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Die Braut des Shawnee-Kriegers

Die Braut des Shawnee-Kriegers

Titel: Die Braut des Shawnee-Kriegers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Lane
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tiefer, als er von oben gewirkt hatte, und nun zog die starke Strömung sie nach unten. Verzweifelt schnappte sie nach Luft und schluckte dabei Wasser. Mit Armen und Beinen schlug sie blindlings um sich, während ihr allmählich die Sinne zu schwinden drohten.
    Sie begann zu ertrinken.

4. Kapitel
     
    Wolf Heart unterdrückte einen Fluch – den Fluch eines weißen Mannes –, als seine Gefangene über den Bootsrand schnellte und mit dem Kopf voran im braunen Wasser verschwand. Sein Ärger richtete sich mehr gegen sich selbst als gegen Clarissa Rogers. Er hätte wissen müssen, dass sie etwas in dieser Art plante.
    Sein erster Impuls war, ihr nachzuspringen, doch dann besann er sich anders. Wenn er ebenfalls ins Wasser tauchte, würde er das Kanu und alle Vorräte verlieren. Nein, er würde einfach ein Stück voraus ans Ufer paddeln und dort auf sie warten, wenn sie triefend und erschöpft die Uferböschung erklomm.
    Er drehte das Kanu quer zur Strömung und erwartete jeden Augenblick, Clarissas Rotschopf auftauchen zu sehen. Die Strömung war zwar ziemlich stark an dieser Stelle, aber das Ufer nicht weiter als einen Steinwurf entfernt. Ein guter Schwimmer konnte die Strecke im Handumdrehen bewältigen. Und wäre Clarissa keine gute Schwimmerin, wäre sie ja nicht gesprungen.
    Wolf Heart beobachtete gelassen die Wasseroberfläche. Die Sekunden verstrichen, und noch immer war Clarissa nicht aufgetaucht. Alarmiert machte er sich zum Sprung in den Fluss bereit, denn nun wurde ihm klar, dass irgendetwas nicht stimmte.
    Wie ein Blitz durchschnitt sein sehniger Körper die Wasseroberfläche. Das Wasser war von dem aufgewirbelten Schlick so trübe, dass er die Hand nicht vor den Augen sah. Keine Spur von Clarissa. Angst packte ihn, und er tauchte tiefer. Er hielt sich flussabwärts. Seine harte Vorbereitung für die Mannbarkeitsprüfungen, bei denen er als Junge sein pa-waw-ka errungen hatte, leistete ihm jetzt gute Dienste. Vier lange Wintermonde hatte er sich jeden Morgen gezwungen, nackt in den eiskalten Fluss zu springen. Am letzten Tag hatte er vor den Augen des gesamten Dorfs drei lange Tauchgänge gemacht. Beim letzten war er bis unter die Eisdecke des Ohio geschwommen, wo seine tastenden Hände die durchscheinende Muschel gefunden hatten, die er jetzt in seinem Medizinbeutel bei sich trug.
    An diesen Tauchgang erinnerte er sich, als er nach Clarissas schlankem Körper suchte. Er dachte wieder an die Angst, die Dunkelheit und die tödliche Kälte. So wie er damals sein pa-waw-ka gefunden hatte, musste er nun sie finden.
    Als die Lungen ihm den Dienst versagten, tauchte er schließlich auf. Während er gierig nach Luft schnappte, suchten seine Augen die Wasseroberfläche ab. Dann tauchte er wieder unter. War es möglich, dass sie nur mit ihm spielte, sich irgendwo versteckte und ihn heimlich auslachte, während er den Fluss nach ihr absuchte? Das würde diesem kleinen Kobold ähnlich sehen. Doch nein, eine innere Gewissheit sagte ihm, dass Clarissa in Lebensgefahr schwebte.
    Die Strömung wurde stärker. Wolf Heart spürte, wie sie ihn auf einen Felsvorsprung zutrieb. Wenn er Clarissa nicht bald fand …
    Sein Herz setzte einen Moment lang aus, als seine Finger in langes Haar griffen. Er fasste zu, und im nächsten Augenblick spürte er ihren Kopf, ihren Hals und ihr Gesicht. Dann packte er sie um die Mitte. Sie reagierte nicht.
    Mit einem Ruck zog er Clarissa aus dem Felsspalt, in den die Strömung ihren Körper getrieben hatte. Wie eine leblose Puppe hing sie in seinen Armen, während er nach oben strebte und endlich die Wasseroberfläche erreichte.
    Dort angekommen, sah er, dass ihr Gesicht blau angelaufen war. Eine Ader pulsierte fast unmerklich an ihrem Hals, doch sie atmete nicht.
    Wolf Heart schwamm hastig zum Ufer. Sobald er Boden unter den Füßen hatte, hob er Clarissa hoch. Ihr nasses Haar lag schwer über seinem Arm, und das Kleid klebte an ihrem schlanken Körper. Wolf Heart schaute auf ihre geschlossenen Augen und dachte an ihr Lachen, an ihre lästigen Fragen und ihren erstaunlichen Mut. Mit aller Kraft kämpfte er sich durch das Wasser voran. Der Weg zum Ufer erschien ihm unendlich lang.
    Endlich hatte er die Böschung erreicht und ließ Clarissa mit dem Gesicht nach unten ins Gras gleiten. Er kniete sich rittlings über sie und begann, mit beiden Händen ihren Rücken zu bearbeiten. Rhythmisch drückte er die Rippen zusammen, um die Atmung in Gang zu bringen.
    Warum hatte er sie vorhin im Wald nicht

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