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Die Braut des Shawnee-Kriegers

Die Braut des Shawnee-Kriegers

Titel: Die Braut des Shawnee-Kriegers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Lane
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nichts erinnerte mehr an Seth Johnson.
     
    Das Kanu fuhr knirschend auf das sandige Ufer. Der Krieger ließ das Paddel ruhen, und ein Grinsen breitete sich über sein pockennarbiges Gesicht.
    " Tap-a-lot, Bruder!" begrüßte er seinen Freund, aber sein neugieriger Blick hing fasziniert an Clarissa. "Du sagtest, du wolltest auf die Bärenjagd. Ist dies eine neue Bärenrasse? Nein, sieht mir eher nach einem Fuchs aus. Dieser rote Pelz wird sich fabelhaft auf deinem Bett ausnehmen."
    Wolf Heart runzelte die Stirn und streifte Clarissa mit einem flüchtigen Blick. Natürlich verstand sie kein Wort dessen, was Cat Follower gesagt hatte, doch in den nächsten Stunden würde sie zur Zielscheibe vieler solcher Witzeleien werden, und der Gedanke schnitt ihm ins Herz. Oh ja, er hätte sie gehen lassen sollen, als noch Zeit dafür war. Nun war es zu spät.
    "Und was ist aus deinem Kanu geworden?" Cat Followers Grinsen wurde breiter und entblößte eine Zahnlücke. "Du siehst ziemlich nass aus, Bruder, genau wie dein Rotfuchs. Könnte es sein, dass es euch beide ins Wasser geworfen hat? Welche Schande!"
    "Soll nicht deine Sorge sein", erwiderte Wolf Heart scharf. "Es ist noch ein weiter Weg bis zum Dorf. Schafft dein Kanu uns alle drei?" wollte er wissen.
    Schmunzelnd wies Cat Follower mit einer Hand auf das leere Boot. "Wie du siehst, war dies kein guter Tag zum Jagen, aber des einen Pech ist des anderen Glück. Da ich selbst keine Beute gemacht habe, ist genug Platz für dich und auch für deinen bleichhäutigen Fuchs."
    "Dann schulde ich dir Dank." Wolf Heart schob Clarissa zum Boot. Als seine Fingerspitzen ihren Rücken berührten, spürte er ihre Angst in den verspannten Muskeln. Diesmal allerdings versuchte sie nicht zu kämpfen oder fortzulaufen. Sie hatte keine Kraft mehr.
    Er setzte sie in den Bug des Bootes, schob es vom Ufer ab, schwang sich hinter seinem Freund hinein und nahm das zweite Paddel. Steif und schweigend saß seine Gefangene da, während das Boot in den Strom hinausglitt. Ihr Haar ringelte sich in nassen Strähnen über ihre Schultern.
    Cat Followers harte Muskeln zeichneten sich deutlich unter seiner pockennarbigen Haut ab. Vor Jahren, als er erst sechzehn Sommer zählte, hatte seine Familie einen Trapper aufgenommen, der fiebernd und zu Tode erschöpft in ihr Lager geschwankt war. Der weiße Mann hatte sich erholt und war weitergezogen, aber er hatte die Krankheit in das kleine Shawnee-Dorf getragen. Cat Follower hatte als Einziger überlebt.
    "Was hast du mit ihr vor?" fragte er und beobachtete versonnen das Spiel der Sonnenstrahlen auf Clarissas Haar.
    "Das habe nicht ich zu entscheiden", antwortete Wolf Heart gepresst. "Du kennst unsere Gesetze ebenso gut wie ich. Der Rat wird entscheiden."
    "Das bedeutet Spießrutenlauf." Cat Follower warf seinem Freund einen Blick zu. "Der Rat wird es verlangen."
    "Ja, ich weiß."
    "Sie ist nicht stark genug, Bruder. Schau sie dir nur an. Sie ist so dünn wie ein Weidenzweig."
    Wolf Heart hörte die Skepsis in der Stimme des anderen. Selbst für einen Mann war der Spießrutenlauf eine grausame Prüfung. Es war kaum zu erwarten, dass ein so zartes Mädchen eine solche Tortur überleben würde.
    Und dennoch – als Wolf Heart beobachtete, wie aufrecht und würdevoll sie im Boot saß, kam er zu der Überzeugung, dass er die Hoffnung nicht aufzugeben brauchte. "Eine Weide ist biegsam", sagte er leise, "aber sie bricht nicht."
     
    Clarissa hörte die Stimmen hinter sich, aber die Sprache war ihr so fremd wie das Geschnatter von Wildgänsen oder das Heulen der Wölfe. Die beiden Männer sprachen über sie, dessen war sie sich gewiss. Vielleicht war es ja auch ganz gut, dass sie sie nicht verstand. Ihre Angst war auch so schon groß genug.
    Sie klammerte sich am Bootsrand fest, während das schlanke Gefährt das schäumende Wasser durchpflügte. Die Gischt fühlte sich auf der Haut kühl an, und die wilde Fahrt des Kanus weckte eine sonderbare Erregung in ihr. Clarissa gab sich dem Genuss des Augenblicks hin. Vielleicht war es das letzte Mal …
    Rasch schloss das Boot zu den anderen auf. Clarissa spürte die Spannung unter den jungen Kriegern, die sie unverhohlen anstarrten, als hätten sie noch nie so rotes Haar und so helle Haut gesehen. Sie straffte den Rücken und starrte unverfroren zurück. Dies gab ihr zumindest Gelegenheit, ihre Häscher eingehend zu betrachten.
    Noch vor ein paar Stunden hatte sie geglaubt, dass Wolf Heart mit seinem schwarzen Haar und der

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