der klassischen Schönheit ihrer Mum hatte.
War sie womöglich gar ein Kuckucksei? Nach Berichten ihrer Mutter hatte sie die helle Haut, die Sommersprossen und das rote Haar von ihrer irischen Großmutter.
„Wurden sie geschieden?“
Eva schüttelte den Kopf. „Nein. Mein Vater starb bei einem Schiffsunglück, ehe die Trennung offiziell war.“
Immer noch wirkte Luke wenig überzeugt, er schien das Ganze eher für einen schlechten Witz zu halten. „Das alles hast du erst nach dem Tod deiner Mutter erfahren?“
„Ja.“
„Und jetzt soll ich dein Bettgefährte werden?“
Eva verzog das Gesicht. „Träum weiter“, erwiderte sie ironisch.
Nun musste Luke lächeln. „Wie gut du mich kennst, Evie.“
„Mein Großvater hält es für seine Pflicht, mich zu verheiraten. Und komm mir jetzt nicht damit, wir lebten im einundzwanzigsten Jahrhundert. So denkt er nun mal. Von jeher wurde ihm eingetrichtert, eine Frau brauche den Schutz ihrer Familie oder eines Ehemannes. Höchste Zeit zu beweisen, dass ich bestens auf mich selbst aufpassen kann. Die Sache ist nur die: Enkel hat der Mann genug“, gab Eva zu bedenken. „Aber ich bin seine einzige Enkeltochter.“
„Ehe du weißt, wie dir geschieht, wird er dich zwingen, diesen Kerl zu heiraten, der vielleicht Mundgeruch oder einen Bierbauch hat …“
„Einen Bierbauch wohl kaum.“ Ein guter Moslem trank ja keinen Alkohol. „Und zwingen lasse ich mich schon gar nicht.“
„Aber sie erwarten, dass du heiratest? Diesen … wie hieß er noch?“
„Karim Al-Nasr.“ Eva rümpfte die Nase. Vermutlich hatte diese Heirat politische Gründe. König Hassan hatte auch von Kindern gesprochen. Natürlich wollte sie eines Tages Kinder haben, allerdings ganz sicher nicht von einem Mann, den sie noch nie vorher gesehen hatte!
„Zwingen lasse ich mich natürlich nicht. Wenn ich mich jedoch von vornherein querstelle, hätte ich das Gefühl, die Freundlichkeit meiner Verwandten mit Füßen zu treten.“ Eva atmete tief durch. „Du magst das Ganze für verrückt halten, Luke, aber
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