Die Braut des Ritters
sie deshalb so unglücklich? Wegen ein paar Kleider?“
„Das ist wohl nur ein Grund. Ich denke, sie vermisst auch ihre Familie.“ Lady Gerville schaute Paen missbilligend an. „Und du bist ihr nicht gerade eine Stütze.“ „Was, ich?“ Paen riss die Augen auf. „Was kann ich denn machen? Ich habe nichts getan, um sie unglücklich zu stimmen.“
„Du hast auch nichts getan, um sie glücklich zu stimmen“ , wandte seine Mutter ein. „Du schenkst Avelyn weniger Aufmerksamkeit als den Hunden. Denen wirfst du zumindest dann und wann einen Knochen hin.“
Paens Miene verdüsterte sich. „Tja, ich kann ihr schwerlich Aufmerksamkeit schenken. Oder habt Ihr vergessen, wie es um meine Hände steht?“
„Ich meinte nicht, dass du sie anfassen sollst“, entgegnete sie ungeduldig. „Hast du auch nur einmal daran gedacht, mit ihr zu reden?“
„Mit ihr zu reden?“ Paen sah sie verstört an, und die Augen seiner Mutter wurden schmal.
„Hast du es wirklich all die Jahre nicht mitbekommen, oder warst du einfach zu lange bei den Heiden? Dein Vater redet ständig mit mir, mein Junge.“
„So meinte ich die Frage nicht“, gab er verärgert zurück. „Ich meinte, dass sie diejenige ist, die ... oder zumindest diejenige war, die ... also, sie war recht...“
„Was er sagen will, ist, dass sie ihn auf dem Weg hierher nicht hat zu Wort kommen lassen“, warf sein Vater amüsiert ein. „Jedenfalls nicht, solange sie auf dem Pferd saß. “
„Nun, ich glaube, auf diese Weise hat sie sich wach halten wollen“, sagte Lady Gerville.
„Aye, mir ist ebenfalls schon aufgefallen, dass das Mädchen gerne schläft“, erwiderte Paens Vater trocken. „Ihre erste Reitstunde jedenfalls hat sie gleich im Sattel verschlafen.“
„Das war nur ein einziges Mal“, verteidigte Paens Mutter Avelyn. „Und auch nur, weil sie die ganze Nacht hindurch genäht hatte, wie ich bereits sagte.“ Sie seufzte. „Ich habe zwar versprochen, Stillschweigen zu wahren, aber ich weiß, dass es Avelyn belastet, für unfähig gehalten zu werden. Daher werde ich euch beiden jetzt etwas verraten. “
Paen und sein Vater tauschten einen Blick. „Sie ist gar nicht so unfähig?“, fragte sein Vater.
„Keineswegs“, erwiderte Paens Mutter entschieden. „Frau, ich weiß, dass Ihr sie mögt, aber sie kann ja nicht einmal reiten“, wandte Lord Gerville ein.
„Doch, kann sie.“
„Aber sie ...“
„Mutter hat recht“, unterbrach Paen seinen Vater, ehe der etwas einwenden konnte. „Vielleicht konnte sie es nicht, als wir von Straughton aufgebrochen sind. Aber sie ist ein wahres Naturtalent und saß perfekt, ehe wir hier ankamen. Ich hätte sie ab Hargrove alleine reiten lassen können, aber das hat sie sich noch nicht zugetraut. Daher habe ich sie weiterhin vor mir im Sattel sitzen lassen. “ „Ihr versteht beide nicht“, sagte seine Mutter. „Sie konnte reiten, bevor wir Straughton verlassen haben.“ „Macht Euch nicht lächerlich, Christina“, sagte sein Vater skeptisch. „Weshalb hätte sie lügen und sich als derart untüchtig hinstellen sollen?“
„Damit Paen seine Hände schont.“
„Was?“ Wie vom Donner gerührt starrte Paen sie an. „Tja, du hast doch darauf bestanden zu reiten“, erklärte sie. „Und Avelyn fürchtete wie ich, dass du deinen Händen damit weiteren Schaden zufügen würdest. Also hat sie dich glauben lassen, sie könne nicht reiten, damit du sie die Zügel halten lässt, während du ihr ,beibringst‘ zu reiten.“
Sein Vater schnaubte nur. „Das Mädchen hat den gesamten zweiten Tag über geschlafen.“
„Aber nur, weil sie die ganze Nacht hindurch genäht hat“, erinnerte sie ihn ein weiteres Mal geduldig. „Auch die folgenden Nächte hat sie mit Nähen zugebracht und war dennoch tags darauf wach, obwohl sie erschöpft war. “
Lord Gerville überdachte dies. „Dann sagt Ihr also, dass man ihr alles beigebracht hat, was eine anständige Gemahlin können muss?“
„Aye. Ihre Mutter hat mir während des Hochzeitsmahls aufgezählt, welche Fertigkeiten sie besitzt. Sie kann alles, und das vermutlich besser als andere Frauen in ihrem Alter.“
„Einen Haushalt führen? Kranke und Verwundete versorgen? Das Gesinde unterweisen?“, hakte Paens Vater nach.
„Aye, all dies und mehr.“
„Weshalb hat sie sich dann nicht um Paens Hände gekümmert? Stets seid Ihr es, die seine Verletzungen untersucht und neu verbindet.“
Paens Mutter blickte betreten drein. „Aye, und dafür
Weitere Kostenlose Bücher