Die Braut des Shawnee-Kriegers
neckten und liebkosten sie einander.
"Ich würde eher sagen, sie haben ihren Spaß miteinander." Wolf Hearts leises Lachen klang ein wenig gepresst. "Komm, solange sich die beiden miteinander beschäftigen, können wir uns hinter den Felsen schleichen. Von dort führt ein Weg nach oben."
Clarissa folgte ihm. Der Wind fuhr beißend durch ihr triefendes Kleid, aber es war nicht nur die Kälte, die sie mit einem Ruck in die Realität zurückgeholt hatte. Ihr Gesicht brannte vor Scham, weil ihr klar wurde, dass sie sich beinah hätte entehren lassen, ja, sich nichts sehnlicher gewünscht hatte.
Niemals, schwor sie sich mit jedem Atemzug, niemals wieder.
Wolf Heart war ein abtrünniger Wilder, der ihr nichts als Armut, Entbehrung und Gefahr bieten konnte. Sich einem solchen Mann hinzugeben, wie sie es um ein Haar getan hätte, würde bedeuten, jeden Anspruch auf Anstand und Würde aufzugeben. Gewiss, sie könnte immer noch entkommen und nach Baltimore zurückkehren, aber sie wäre behaftet mit einem schlimmen Makel, eine Geächtete bis ans Ende ihrer Tage.
Wolf Heart stieg vor ihr den gewundenen Pfad hinauf. Clarissa schlich in seinem Schatten hinterher, und der felsige Boden schnitt in ihre zarten Fußsohlen. Er hatte kein Wort gesprochen, seit sie den Teich verlassen hatten, und das Schweigen lastete immer mehr zwischen ihnen.
Als sie das Ende des langen Wegs erreicht hatten, war unten am Teich das Lachen und Quietschen verstummt, und man hörte nur noch ein entferntes, gedämpftes Seufzen und Stöhnen. Es gehörte nicht viel Fantasie dazu, sich vorzustellen, was dort geschah.
Clarissa verscheuchte die verbotenen Bilder aus ihren Gedanken, und plötzlich durchfuhr sie ein schmerzhafter Stich. Der lauschige Teich war von Natur aus wie geschaffen für heimliche Rendezvous. Wolf Heart schien den Ort gut zu kennen, vielleicht zu gut! Wie viele junge Frauen hatte er wohl schon aus demselben Grund dort hingelockt? Und jetzt sie!
Heiße Empörung kochte in ihr hoch. Was für eine Gans sie doch gewesen war! Er hatte sie mit voller Absicht hergebracht, um sie zu verführen, und sie wäre ihm um Haaresbreite auf den Leim gegangen!
Zu erbost, um ihre Zunge im Zaum zu halten, stürmte sie die letzten Schritte hinter ihm her, bis sie ihn eingeholt hatte. Er stand mit verschränkten Armen da, und sein dunkler Körper schimmerte im Mondlicht. "Du!" herrschte sie ihn an. "Du wusstest genau, was du da unten wolltest, oder? Du hast es von Anfang an so geplant."
Sein kantiges Gesicht verhärtete sich. "Du warst es doch, die schwimmen lernen wollte", gab er mit gepresster Stimme zurück.
"Aber ich habe mehr bekommen, als vereinbart war, meinst du nicht? Du hattest dir nicht nur eine Schwimmstunde vorgestellt. Du hattest die Absicht, mich zu … mich zu verführen!"
"Dich zu verführen?" wiederholte er ungläubig. " Dich zu verführen?" Ein erstickter Laut kam aus seiner Kehle, und dann brach er in heiseres Lachen aus.
"Was ist daran so komisch?" fauchte Clarissa und wurde immer wütender. "Nur weil ich nicht bereit war, eine weitere Kerbe auf deinem Holz zu werden, eine in der Reihe deiner vielen Eroberungen …"
" Meiner Eroberungen!" Er rang sichtlich um Fassung. "Da unterschätzt du dich aber sehr, Clarissa Rogers. Immerhin warst du es, die mich wie eine Wildkatze umschlungen hat."
"Oh!" Mit flammenden Blicken starrte sie ihn an. Heiße Tränen schossen ihr in die Augen. Sie stürmte an ihm vorbei in Richtung der Büsche. "Geh mir aus dem Weg, Wolf Heart, oder Seth Johnson, oder wer immer du bist! Es ist mir egal, wie viele Shawnee-Mädchen du in den Teich zerrst, oder was du da mit ihnen treibst. Merk dir nur eines: Komm nie wieder in meine Nähe – niemals wieder!"
Wolf Heart blieb wie angewurzelt stehen, als Clarissa in der Dunkelheit verschwand. Ihr würde schon nichts passieren. Das Dorf war nicht weit, und es lebte niemand dort, der ihr übel wollte. Dennoch machte er sich Sorgen. Sie war so unberechenbar wie eine halbwüchsige Wildkatze. Ließ man sie gewähren, konnte man nie sicher sein, welchen Unfug sie anstellte.
Ein dunkler Fleck am Wegrand weckte seine Aufmerksamkeit. Er bückte sich und hob einen der großen Mokassins auf, die Swan Feather Clarissa gegeben hatte. Für einen Augenblick betrachtete er ihn sinnend und erinnerte sich an ihren Duft und das Gefühl, sie in den Armen zu halten. Er dachte an den Geschmack ihrer süßen, sinnlichen Lippen auf seinem Mund. Nie hätte er zulassen dürfen, dass
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