Die Braut des Scheichs
bis dahin erfolgreich eingeredet hatte, die einzig vernünftige Erklärung für Blaize’ Verhalten wäre, dass er sie schlicht und einfach benutzt hatte und jetzt nicht mehr brauchte, durchzuckte es sie freudig und erleichtert. Das war sicher Blaize! Sie hatte alles missverstanden. Und er kam jetzt, um es ihr zu erklären und um sich bei ihr zu entschuldigen … und um ihr zu sagen, wie sehr er sie begehrte und liebte!
Strahlend öffnete sie die Tür. Aber da draußen stand nicht Blaize, sondern ihr Cousin Saud. In ihrer Enttäuschung sah Xenia ihn nur stumm und entgeistert an.
„Hast du gepackt?“ fragte Saud.
„Gepackt?“
„Natürlich … ich habe meiner Mutter ja gesagt, sie hätte dich vorher anrufen sollen, um sich zu vergewissern, dass du bereit bist!“
Bereit? Schuldbewusst fiel Xenia ein, dass sie ihrem Großvater zugesagt hatte, an diesem Tag in die Familienvilla umzuziehen. „Ich … ich bin ein bisschen spät dran, Saud“, sagte sie verlegen. Zumindest war das nicht gelogen. „Es tut mir Leid …“
„Schon gut“, meinte Saud gelassen. „Ich hab’s nicht eilig. Hat dir der Ausflug in die Wüste mit Rashid Spaß gemacht?“ fügte er beiläufig hinzu.
Für einen Moment verschlug es Xenia die Sprache. „Rashid?“ fragte sie dann mit bebender Stimme. „Du hast mich zusammen mit Rashid gesehen?“
„Ja, in einem der Geländewagen der Safari-Company“, bestätigte Saud.
„Aber das war doch …“ wollte sie protestieren, doch ihr Cousin unterbrach sie vergnügt grinsend.
„Meine Mutter plant schon für die Hochzeit. Sie meint …“
„Rashid!“ flüsterte Xenia. „Aber …“ Aber, was? Sie war doch mit Blaize zusammen gewesen! Mit Blaize, der nicht Rashid war … der unmöglich Rashid sein konnte!
„Ich nehme an, Rashid arbeitet im Moment oben in der Präsidentensuite, ja?“ fuhr Saud arglos fort. „Hat er dir schon seine neue Villa gezeigt? Die er draußen in der kleinen Oase gebaut hat, die ihm gehört? Seine Pferde? Seine Jagdfalken? Ich würde auch gern einen eigenen Falken haben, aber Dad meint, das komme gar nicht infrage … vor allem, weil ich in Amerika studieren soll.“
„Saud, ich … ich habe noch nicht fertig gepackt. Könntest du etwas später wiederkommen? In einer Stunde?“ unterbrach Xenia den Wortschwall ihres Cousins.
„Aber natürlich!“ willigte er sofort ein und verschwand.
Xenia blickte blind auf die Tür, die sich hinter Saud geschlossen hatte.
Ihr kleiner Cousin hatte behauptet, sie mit Rashid gesehen zu haben, aber sie war mit Blaize zusammen gewesen. Was bedeutete, dass sich Saud entweder geirrt haben musste oder … Ein unsäglicher Verdacht stieg in Xenia auf.
Die Präsidentensuite befand sich im obersten Stockwerk. Kreidebleich, aber entschlossen verließ Xenia ihre Suite und ging zum Aufzug. Es durfte einfach nicht wahr sein! Saud musste sich irren, aber sie wollte sich persönlich überzeugen … wollte ganz sicher sein.
Als sie den einzigen Lift verließ, der bist zur Präsidentensuite hinauffuhr, zitterten ihr die Knie, wobei sie sich nicht sicher war, ob vor Furcht oder vor Wut. Blaize konnte nicht Rashid sein! Das war unmöglich, undenkbar!
Ein weicher Teppich dämpfte ihre Schritte in dem Privatflur, der zu der Präsidentensuite führte. Nervös blickte Xenia auf die geschlossene Tür vor ihr. Was suchte sie eigentlich hier? Blaize war ein Strandgigolo, ein Abenteurer, ein Glücksritter, der von seinem Einfallsreichtum und anderer Leute Geld lebte, ein Mann ohne moralische Prinzipien, der sich seine eigenen Regeln schuf … und sie dann brach. Rashid war dagegen nach allem, was sie über ihn gehört hatte, ein überaus erfolgreicher Geschäftsmann, der kompromisslos seine Ziele verfolgte … ein Mann, der bereit war, eine ihm völlig unbekannte Frau zu heiraten, weil er sich davon persönliche Vorteile und Nutzen versprach. Die beiden konnten unmöglich dieselbe Person sein. Das war undenkbar … unerträglich! Saud musste sich geirrt haben!
Xenia nahm all ihren Mut zusammen und drückte auf die Türklingel.
Die Tür schwang nach innen auf. „Ja?“ fragte eine Männerstimme, die Xenia sofort erkannte, auch wenn der Ton ungewohnt geschäftsmäßig klang.
Ungläubig und stumm blickte Xenia geradewegs in Blaize’ Gesicht … nur, dass es nicht Blaize’ war. Es war … Obwohl er ihr in der halb offenen Tür praktisch den Weg verstellte, schob sich Xenia an ihm vorbei und betrat die Suite. Offenbar hatte sie Blaize …
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