Die Braut des Scheichs
…“
„Also doch!“ Soraya strahlte übers ganze Gesicht und drückte Xenia an sich. „O Xenia, ich bin ja so glücklich! Es freut mich so für dich … für euch beide. Er wird dir ein wunderbarer Ehemann sein. Und dein Großvater wird sich sehr freuen.“
„Aber nein, Tante, du verstehst das ganz falsch“, versuchte Xenia rasch, das Missverständnis aufzuklären und den Schaden zu begrenzen. Es war eine Sache, sozusagen ihrer Tante zum Trost zu erzählen, dass Rashid tatsächlich angeboten hatte, sie, Xenia, zu heiraten … aber sie hatte dabei nicht den Eindruck erwecken wollen, sie habe seinen Antrag auch angenommen!
Doch leider war Soraya so leicht nicht mehr vom Gegenteil zu überzeugen. Alle Versuche, die Sache richtig zu stellen, tat ihre Tante fröhlich lachend ab. Rashid hatte Xenia einen Heiratsantrag gemacht … und welche Frau würde da Nein sagen? „Ich hätte Rashid vertrauen müssen“, sagte Soraya reumütig. „Allerdings war es sehr gedankenlos von euch beiden, deinen guten Ruf derart zu gefährden, Xenia. Deiner Mutter hätte es gar nicht gefallen, wie die Leute angefangen haben, über dich zu reden“, tadelte sie Xenia sanft.
Ihre Mutter! Xenia schluckte. Ihrer Mutter hätte der Klatsch sicher nicht gefallen, da hatte ihre Tante zweifellos Recht, aber ihre Mutter hätte sie, Xenia, auch nicht für das, was geschehen war, verurteilt.
„Dann seid ihr, Rashid und du, jetzt also verlobt!“ fuhr Soraya überglücklich fort. „Jetzt gibt es viel zu tun! O Liebes …“, sie drückte Xenia erneut an sich, „… ich wollte es dir eigentlich gar nicht sagen, aber jetzt, da du mich mit der Nachricht von eurer Verlobung beruhigt hast, kann ich es wohl. Wenn Rashid dir nicht die Ehe angeboten hätte, wäre unserer Familie ein großer Schaden entstanden. Es hätte unser Ansehen in einem Ausmaß geschmälert, dass auch die Geschäfte deines Onkel empfindlich gelitten hätten, ebenso wie die Aussichten deines Cousins auf eine gute Heirat. Und was deinen Großvater betrifft … ich übertreibe nicht, Xenia, wenn ich dir sage, dass die Schande ihn vermutlich umgebracht hätte.“
Umgebracht! Xenia erstarrte und hatte plötzlich das schlimme Gefühl, in eine Falle getappt zu sein, die keine Möglichkeit der Flucht mehr zuließ. Jetzt gab es wirklich keinen Ausweg mehr. Ihrer Familie zuliebe blieb ihr keine andere Wahl, als Rashid zu heiraten!
„O Xenia, du siehst so wunderschön aus“, flüsterte Soraya ihr überwältigt zu. „Eine hinreißende Braut.“
Sie standen zusammen in Xenias Schlafzimmer in der Familienvilla und warteten darauf, dass Abu Assad sie abholen würde, um sie zu der standesamtlichen Trauung zu geleiten, die sie unwiderruflich zu Rashids Frau machen würde. Danach sollte es zu Ehren des Brautpaares in einer festlich dekorierten Suite des Hotels ein üppiges Bankett geben. Xenias Tante hatte die Vorbereitungen während der vergangenen drei Tage fast rund um die Uhr überwacht, wohingegen Xenia es nicht über sich gebracht hatte, sich den Ort, an dem die Falle der Ehe endgültig hinter ihr zuschnappen würde, auch nur anzusehen.
Natürlich wäre es zwecklos gewesen, auch nur zu versuchen, ihrer Tante zu erklären, dass sie Rashid gar nicht heiraten wollte. Soraya hatte, wie so ziemlich alle, eine so hohe Meinung von Rashid, dass sie niemals geglaubt hätte, dass Xenia ihn hasste oder verabscheute.
Rashid wusste es natürlich. Dafür hatte sie gesorgt, als er gekommen war, um bei ihrem Großvater förmlich um ihre Hand anzuhalten. Ihrer Familie zuliebe hatte sie ihn zwar nicht offen zurückweisen können, aber ihre feindseligen Blicke hatten Bände gesprochen, als ihr Großvater sie dazugerufen hatte, um den Antrag anzunehmen.
„Es freut mich, dass du eingesehen hast, dass es für uns beide keine Alternative gibt“, hatte Rashid ihr noch nur für ihre Ohren bestimmt zugeflüstert.
Sie war gezwungen gewesen, gute Miene zum bösen Spiel zu machen, doch sie hatte das Gesicht abgewandt, als er sie zur Besiegelung ihrer Verlobung hatte küssen wollen, so dass seine Lippen nur ihre Wange berührt hatten. „Wie sittsam! Ganz die scheue Braut“, hatte er ihr spöttisch zugeflüstert. „Zu dumm, dass ich genau weiß, welche Leidenschaft in dir brodelt!“
Und nun gab es keinen Ausweg mehr. Ihre Brautjungfern – eine ganze Schar fröhlicher, hübscher Mädchen aus der ausgedehnten Verwandtschaft ihrer Tante und Rashids – befanden sich bereits in ihren märchenhaften
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