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Die Braut des Shawnee-Kriegers

Die Braut des Shawnee-Kriegers

Titel: Die Braut des Shawnee-Kriegers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Lane
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Heart in ihre Hütte und legten ihn mitsamt der Trage neben der kleinen Feuerstelle ab, wo bereits Wasser erhitzt wurde. Clarissa zwängte sich durch den Eingang, vor dem die Leute sich drängten, und eilte zu Wolf Heart, der blass und still dalag. Der Schein des Feuers glitt über seine geschundene, aufgerissene Haut.
    "Ihr könnt gehen." Swan Feather entließ die Krieger mit einer Handbewegung, und mit einem scharfen Blick auf Clarissa fuhr sie fort: "Du bleibst. Ich werde deine Hilfe brauchen."
    Während die Hütte sich leerte, kniete Clarissa sich neben Wolf Hearts Lager. Seine Augen öffneten sich, und er bewegte die aufgesprungenen Lippen. "Hunts-at-Night … hol ihn her."
    "Dazu ist jetzt keine Zeit", bellte Swan Feather. "Hör zu, Sohn meiner Freundin. Ich brühe ein paar Blätter auf, damit du schlafen kannst. Wenn du aufwachst …"
    "Nein!" Wolf Heart versuchte sich aufzurichten, doch seine heftigen Schmerzen vereitelten sein Vorhaben. Er fiel zurück auf die Trage, in seinen Augen aber lag ein entschlossener, zwingender Ausdruck. "Ich muss mit ihm sprechen … allein. Hol ihn her, jetzt sofort."
    "Ich gehe schon." Clarissa war auf den Beinen, noch bevor die alte Frau eingreifen konnte. Wenn der einäugige Häuptling etwas dazu beitragen konnte, Wolf Hearts Gemütszustand zu verbessern, dann sollte er kommen.
    "Also gut, dann mach schnell", hörte Clarissa Swan Feathers ungeduldige Stimme hinter sich, als sie bereits aus der Hütte schlüpfte und zur Ratshütte lief. "Beeil dich!"
     
    Hunts-at-Night hörte aufmerksam zu, als Wolf Heart in gequälten, abgehackten Sätzen von seiner furchtbaren Vision berichtete. Sie waren allein in der Hütte, nachdem der Häuptling alle anderen hinausgeschickt hatte. Swan Feathers Kräutersud simmerte auf dem Feuer, und sein würziger Duft erfüllte die Luft.
    "Ich habe es alles gesehen", versicherte Wolf Heart mit schmerzverzerrtem Gesicht. "Das Ende unserer Welt, das Ende von allem, was uns heilig ist. Und es geschieht durch die Hände jener, deren Blut in meinen Adern fließt." Sein Gesicht wurde zur Grimasse, als ein heißer Schmerz durch seinen Brustkorb zuckte.
    "Das ist nicht wahr, mein Sohn." Die Stimme des Häuptlings war warm und mitfühlend. "In deinen Adern fließt das Blut der Shawnee, wie auch dein Herz den Shawnee gehört. Du bist so sicher ein Teil von uns, als wärst du in einer unserer Hütten geboren." Er starrte in die Flammen. "Würde es dich überraschen, wenn ich dir verrate, dass ich in meinen Träumen die gleiche Vision hatte wie du?"
    Bestürzt schaute Wolf Heart zu ihm auf.
    "Ich weiß, was unserem Volk bevorsteht", sagte Hunts-at-Night leise. "Und jetzt weißt du es auch."
    "Aber was können wir tun, um es zu verhindern?" fragte Wolf Heart. Die schicksalsergebene Einstellung des Häuptlings schockierte ihn. "Es muss doch einen Weg geben. Wir müssen nachdenken … planen …"
    "Das alles werden wir tun." Auf Hunts-at-Nights narbigem Gesicht tanzten die Schatten des Feuers. Sein Auge glühte. "Wir werden kämpfen, wie es von Kriegern erwartet wird. Am Ende werden wir verlieren, aber wir werden in Ehren untergehen. Nur das erbitten wir von Weshemoneto, und nur das erwartet er von uns."
    "Die anderen … der Rat …" Wolf Heart versuchte wieder, sich aufzurichten, doch der Schmerz war unerträglich, und er ließ sich keuchend zurücksinken. "Wir müssen sie warnen. Wir müssen dafür sorgen, dass sie alle vorbereitet sind."
    Der Häuptling schüttelte den Kopf. "Was du gesehen hast, wird erst in vielen Jahren eintreffen. Willst du schon jetzt Angst und Kummer über unser Volk bringen? Ich für meinen Teil weigere mich, eine so grausame Wahl zu treffen."
    Wolf Heart schloss die Augen und kämpfte gegen die Schmerzen an, die kaum noch zu ertragen waren. Er hörte die Menschen draußen lachen … Die Frauen bestellten singend die kleinen Felder, auf denen Mais und Kürbisse wuchsen, und die Kinder jauchzten ausgelassen, während sie spielten und einander um die Hütten jagten. Ihm wurde klar, dass Hunts-at-Night Recht hatte. Die Menschen durften nicht mit dieser verheerenden Vision konfrontiert werden, die vielleicht erst in vielen, vielen Jahren Wirklichkeit wurde. Vielleicht, so versuchte er sich zu trösten, vielleicht auch niemals.
    "Wenn die dunklen Zeiten hereinbrechen, wird unser Volk einen starken Kriegshäuptling brauchen", sagte Hunts-at-Night. "Es ist ein Glück, dass du diese Vision hattest, kein Fluch. Setz dein Wissen weise ein, dann

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